

Michael Selutin
Wie die meisten Menschen in Israel, erwachte ich am Samstag, als Sirenen in der Ferne heulten und immer wieder Explosionen zu hören waren. Wir hatten keine große Angst, da wir ähnliches öfters erlebt hatten, so dass ich zur Synagoge ging, ohne viel darüber nachzudenken.
In der Synagoge feierten wir Simchat Tora, das Fest der „Freude an der Tora“ und das Gebet war sehr lang. Wir tanzten mit der Torarolle, sangen und versuchten so fröhlich wie möglich zu sein. Für Kinder ist dieser Feiertag besonders ungesund, denn man wirft ihnen in der Synagoge Süßigkeiten zu.
Siehe auch: Ein trauriges Fest der Freude
Da es Schabbat und ein Feiertag war, konnte ich keine Nachrichten lesen, genauso wie die meisten religiösen Juden des Landes.
Aber der Krieg ging auch an uns auch nicht vorbei. Da Beit Shemesh so ziemlich in der Mitte des Landes liegt, wird es selten von Raketen beschossen, aber am Samstag heulte die Sirene sechsmal. Jedes Mal drängten wir uns in die hinterste Ecke der Synagoge, die sich im Keller eines Gebäudes befindet.
Meine Frau, die mit den Kindern zu Hause geblieben war, verbrachte jedoch einige Stunden in unserem Sicherheitsraum. Unsere drei Mädchen drängten sich panisch und ängstlich an ihre Mutter und weigerten sich über Stunden, den Sicherheitsraum zu verlassen, nachdem die Sirenen teilweise alle 10 Minuten geheult hatten.
Auch als schließlich keine Sirenen mehr ertönten, hatten sie ständig Angst und verließen das Haus nicht mehr. Das dauernde Grollen und die Explosionen, die aus der Ferne zu hören waren, und die Militärflugzeuge und Helikopter Richtung Gaza, die den ganzen Tag über unsere Köpfe flogen, ließen uns ahnen, dass die Situation äußerst ernst war.
Wie groß war dann der Schock, als wir dann am Abend endlich die Nachrichten lesen konnten!
Die Berichte und Bilder waren schrecklich, aber vor allem war ich überrascht, dass so eine Invasion überhaupt möglich war. Wut, Enttäuschung und zum ersten Mal, seitdem ich in Israel lebe, auch etwas Furcht, war meine erste Reaktion.
Analysten warnen schon länger vor einem Mehrfrontenkrieg gegen die Hamas im Süden, die Hisbollah im Norden, die Palästinenser im Westen und die israelischen Araber mitten unter uns. Hat dieser Angriff gezeigt, dass Israels Stärke möglicherweise eine Täuschung ist, an die wir uns so lange geklammert hatten? Kann Israel solch einen Mehrfrontenkrieg vielleicht sogar verlieren?
Am Samstag in der Synagoge hatte ich das Buch Daniel gelesen, das vor dem Hintergrund der Zerstörung Israels spielt. Ist so etwas wieder möglich?
Vielleicht beginnt jetzt auch der lang erwartete Krieg zwischen Gog und Magog, der ja kurz vor dem Ende unserer Zeit stattfinden soll.
Diese und ähnliche Gedanken kreisten wahrscheinlich in den Köpfen vieler Israelis herum. Sie hörten auch nicht auf, als ich schlafen ging. Der gestrige Angriff war anders als die Scharmützel, die ich bisher kannte. Die erste Runde des Krieges ging eindeutig an den Feind.
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2 Antworten zu “Wir warfen Bonbons, sie schossen Raketen”
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Danke für den Beitrag.
meine persönliche Einschätzung ist: wir sind im 2. Siegelgericht, Off 6…mit dem feuerroten Pferd und mit der Aussage, dass der Friede genommen wird….