
Boker Tov liebe Leser!
Es gehört zu den ersten Worten, die Einwanderer nach Israel lernen und bleibt im Leben eines Israelis für immer eines der wichtigsten Worte: Masgan – Klimaanlage. Man kann sich kaum vorstellen, wie Menschen hier gelebt haben, als es noch keinen Masgan gab. Unser Vorvater Abraham wird dafür gelobt, dass er an einem sehr heißen Tag vor seinem Zelt saß und nach Reisenden Ausschau hielt, die er verpflegen konnte,
„Und der Herr erschien ihm bei den Terebinthen Mamres, während er am Eingang seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war.“ (1. Mose 18:1)
Damals war es im Zelt wahrscheinlich nicht viel kühler als vor dem Zelt. Hätte sich der damals bereits sehr alte Abraham auch vor das Zelt gesetzt, wenn es einen Masgan hätte, oder wäre er drinnen geblieben und hätte aus dem Fenster geschaut?
Heutzutage kann man mit einem guten Masgan problemlos durch den Sommer kommen, aber die Motivation das Haus zu verlassen, ist dadurch ebenfalls ziemlich zurückgegangen. Meine kleinen Kinder zum Beispiel, haben kein Problem in der Hitze draußen zu spielen, aber ich dafür um so mehr. Wenn sie mich bitten mit ihnen zum Spielplatz zu gehen und ich dann an die brennende Hitze denke, die mich dort erwartet, vergeht mir sofort die Lust darauf. Ähnlich ist es bei unserem großen Sohn (13), der oft keine Lust hat das Haus zu verlassen. Oft versuche ich ihn von seiner Playstation zu entfernen und sage dann,
„David, geh doch mal raus, du spielst schon so lange!“
„Zu heiß,“ ist dann seine knappe Antwort.
„Du lebst in Israel, hier ist es immer heiß!“ Argumentiere ich. „Du kannst doch nicht immer zu Hause bleiben!“
„Geh du doch raus, die Mädchen wollten doch mit dir zum Spielplatz,“ sagt David, der in seiner Talmudschule die Kunst des Argumentierens perfektioniert hat.
„Zu heiß“, antworte ich und verdrücke mich wieder.
Um Autorität, die mir offensichtlich fehlt, geht es auch in unserem Thora-Wochenabschnitt. Korah, nach dem der Abschnitt benannt ist, fordert Mosches Autorität heraus und wirft ihm vor, auf eigene Faust und nicht auf Befehl Gottes gehandelt zu haben.
„Und Korah, der Sohn Jizhars, des Sohnes Kahats, des Sohnes Levis, nahm mit sich Dathan und Abiram, die Söhne Eliabs, und On, der Sohn Pelets, Söhne Rubens, und sie empörten sich gegen Mose, samt 250 Männern aus den Kindern Israels, Vorstehern der Gemeinde, Berufenen der Versammlung, angesehenen Männern. Und sie versammelten sich gegen Mose und gegen Aaron und sprachen zu ihnen: Ihr beansprucht zu viel; denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der Herr ist in ihrer Mitte! Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?“ (4. Mose, 16:1-3)
Mosche und Aaron haben demnach die Macht für sich alleine beansprucht, während doch ganz Israel heilig ist. Eigentlich eine sehr demokratische Argumentation: Nicht ihr beide, sondern ganz Israel soll herrschen. Der Denkfehler war jedoch, dass sich Mosche und Aaron nicht selbst auf diese Posten gesetzt hatten, sondern Gott es getan hat, der dies offensichtlich für besser als ein demokratisches System hielt. Die Rebellion von Korah hatte für ihn und seine Folger schreckliche Folgen,
„Und Mose sprach: Daran sollt ihr erkennen, daß der Herr mich gesandt hat, alle diese Werke zu tun, und daß ich nicht aus meinem eigenen Herzen gehandelt habe: Wenn diese sterben werden, wie alle Menschen sterben, und gestraft werden mit einer Strafe, wie sie alle Menschen trifft, so hat der Herr mich nicht gesandt. Wenn aber der Herr etwas Neues schaffen wird, so daß der Erdboden seinen Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was sie haben, daß sie lebendig hinunterfahren ins Totenreich, so werdet ihr erkennen, daß diese Leute den Herrn gelästert haben!
Und es geschah, als er alle diese Worte ausgeredet hatte, da zerriß der Erdboden unter ihnen; und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie samt ihren Familien und alle Menschen, die Korah anhingen, und all [ihre] Habe. Und sie fuhren lebendig hinunter ins Totenreich mit allem, was sie hatten, und die Erde deckte sie zu. So wurden sie mitten aus der Gemeinde vertilgt.“ (4. Mose, 28, 16: 28-33)
Man könnte nach diesen Versen zum Schluss kommen, dass Diskussionen und Kritik an der Führung im Judentum nicht erwünscht sind. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Abraham und Mosche diskutierten sogar mit Gott und stellten Seine Handlungen infrage, der Talmud besteht im Grunde nur aus Diskussionen und die Demokratie im heutigen Israel kann vor lauter Streit und Diskussionen kaum eine Regierung zustande bringen. Diskussionen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.
Die Weisen des Talmud kritisierten an Korah demnach nicht, dass er Mosche herausgefordert hat, sondern dass seine Kritik nicht „Le Schem Schamaim“ war. Le Schem Schamaim bedeuet wörtlich „Für den Namen des Himmels“, aber kann übersetzt werden mit „für gute Zwecke“, oder „aus den richtigen Gründen“. Korah forderte Mosche heraus, weil er die Macht übernehmen wollte, nicht weil er das Volk Israel fördern wollte und das war sein Fehler. Das klingt schon sehr modern, denn heute fragt man sich oft, ob es Politikern um die Wohlfahrt des Volkes geht, oder um ihre persönliche Wohlfahrt. Streiten Politiker Le Schem Schamaim, geht es ihren Bürgern gut, tun sie es nicht Le Schem Schamaim ist das Gegenteil der Fall.

Und noch einmal zurück zur Klimaanlage, dem Masgan. Ob wir auch heute auf ihn angewiesen wein werden, das verrät uns das Wetter für heute in Israel:
Heute wird es teilweise bewölkt bis heiter sein und sogar etwas kühler als gestern. Erst am Sonntag soll es dann wieder deutlich wärmer werden, sodass der Masgan am Wochenende vielleicht eine kurze Pause einlegen kann. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 24 Grad, Tel Aviv 25 Grad, Haifa 24 Grad, Tiberias am See Genezareth 31 Grad, am Toten Meer 33 Grad, Beersheva 29 Grad, Eilat am Roten Meer 35 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209.07 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen 27 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen gesegneten Schabbat.
Schabbat Schalom aus Bet Schemesch!
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