
Das Schriftstück kommt gelegen, besonders in einer Zeit, in der der Antisemitismus drastisch steigt. Ebenso gelegen kommt die Einmischung des britischen Oberrabbiners Ephraim Mirvis in die Politik. Der ursprünglich aus Südafrika stammende Rabbi hat im Vorfeld der Parlamentswahlen appelliert, die Seele der Nation sei gefährdet, wenn es der Labour Partei gelingen sollte, zu gewinnen.
„Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde können kaum glauben, dass dies dieselbe Partei ist, die sie einst stolz ihr Zuhause genannt haben“, schrieb Mirvis in der Tageszeitung The Times. Er bezog sich auf die antisemitischen Aktivitäten innerhalb der Labour Partei, die seit geraumer Zeit für einen bis heute anhaltenden Skandal im Land gesorgt haben. „Inwiefern wird das Ergebnis der Wahlen den moralischen Kompass unseres Landes widerspiegeln“, fragte der Rabbi.
Das mittlerweile veröffentlichte Dokument der Church of England, das vom Rabbi zunächst unter Vorbehalt begrüßt wurde, erkennt die tragende Rolle der falschen christlichen Theologie an, die zur Stereotypisierung und Verfolgung des jüdischen Volkes geführt hat, und das über Jahrhunderte. Ein Beispiel für falsche Theologie ist, das Leid der Juden als Strafe für die Kreuzigung Christi darzustellen. Die Bibel belegt eindeutig das Gegenteil, dass das Leiden Jesu nämlich Gottes Wille war (Jesaja 53,10).
Der hier gebotene Ansatz ist viel hilfreicher als der von südafrikanischen Anglikanern unternommene Schritt, die gerade eine Resolution verabschiedet haben, welche die BDS Kampagne unterstützt (Boykott, Divestment und Sanktionen). Dieses südafrikanische Dokument ist vollkommen anti-israelisch und fördert die Lüge, dass die heutigen Juden für unterdrückerische Apartheidspolitik verantwortlich seien.
Das Dokument der Church of England überrascht insofern, betrachtet man die Entwicklung der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft, innerhalb der immer mehr Kirchen sich dem globalen Trend anschließen, Israel durch den BDS zu isolieren. Desweiteren ist ersichtlich, dass sie dabei ist, sich von der Schrift als absolute Autorität zu verabschieden, besonders was Sex und Ehe angeht.
Antizionismus ist in westlichen Kirchen sehr verbreitet, das bedeutet, die Buße über die Vergangenheit sollte auch mit einer Korrektur unserer modernen Auffassungen einhergehen, die die Juden betreffen. Das Dokument schlägt genau dies vor. Allerdings werden wir den Antisemitismus wohl nie besiegen können, wenn nach wie vor die Ersatztheologie gelehrt wird, ein Konzept, das besagt, die Kirche habe Israel ersetzt. Es sind nicht nur Corbyn und seine Kumpanen, die zum Judenhass beitragen, sondern ebenso die Kirchen, die nicht sehen, dass dem auserwählten Volk noch immer eine glorreiche Zukunft bevorsteht.
Wird das Dokument, das passenderweise „Gottes Unfehlbares Wort“ genannt wurde, in der Lage sein, das Klima an den Kanzeln zu verändern, wo Israel fast nie erwähnt wird, es sei denn als Lektion in Sachen historischer Übertretungen oder Triumphe? Und doch ist die Bibel förmlich übersät mit Hinweisen auf Israel, die nicht nur im Kontext auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart und die Zukunft deuten. Israel ist der dritthäufigste Name in der Bibel, nach Adonai und Elohim.
Aber wir ignorieren das immer wieder. Warum? Weil wir uns eine Weltansicht angeeignet haben, in der die Unterdrückten die Unterdrücker geworden sind und wo die Nation, die aus der Asche des Holocausts auferstanden ist, nicht mit den Juden der Bibel verwechselt werden sollte. Das ist es jedenfalls, was die südafrikanischen Anglikaner jetzt offiziell behaupten. Das ist allerdings auch die Ansicht vieler Pastoren in Großbritannien, was wahrscheinlich auf die Bibelschulen zurückzuführen ist, die sie besucht haben.
Das Dokument lenkt in eine andere Richtung. Sollte die Kirche wirklich Anteil an der Verantwortung für den Holocaust tragen – den Mord an sechs Millionen Juden wegen ihrer jüdischen Identität – dann wirft das viele Fragen auf, die die wahre Natur solcher Organisationen betreffen. Auch die Labour Partei, die Antisemiten in ihrer Mitte duldet, sollte die Gesinnung der gesamten Partei hinterfragen.
Als die frühe Kirche sich von ihren jüdischen Wurzeln abtrennte, stürzten wir in das dunkle Mittelalter, das fast tausend Jahre andauerte, bis Männer wie Martin Luther das Licht sahen. Doch selbst er schrieb antisemitische Zeilen, in denen er die Juden als verachtetes Volk darstellte, das Gott verstoßen hatte, womit er die Saat des Holocausts in dem Land säte, zu dessen Entstehung er beitrug.
Ohne die Juden hätten wir jedoch keine Bibel, keine Patriarchen, keine Propheten, nicht einmal Jesus. Gott hat noch immer Pläne für sein uraltes Volk, das wir heidnischen Christen unterstützen sollen (Rö. 15,27), für das wir beten sollen (Ps. 122,6) und dem wir das Evangelium verkünden sollen. Nicht umsonst steht in der Bibel: „Zuerst den Juden“ (Rö. 1,16).
Es ist äußerst wichtig, dass Pastoren wieder zu den Wurzeln unseres Glaubens zurückfinden. Viel zu lange haben wir Israel ignoriert, mit dem wir die „Wurzeln und Säfte des edlen Ölbaums“ teilen (Rö. 11,17), ohne den wir verdorren und sterben würden. Wir würden wie der faule Baum vertrocknen, der die institutionelle Kirche mittlerweile ist. Nicht umsonst hat Apostel Paulus die heidnischen Christen gemahnt: „Nicht ihr tragt die Wurzel, sondern die Wurzel trägt euch.“ (Rö. 11,18)
Wenn wir den vollkommenen Rat Gottes verkünden wollen, können wir den Israel-Faktor nicht außer Acht lassen. Wenn wir uns auf die Seite der Welt stellen und Israel fluchen, setzen wir uns dem Gericht aus. Doch wenn wir aufstehen und Israel ermutigen, werden wir gesegnet (1.Mose 12,3).
In der Bibel ist von Israel in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Rede, es gibt Prophetien, die noch gewiss dort stattfinden werden. Wir sollten daher genau beobachten, was dort vor sich geht, damit wir im Lichte der Schrift predigen und beten können.
Wir müssen uns wieder neu unseren jüdischen Wurzeln zuwenden. Es sollte nicht länger als exzentrisches Hobby einiger fanatischer Zionisten gelten, sondern als Aufgabe, die uns am Leben erhält!
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