
Guten Morgen liebe Leser!
Heute ist ein ganz besonderer Tag, wir feiern die Wiedervereinigung unserer Hauptstadt Jerusalem. Dieser einfache Satz würde, wenn ich ihn vielleicht in meiner Heimatstadt Oldenburg oder irgendwo anders im Ausland in einem Gespräch gesagt hätte, sofort eine Diskussion auslösen, oder wenigstens ein Schmunzeln. Denn gerade mal vier Staaten der Welt erkennen Jerusalem als Israels Hauptstadt an, neben den USA sind da noch Guatemala, Honduras und der kleine Inselstaat Nauro. Alle anderen Staaten der Welt sind anderer Ansicht. In vielen Ländern wird den Kindern in den Schulen noch Tel Aviv als Hauptstadt verkauft.
Auch Deutschland, Israels großer Freund, wie es von den deutschen Politikern immer wieder betont wird, auch wenn man sich bei Abstimmungen bei den Vereinten Nationen nicht immer wie ein bester Freund benimmt, sieht in Jerusalem nicht unsere Hauptstadt, obwohl die Bundeskanzlerin oder der deutsche Außenminister bei ihren Besuchen in Israel immer in Jerusalem empfangen werden. Angela Merkel war Gast in der Knesset, dem israelischen Parlament, das sich, wie es sich gehört, in der Hauptstadt befindet. Aber trotz der großen Freundschaft erlaubt sich dieser Freund, jeden Bau in der Stadt, sogar den Bau eines Kindergartens, zu kritisieren. Ich habe sogar in der Schule in Deutschland noch gelernt, dass Jerusalem, so wie Berlin, eine durch eine Mauer geteilte Stadt sei. Das war lange nach dem Sechstagekrieg, schon komisch irgendwie.
Ich denke, dass der Grund dafür, dass Jerusalem nicht als Hauptstadt anerkannt wird, die Angst ist, es sich mit anderen befreundeten Staaten zu verscherzen. Es ist kompliziert. Und wissen Sie was? Ich höre jetzt auf, mich zu beschweren. Mir ist es egal, was andere von Jerusalem denken.

Dummerweise ist der Status von Jerusalem für viele ein bedeutender Teil des sogenannten Nahostkonflikts. Als ich 1988 meinen Freunden in Deutschland erzählte, dass ich zum Studieren nach Jerusalem gehen werde, wurde mir empfohlen, sicherheitshalber eine Waffe mitzunehmen, da es dort ja sehr gefährlich sei. Jerusalem und Israel wurde als ein Ort angesehen, wo es ständig kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Was soll ich dazu sagen? Leider habe ich selber in den fast 33 Jahren, die ich in Israel lebe, davon 24 Jahre in Jerusalem, diesen Konflikt vor meinen eigenen Augen erlebt. Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Terroranschläge es in dieser Zeit in Jerusalem gegeben hat, es waren viel zu viele. Bei einigen der schlimmsten Anschläge bin ich selber kurz danach an der Stelle des Anschlags vorbeigefahren. Ich erinnere mich noch an zwei schlimme Anschläge auf einen Bus in der Jaffastraße im Jahr 1996. Ein Anschlag ereignete sich nur ein paar Hundert Meter vom Gebäude des israelischen Fernsehens entfernt, wo ich damals gearbeitet hatte. Bei einem anderen Anschlag wurde ein Verwandter einer Kollegin getötet. Die Jahre der zweiten Intifada, 2001 bis 2005 waren für mich die schwersten Jahre in Jerusalem. In dieser Zeit sind wir so gut wie nie in die Stadt gegangen. Genauer gesagt seit dem 9. August 2001, als das Pizzarestaurant Sbarro explodierte, 24 Stunden vorher hatte ich mit meiner Familie dort gesessen. Vielleicht kann ich also nicht so einfach sagen, dass ich die Ansicht anderer über Jerusalem ignoriere.

Und jetzt möchte ich etwas optimierter sein. Ich liebe Jerusalem und sehe sie auch heute als meine Stadt an, obwohl ich schon seit neun Jahren in Modiin wohne. Jerusalem wird immer meine Stadt bleiben. Ich habe in den vielen Jahren fast jeden Stein der Stadt kennengelernt. Ich empfinde die Stadt wie eine gute Bekannte, eine Freundin. An vielen Orten habe ich persönliche Erinnerungen. Ja, Jerusalem ist absolut meine Stadt. Einmal wurde ich von einem Arbeitskollegen im israelischen Rundfunk gefragt, ob ich ein gebürtiger Jerusalemer sei. Ich nahm diese Frage als Kompliment, ich habe mich anscheinend nicht schlecht eingelebt hier.
Beim Schreiben dieser Zeilen höre ich im Hintergrund die Berichte über die immer weiter ansteigende Anspannung in der Stadt. Seit einigen Tagen ist es unruhig in der Stadt. Und ausgerechnet heute, am Tag, an dem wir Jerusalem feiern wollen, scheint diese Anspannung ihren Höhepunkt zu erreichen. Am Nachmittag soll wie jedes Jahr der Fahnenmarsch durch die Altstadt stattfinden. Vielleicht ist das nicht unbedingt die beste Idee? Vielleicht sollten wir nicht immer nur mit unserem Herz, sondern auch mit unserem logischen Verstand handeln?

Sie sehen, ich bin selbst in einem gewissen Konflikt. Ich wünsche, dass unsere Stadt für alle Bewohner eine Stadt des Friedens ist, Jerusalem bedeutet schließlich “Stadt des Friedens”. Ob ich das noch erleben werde? Denn seit Jahrtausenden wird sich um Jerusalem gestritten, soll das ausgerechnet zu meiner Zeit anders werden? Mit diesen Gedanken befassen wir uns jetzt mit einem viel einfacheren Thema, dem Wetter.
Das Wetter für heute in Israel
Heute soll es deutlich kühler als gestern werden, doch im Landesinneren und in den Bergen wird es dennoch überdurchschnittlich warm bleiben. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 29 Grad, Tel Aviv 26 Grad, Haifa 25 Grad, Tiberias am See Genezareth 40 Grad, am Toten Meer 36 Grad, Beersheva 35 Grad, Eilat am Roten Meer 41 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist unverändert und liegt bei – 209,19 m unter dem Meeresspiegel. Es fehlen 39 Zentimeter bis zur oberen Grenze.
Und nun wünsche ich Ihnen im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute einen wunderbaren Montag. Feiern Sie mit uns die Wiedervereinigung unserer Hauptstadt Jerusalem. Hoffen wir, dass es ein friedlicher Tag werden wird. Machen Sie es gut.
Schalom aus Modiin!
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