
In einer tiefgründigen Szene aus dem Film “Ein Rabbi im wilden Westen” (The Frisco Kid) zwingt Avram (Gene Wilder), ein polnischer Jude, der nach Amerika geschickt wurde, um eine Torah-Rolle an die jüdische Gemeinde von San Francisco zu liefern, Tommy (Harrison Ford), am Shabbat zu bleiben, obwohl sie von feindlichen Eingeborenen verfolgt werden.
Der unrühmliche Avram würde den Shabbat nicht schänden, auch wenn er dadurch sein Leben gefährdet. Indianer oder nicht, der Sabbat hat seinen eigenen Regeln. Er endet erst, wenn die Sonne untergeht. Avram muss den Sonnenuntergang also beschleunigen. Das macht er, in dem er die Sonne hinter einem hohen Berg verschwinden lässt,. Diese Art des Einfallreichtums, das der Unerfahrende als Betrug bezeichnen würde, ist Teil des jüdischen Lebens.
Ein nüchternes Beispiel dafür ist in dem folgenden Video zu sehen, das von der Facebook-Seite von Yehuda Polishuk entnommen ist. Dort werden Bauarbeiter gezeigt, die den Kiddush ausführen, bevor sie mit der Arbeit an der “Jehudith Brücke”, einer neuen Fußgängerbrücke in Tel Aviv, beginnen. Die Jehudith-Brücke stand im Zentrum einer nationalen Kontroverse, nachdem bekannt wurde, dass sie an Wochenenden gebaut werden würde (am Sabbat), um eine weitere Verschlimmerung der ohnehin schon prekären Verkehrslage in Tel Aviv zu vermeiden.
Eine der lautesten Stimmen in dieser Debatte war der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, der sich nicht um die Heiligkeit des Sabbats kümmerte. Huldai hat darauf bestanden, dass die Brücke mit oder ohne Genehmigung des Verkehrsministers Yisrael Katz gebaut wird, der die Arbeit am Sabbat zum Stehen gebracht hatte.
Der Streit zwischen Huldai und Katz erreichte den Obersten Gerichtshof, der schließlich für die Position von Huldai entschied. Die Shabbatarbeit an der Jehudith-Brücke wurde letzte Woche wieder aufgenommen und machte sie damit zu einem weiteren Beispiel für den Kampf um die Identität Israels als jüdischer Staat.
Ein weiterer Befürworter der Bauarbeiten am Shabbat war Yair Lapid, Chef der zentralistischen Yesh-Atid-Fraktion in der Knesset, der Katz und Premierminister Benjamin Netanjahu dafür kritisiert hatte, dass sie auf Kosten von Tel Avivs Pendlern den Forderungen ihrer ultraorthodoxen Koalitionspartner nachgegeben hatten.
Aber Lapid, Huldai und die übrigen, die kein Problem haben, den Sabbat zu verletzen, vergessen die Arbeiter selbst. Das Gesetz besagt, dass kein Jude gezwungen werden sollte, am Shabbat zu arbeiten. Aber was soll ein einfacher Bauarbeiter tun, wenn selbst der Oberste Gerichtshof diesen Verstoß unterstützt? Wenn er sich weigert, zur Arbeit zu erscheinen, könnte er seinen Job verlieren. Wie in dem Video zu sehen, heiligen diese Arbeiter den Sabbat zuerst und verletzten ihn dann durch den Bau einer Brücke.
Es ist eine Misere, in der sich ein Großteil der israelischen Gesellschaft heute befindet. Haben diese Arbeiter den Shabbat verletzt? Sie haben es sicherlich getan. Haben sie ihn trotzdem geheiligt? Sie haben es sicherlich getan. Im Kampf zwischen rivalisierenden Politikern sind es die Arbeiter, die Menschen, die sich fast immer in einer verlorenen Situation befinden.
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