Tacheles mit Aviel – „Achtung, messianische Diktatur!“

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. „Wehrt Euch gegen 225 messianische Diktaturgesetze!“ Heisst es auf Ankündigungen, die in den letzten Wochen die digitalen Medien des Landes überfluten.

von Aviel Schneider | | Themen: Justizreform
Aktivisten protestieren am 12. August 2023 in Tel Aviv gegen die von der Regierung geplante Justizreform. Foto: Miriam Alster/Flash90

Auch auf riesigen Plakaten in Tel Aviv und Jerusalem prangen diese Warnungen vor einer messianischen Revolution. Oft übertreiben alle. Das ist Unsinn, ich weiß, was die Reformgegner damit meinen, aber aus meiner Sicht passt das nicht zum Thema Israel! Was bedeutet messianische Diktatur?

Der Begriff “messianisch” wird in der heutigen israelischen Gesellschaft anders verstanden, als ihr ihn versteht. Es hat nichts mit messianischen Juden oder Jesusgläubigen Juden zu tun. Mit messianisch ist hier das messianische Zeitalter gemeint, in dem die jüdischen Siedler wieder eine Art biblische Herrschaft im Land errichten werden. Davor haben die Reformgegner zum Teil Angst. Aus meiner Sicht ist das ein taktischer Fehler, der mit diesem Begriff gespielt wird, denn letztlich ist jeder Jude Teil der messianischen und biblischen Idee und Essenz.

Wehrt Euch gegen 225 messianische Diktaturgesetze!  Quelle: “Chofschi beArtzeinu” (Frei in unserem Land)

Die Reformgegner, genauer gesagt eine bestimmte Gruppe unter ihnen, haben eine obsessive Antihaltung gegenüber der Regierung. Sie befürchten, dass die rechtsnationale Regierung mit Ministern wie den religiösen jüdischen Siedlern Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich die gesamte Koalition in eine „messianische Ecke“ drängt. Aus ihrer Sicht scheint der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu diesmal nicht hart genug zu sein, weil er weiß, dass seine Koalition sofort zusammenbricht, wenn er es nicht allen recht macht.

Siehe auch: Wie messianisch ist Israels Regierung wirklich?

Ich habe ein grundsätzliches Problem mit dem Begriff „messianische Diktatur“. In den Augen der Palästinenser und der arabischen Feinde sind wir ohnehin seit der Gründung des Staates Israel eine zionistische Diktatur. Was ist der Unterschied zwischen einer zionistischen und einer messianischen Idee? Die ganze Existenz Israels im Land ist eine biblische Erfüllung und damit eine messianische Idee. Das Judentum und die Heimkehr der Juden sind die Essenz dieser Behauptung. Der ganze politische Streit um das Land und um die heilige Stadt Jerusalem gründet in der biblischen Verheißung. Die Soldaten Israels verteidigen das Land aus biblischen Gründen, und diese verteidigen es aufgrund des biblischen Auftrags.

Aufruf zum Widerstand gegen die “messianische Diktatur”. Screenshot

Sogar die Staatsgründer schrieben in der Unabhängigkeitserklärung von 1948: “Der Staat Israel wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden gegründet sein, im Sinne der Visionen der Propheten Israels.” Israels Politik gründet auf der biblischen Verheißung und ist Teil des messianischen Heils. Aber zwei andere Begriffe fehlen in der Unabhängigkeitserklärung: Gott und Demokratie. Das ist übrigens ein Thema für sich, über das ich schon früher geschrieben habe.

In diesem Fall haben die Verantwortlichen für die Bekanntmachung den Punkt vermisst oder verpasst. Jede israelische Regierung im Land ist für die Feinde Israels eine jüdische Herrschaft, eine zionistische Herrschaft und damit auch eine messianische Herrschaft. Diese Werbekampagne innerhalb des jüdischen Volkes stärkt nur unsere Feinde und hilft aus meiner Sicht den Reformgegnern keinen Millimeter. Vielleicht haben einige unter den Reformgegnern die jüdische und biblische Idee Israels verloren, die Teil unserer Existenz und unseres Wesens in Volk und Land ist. Aber in einer solchen Zeit, in der alles chaotisch ist, machen beide Seiten taktische Fehler, die Reformgegner wie die Reformbefürworter.

Ansonsten wünsche ich allen Lesern einen gesegneten und schönen Schabbat im Kreise der Familie. Es werden bessere Zeiten kommen. Schabbat Schalom!

 

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3 Antworten zu “Tacheles mit Aviel – „Achtung, messianische Diktatur!“”

  1. Serubabel Zadok sagt:

    Da sieht man Mal, das nicht nur die orthodoxen Juden Gottes Sohn ablehnen und verleugnen, sondern dass Atheisten in Israel Gottes Sohn am meisten hassen. Sie hassen alles, was mit Gott zu tun hat und dazu gehört auch sein Sohn. Deshalb drücken sie sich so aus.

    • Axel Klinkewitz sagt:

      Tröstlich in all dem Aufruhr ist die Zusage Gottes, der nicht lügt:

      „Und ich will das Geschick meines Volkes Israel wenden, und sie werden die verwüsteten Städte wieder aufbauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, Gärten anlegen und deren Früchte genießen. Und ich werde sie einpflanzen in ihr Land; und sie sollen aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, nicht mehr herausgerissen werden!, spricht der Herr, dein Gott.“ Amos‬ ‭9:14-15‬ ‭

  2. Serubabel Zadok sagt:

    Die Reformgegner sind nur wegen dem schönen warmen Klima und der Lage am Meer in Israel, nicht weil sie an die Prophezeiungen Gottes glauben. Sie glauben nicht an Gott und wollen auch nichts von seinem Plan mit Israel wissen. Deshalb wäre es ihnen völlig egal, wenn Judäa ebenfalls an die Araber verschenkt werden würde. Solange sie sich in der Sonne an den Stränden Israels bräunen und weiterhin in Tel Aviv shoppen gehen können, ist ihnen alles andere egal. Die Reformgegner sind nur wegen bestimmten Vorteilen, die sie sich von einem Leben in Israel erhoffen, nach Israel gekommen.

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