
Manchmal muss aufpassen, was man sagt und wie man sich anzieht. Dies passierte in den letzten Tagen der israelischen Sängerin Noa Kirel. Zuerst empörte sie die Polen mit einem Kommentar und dann war sie für die orthodoxen Juden zu wenig bekleidet, oder anders gesagt, zu nackt auf der Bühne. In beiden Fällen dreht sich alles um eine sogenannte falsche Erziehung. Für die Polen wurde Israels Generation nach dem Holocaust falsch erzogen, weil es scheint, dass in Israel alle der Meinung sind, Polen hat an der Judenvernichtung teilgenommen. Und in Israel regen sich orthodoxen Juden auf, dass die hübsche Noa nicht angemessen gekleidet war und dies auch wegen ihrer falschen Erziehung.
Israels junge Popsängerin Noa Kirel verärgerte die Polen, als sie in der Presse unmittelbar nach dem europäischen Songcontest sagte: „Wenn Polen Israel 12 Punkte gibt, nachdem fast meine gesamte Familie Kirel im Holocaust ermordet wurde, ist das ein Sieg“. Kirel, die letzte Woche den dritten Platz gewann, löste in Polen eine Kontroverse aus, als sie die Vergabe der maximalen 12 Punkte durch Polen als Sieg für ihre Familie und für das Volk Israel bezeichnete. Familienangehörige von Kirels Vater wurden in Auschwitz ermordet. Vor etwa vier Jahren besuchte sie das Vernichtungslager mit ihrem Vater.

In einem langen Beitrag in den sozialen Medien sagte der stellvertretende polnische Außenminister Paweł Jabłonski am Samstag, er werde Kirel nach Polen einladen, „um zu verstehen, warum sie auf diese Weise über unser Heimatland denkt und um zu erklären, warum solche Kommentare für Polen schmerzhaft sind.“ Dieser Vorfall erweckte wieder den andauernden Streit zwischen Israel und Polen über Warschaus Bemühungen, die polnische Verantwortung für die Verfolgung und den Massenmord an den Juden auf seinem Territorium während des Holocausts herunterzuspielen. Jabłonski lud Kirel nach Polen ein um mit „ihren eigenen Augen die Orte sehen, an denen Nazi-Deutschland grausame Verbrechen gegen Polen und Juden in unserem Land begangen hat“.

Es ärgert die Polen sehr, dass Israelis Polen als Mitschuldige an den deutschen Verbrechen sehen und nicht als deren Opfer. „Dies ist oft das Ergebnis, weniger aus bösem Willen, als aus mangelndem Wissen und unvollständiger Bildung“, so der polnische Außenminister in seinem Beitrag.
Aber nicht nur das, wenige Tage später regte sich ein ultraorthodoxer Abgeordneter im israelischen Parlament über die hübsche Noa auf und verärgerte mit seiner Äußerung einen Großteil der israelischen Bevölkerung. Während einer Haushaltsdebatte in der Knesset äußerte sich Mosche Gafni aus der orthodoxen Vereinten Tora-Partei über seine Tochter. Diese hatte eine unterfinanzierte orthodoxe Bildungseinrichtung besucht, in der neben jüdischen Studien auch einige Kernfächer unterrichtet werden, die in den üblichen orthodoxen Schulen nicht gelernt werden. „Meine Tochter hat nichts über Noa Kirel gelernt, verdient sie deswegen keine staatliche Finanzierung“, sagte Gafni im Plenum, der dem Finanzausschuss der Knesset vorsteht. „Ich würde ein paar Kleider spenden, damit Kirel welche hat“, empfahl Gafni unter Gelächter und Kritik aus dem Plenum. Gafni scherzte über die minimale Kleidung der israelischen Popsängerin, die nicht den orthodoxen Standards für die Sittsamkeit von Frauen entspricht.

Die Likud-Ministerin für die Förderung der Stellung der Frau, May Golan, die sonst alles kritisiert blieb in diesem Fall stumm und gab keinen unmittelbaren Kommentar ab. Wahrscheinlich will sie ihre orthodoxen Koalitionspartner nicht verärgern, oder sie stimmt Gafni insgeheim zu. Auf der anderen Seite haben Abgeordnete der Opposition und eine führende Frauengruppe Gafni umgehend kritisiert.
Also, unsere Noa Kirel verärgerte die Polen und auch die orthodoxe Gemeinschaft in Israel, besonders die aschkenasische Vereinte Tora-Partei, die zum Großteil Nachkommen orthodoxer Familien aus den jüdischen Stätteln in Polen und anderen Ländern Osteuropas sind.
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Eine Antwort zu “Noa Kirel verärgert Polen und orthodoxe Juden”
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Man sollte die hübsche und hervorragende Sängerin Kirel einfach sein lassen, wie sie ist. Leben und leben lassen, es ist schon schlimm, dass so viele Vorfahren von dieser tollen jungen Frau ermordet wurden. Ich gönne ihr vollkommen den Erfolg beim ESC. Sie hat ihn sich verdient. Frauen die nicht nur hübsch sind, sondern auch wunderschön singen können, sind der Hammer. Leider gibt es nicht so viele, die auch noch hervorragend singen können.