Bitte etwas Ruhe!

Nachdem die Knesset endlich in die Sommerferien gestartet ist, hoffen wir alle auf etwas mehr Ruhe im Land. Werden wir uns endlich vertragen?

von Dov Eilon | | Themen: Knesset, Justizreform
Wir sehnen uns nach einem ruhigen Sommer. Foto: Yossi Aloni/Flash90

Die Woche hat gerade erst begonnen, da haben wir schon wieder Dienstag. Ist das nicht enorm? Wer mich kennt, der weiß, dass ich es mit dem Dienstag habe. Er gilt als ein besonders guter Tag und bringt uns einen Schritt weiter zum nächsten Wochenende. Ja, am Dienstag beginne ich, an das Wochenende zu denken. Das klingt natürlich völlig idiotisch, ich weiß. Aber wer drei Kinder durch die Armeezeit gebracht hat, der weiß, wie bedeutend die Annäherung an die Ruhe des kommenden Wochenendes, das für uns immer schon am Donnerstag begann, in dieser Zeit ist.

Unsere Kinder sind mittlerweile älter geworden und haben den Armeedienst hinter sich. Doch das Warten auf das nächste Wochenende, das gibt es bei mir noch immer. Man kann sich nicht so schnell davon befreien. Genauso ist es dann am Ende des Wochenendes. Nach Ausgang des Schabbats habe ich noch immer dieses unangenehme Gefühl, dass nun alles wieder von vorne beginnt, d.h. Uniformen bügeln, die ganze Wäsche zusammensuchen und die Tasche für die neue Woche packen. Ihr seht, ich habe das alles noch in meinen Knochen, obwohl unser jüngster Sohn seinen Armeedienst schon vor 9 Monaten beendet hat.

Aber ich hatte gar nicht vor, über dieses Thema zu sprechen. Kommen wir also zurück zum heutigen Dienstag. Der August hat begonnen, Israel befindet sich genau in der Mitte der Sommerferien und auch die Knesset hat endlich den Sommersitz beendet. Das waren zwei ganz besonders heiße Monate, die mit der Verabschiedung eines der Gesetze im Rahmen der so umstrittenen Justizreform beendet wurden.

Der letzte Tag. In der Knesset wünscht man sich annehme Sommerferien, wie hier VerteidigungsministerYoav Gallant und der Abgeordnete Itamar Eichler. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Jetzt, wo also auch die Knesset in die Sommerferien gegangen ist, stellt sich die Frage, ob wir endlich etwas Ruhe finden können. Hier bei uns ist es seit mehr als einer Woche relativ ruhig geworden. Die Schutzzäune vor dem Haus des Justizministers Yariv Levin, nur ein paar Häuser von uns entfernt, wurden abgebaut, als ob man wüsste, dass in unserer Straße erst einmal die Ruhe einkehren wird. Kann es sein, dass der Justizminister mit seiner Familie in den Urlaub gefahren ist? Das würde eine Demonstration vor seinem Haus sinnlos machen. Oder haben die Gegner der Regierung verstanden, dass Proteste dieser Art keinen Zweck haben und dass es andere Wege gibt, seinen Unmut über die Politik der Regierung zu zeigen? Ich dachte immer, dass man dafür die Wahlen hat.

Demonstration gegen Bibi, dem “Crime Minister”, Tel Aviv am Samstagabend. Foto: Avshalom Sassoni/Flash90

Aber nein, es sieht so aus, als sei es nur in unserer Straße ruhig geworden. Denn am Samstagabend gab es wieder eine Demonstration auf der mittlerweile berühmten Kapplan-Kreuzung in Tel Aviv. Jetzt wird eben einfach gegen die Regierung protestiert, denn die Justizreform konnte ja nicht gestoppt werden. Es scheint jetzt wieder um „Nur-nicht-Bibi“ zu gehen, wie das große Schild mit der Aufschrift „Crime Minister“ zeigte.

Auf einem anderen Schild (siehe folgendes Foto) stand „64 Verbrecher haben die Kontrolle über uns übernommen“, damit waren die 64 gewählten Abgeordnete der Regierungskoalition gemeint. Wie war das noch mit der Demokratie?

Der Protest geht weiter, Tel Aviv am Samstagabend. Foto: Miriam Alster/Flash90

So wie es aussieht, geht der Streit zwischen den Seiten auch mitten in den Sommerferien munter weiter. Die nicht gewählte Anführerin des Protestes, Prof. Shikmar Bressler, sagte in einem Interview während der letzten Demonstration, dass sie in diesem Sommer keine Pläne für Sommerferien mit der Familie habe. Man werde weiterkämpfen, im August, September und bis in den Oktober hinein, wenn sich die Knesset wieder versammeln wird.

Verzichtet auf Sommerferien: Shikma Bressler will weiter protestieren. Foto: Avshalom Sassoni/Flash90

Ich versuche, etwas Abstand von diesem ganzen Schlamassel zu bekommen. Hier bei uns in Modiin versuchen wir, ein ganz normales Alltagsleben zu führen. Leider werden wir dabei durch die immer weiter steigenden Preise für alles, was man zum Leben braucht, gestört. Die Regierung hat uns versprochen, sich darum zu kümmern. Ich bin gespannt, ob sie damit erfolgreich sein wird. Denn durch diesen ständigen Kampf mit der Opposition, dem Kampf zwischen links und rechts, zwischen religiös und säkular, zwischen Ashkenazi und Mizrachi, kann sich niemand so richtig um die Dinge kümmern, die wirklich wichtig sind.

Und wenn zwei sich streiten, dann freut sich bekanntlich immer der Dritte, wer immer er auch sein mag. Die Auswahl ist groß.

So bitte ich für den Rest des Sommers um etwas mehr Ruhe und mehr gegenseitiges Verständnis. Ist das zu viel verlangt?

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