
Boker Tov liebe Leser!
Ein weiteres Wochenende liegt hinter uns, eine neue Woche beginnt. Es ist bereits die 5. Woche zu Hause. Seit fast einen Monat bin ich nicht mehr in Jerusalem gewesen. Es kommt mir noch viel länger vor. Es war eine ganz andere Zeit, eine andere Welt, damals, bevor das Coronavirus kam und unser tägliches Leben von Grund auf veränderte.
Aber ich habe mich an diese neue Zeit gewöhnt. Meinen Tag beginne ich mit einer Tasse Kaffee, das hat sich nicht verändert, und den aktuellen Nachrichten. Ich informiere mich über die aktuelle Zahl der mit dem Virus infizierten (heute früh 10347), der schwer Kranken (175) und der von der Krankheit bereits genesenen (1341). Und bevor ich dann mit meiner täglichen Redaktionsarbeit beginne, gucke ich noch, wie das Wetter wird. Und wenn ich jetzt schon das Wetter erwähne, hier ist es:
Das Wetter für heute in Israel
Nach zum Teil sehr heftigen Regenfällen am Wochenende soll es in den nächsten Tagen erst einmal trocken bleiben. Heute ist es zum Teil noch bedeckt, doch die Sonne wird sich immer mehr durchsetzen und es wird wieder etwas wärmer. Aber keine Sorge, der Regen soll sich am kommenden Wochenende wieder zurückmelden, das ist gut, denn wir wollen einen vollen See Genezareth! Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 13 Grad, Tel Aviv 17 Grad, Haifa 14 Grad, Tiberias am See Genezareth 19 Grad, am Toten Meer 24 Grad, Beersheva 19 Grad, Eilat am Roten Meer 27 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist am Wochenende um einen weitere 5,5 (!) Zentimeter gestiegen und liegt jetzt bei –209.025 unter dem Meeresspiegel, es fehlen nur noch 22,5 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Werden wir den See noch voll bekommen?
Ein besonderes Jahr
Das Jahr 2020 ist wirklich ein besonderes Jahr, und eben nicht nur wegen des Coronavirus. Der immer weiter ansteigende Wasserpegel des See Genezareth ist ein Lichtblick in dieser nicht einfachen Zeit. Also ich habe es schon beschlossen. Unser erster Familienausflug wird, sobald er möglich sein wird, an den See Genezareth gehen.
Doch bis es so weit ist, geht es erst einmal mit unserem neuen Corona-Alltag weiter. Das Wochenende, wie auch den Pessach-Abend, haben wir zu dritt verbracht. Unser jüngster Sohn ist noch in seiner Basis, er wird allerdings morgen für ein paar Tage nach Hause kommen, und unser ältester Sohn wohnt, wie Sie vielleicht schon wissen, mit seiner Freundin zusammen in Tel Aviv. Seit 3 Wochen haben wir uns nicht mehr gesehen, also physisch. Wir sehen uns jetzt immer per Videogespräche. Auch an das kann man sich gewöhnen. Aber natürlich freuen wir uns schon jetzt auf den Moment, an dem wir uns endlich wieder treffen können.
100 Meter – “Weckruf”
Am gestrigen Schabbat wurde ich durch einen Aufruf der Polizei über den Lautsprecher geweckt. Dieser Aufruf wandte sich an zwei Spaziergänger, die wohl die Regenpause für einen kurzen Spaziergang genutzt hatten. Die Polizei fragte sie, was ihre Hausnummer sei. „Die Nummer 110 ist mehr als 100 Meter von hier entfernt“, wurden die Spaziergänger gemaßregelt. „Geht nach Hause, sonst gibt es 500 Schekel Strafe“, warnte der Polizist. Das ist nun Teil des Alltags. Wir dürfen uns nur bis zu 100 Meter vom Haus entfernen, es sei denn, wir müssen etwas einkaufen, dann darf man bis zum nächstliegenden Supermarkt oder der Apotheke fahren.
Einkaufen brauchen wir eigentlich gar nichts mehr, wir sind eingedeckt bis zum nächsten Monat und wahrscheinlich noch länger. Doch das neben den Matzot vielleicht wichtigste Produkt zu Pessach fehlt uns noch immer, die Eier. Obwohl noch vor Beginn des Pessach-Festes mehrere Millionen Eier aus dem Ausland eingeflogen worden waren, ist es mir noch nicht gelungen, etwas davon abzubekommen. Wir haben uns damit abgefunden, dass wir erst einmal auf unsere geliebten Matziot verzichten müssen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir haben so viele Matzot zu Hause gelagert, dass wir, sobald es wieder Eier in den Supermärkten geben wird, sicher bis zum nächsten Fest, Shavuot, noch Matziot essen werden können. Meine Kollegin Hannah hat Ihnen ja schon von den Matziot erzählt.

Rückkehr in den Alltag?
Und jetzt sitze ich wieder an meinem Laptop. Im Hintergrund läuft der Fernseher mit den letzten Meldungen. Ab heute darf man nur mit einer Schutzmaske das Haus verlassen. In Jerusalem soll ab 12 Uhr in einigen Stadtvierteln eine strengere Ausgangssperre beginnen. Gleichzeitig wird von dem Tag „danach“ gesprochen. Man diskutiert darüber, wie wir langsam wieder zurück zu unserem „normalen“ Alltag kehren können. Welche Geschäfte werden als erste wieder öffnen können, wie kann langsam wieder mit dem Schulunterricht begonnen werden. Fragen über Fragen. Auch bei uns zu Hause fragen wir uns, wie unsere Tochter ihr Studium beginnen wird und wie wir es finanzieren werden. Denn bis sie ihre Arbeit im Kino wieder beginnen kann, wird es sicher noch sehr, sehr lange dauern.
Aber wir bleiben optimistisch. So wünsche ich Ihnen jetzt, auch im Namen meiner Kollegen von Israel Heute, eine gute neue Woche, bleiben Sie gesund.
Schalom aus Modiin!
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