Die jüngste Filmbiografie über Israels ehemalige Ministerpräsidentin Golda Meir erschien in Israel gerade zur rechten Zeit. Nicht nur 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg, sondern auch zu einer Zeit, in der das Volk Israel dringend wachgerüttelt werden muss. Kein Krieg in Israels Staatsgeschichte hat das Volk so sehr traumatisiert wie der 20-tägige Krieg im Oktober 1973. In den ersten Kriegstagen sah es so aus, als werde der junge Staat den Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens nicht überleben. Am jüdischen Versöhnungstag Jom Kippur griffen beide Armeen gleichzeitig im Sinai und auf den Golanhöhen an. Die Sirenen im Land heulten und die Menschen trauten ihren Ohren nicht. Ich empfehle den Film sehr, denn einerseits ist dies eine historische Dokumentation und andererseits eine Warnung für ein zerstrittenes Volk. Golda Meir sagte einmal: „Der Friede wird erst dann kommen, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben, als sie uns hassen“.

Golda Meir, die im britischen Spielfilm von Helen Mirren gespielt wird, hat in schicksalhaften Momenten die richtigen Entscheidungen getroffen. Der israelische Filmregisseur Guy Nattiv reparierte in seinem Film das Image der damaligen Regierungschefin Golda Meir. Im Grunde hat die einzige Frau an Israels Volksspitze nichts falsch gemacht. Wer einem möglichen Angriff nicht wahrnehmen wollte, war der Nachrichtendienst der Israelischen Streitkräfte Aman und Israels Geheimdienst Mossad, der im entscheidenden Moment versäumte, die Ägypter abzuhören. Golda hat für beide volle Verantwortung übernommen, obwohl sie dafür nicht persönlich verantwortlich war und schließlich von der Agranat-Kommission freigesprochen wurde.
Wäre solch ein Existenzkrieg in unseren Tagen ausgebrochen, dann würde dieser Krieg entweder das Volk Israel trotz aller Uneinigkeit im Volk wieder vereinen oder in das Ende reißen. Als damals das Feuer stoppte, hatte der Jom-Kippur-Krieg Israel 2.656 tote und 7.251 verletzte Soldaten gekostet. 294 Kriegsgefangene waren vom Feind gefangengenommen worden. Und das alles in einem Land mit einer Bevölkerung von nur 3,3 Millionen. Knapp 0,1 Prozent der israelischen Bevölkerung ist in diesem Krieg gefallen.

Der Spielfilm fundiert auf historischen Angaben und verweist erneut auf den Nervenzusammenbruch des einäugigen Feldherrn und Verteidigungsministers Mosche Dayan. Als er von Golda in den ersten drei Tagen mit dem Hubschrauber in den Norden geschickt wurde, um ihr mitzuteilen, wie die Lage der israelischen Truppen ist, kehrte er erschüttert zurück. Er wollte sein Amt als Verteidigungsminister niederlegen. In diesem Moment glaubte Dayan, dass es mit Israel zu Ende geht. Er murmelte „Armageddon“ und gab „dem Atomreaktor in Dimona den Befehl zu den nötigen Vorbereitungen“. Die 75-Jährige Golda und Kettenraucherin sagte „Nein“ und „ er solle sich zusammenreißen“. Sie brauchte sein Gesicht vor der Kamera, um das Volk zu beruhigen. Dayan war damals Israels mächtiger Feldherr im Sechstagekrieg von 1967 und das Volk vertraute ihm. Noch in der Euphorie seiner glorreichen Erfolge hat Dayan die Bedrohung aus Kairo und Damaskus erst kleingeredet und anschließend fast alles falsch gemacht, was man in dieser Notsituation falsch machen konnte. Der wahre Mann im Militärstab war eine Frau, Golda. „Um als Frau Erfolg zu haben, muss die Frau die Arbeit viel besser als der Mann machen“, so Golda.
Der Film stellt nicht nur das Image der Eisenlady wieder her, sondern ebenso das Image des israelischen Stabschefs zu dieser Zeit, David Dado Elazar. Ihm wurde nach dem Krieg vorgeworfen, er sei in dem Konzept (wie alle um ihn) gefangen gewesen, die arabischen Staaten würden Israel nach der Blamage im Sechstagekrieg nie wieder angreifen, und falls doch, dann würden „wir ihre Knochen brechen“. Im Film machte Golda Dado leise deutlich, selbstständig eine Gegenstrategie zu bestimmen, da Dayan aus ihrer Sicht nicht mehr fähig dazu sei. Für sie war es klar: „Wenn die Araber ihre Waffen niederlegen, dann wird es keine Kriege mehr geben. Wenn aber Israel seine Waffen niederlegt, dann wird der Staat Israel nicht mehr existieren“.
Parallel zeigt der Film auch Goldas Verhandlungen mit dem amerikanischen Außenminister und Juden Henry Kissinger. Erst nachdem die Amerikaner Israel Waffen und neue Kampfjets (Phantom) lieferten, nahm der Krieg eine dramatische Wende. Durch eine Gegenoffensive gelang es der israelischen Armee, Teile der ägyptischen Armee im Sinai einzukesseln. Am 25. Oktober 1973 endete der Krieg mit einem Waffenstillstand. Aber Golda bestand darauf, ein Waffenstillstand sei nur dann möglich, wenn der ägyptische Präsident Anwar Sadat den Staat Israel und seine Regierung offiziell anerkennt und nicht als irgendeine zionistische Herrschaft bezeichnet.
Der Spielfilm endet mit historischen Aufnahmen des Friedensvertrags zwischen Israel und Ägypten, den schließlich der erste Likudchef an der Regierungsspitze, Menachem Begin, 1979 in Camp David unterzeichnete. Die 1978 an Krebs verstorbene Golda Meir erlebte diesen Moment nicht mehr, aber sie war die erste, die hinter den Kulissen mit Sadat zusammentraf und ein Jahr vor ihrem Tod Sadat im israelischen Parlament in Jerusalem begrüßte und sich bestens mit ihm verstand. Es war Golda, die den militärischen Sieg im Jom-Kippur-Krieg zum Weg für ein Friedensabkommen mit Ägypten geebnet hatte. „Es stimmt, wir haben in allen Kriegen gesiegt, aber dafür haben wir einen Preis bezahlt. Wir wollen keine Siege mehr“, unterstrich Golda.
Golda ist mehr als ein Kinofilm, sondern in bestimmter Weise eine Wiedergutmachung an die israelische Premierministerin, die 1974 unter großem Druck der Öffentlichkeit ihr Amt niederlegen musste. Vielleicht braucht Israel wieder eine Frau an der Führungsspitze, denn Männer haben sehr oft ein zu großes und unnötiges Ego. Seit Jahren plädiere ich in Gesprächen mit meiner Frau und Freuden, Israel benötige dringend wieder eine Premierministerin. Warum nicht? Bis dahin rennt in die Kinos und seht euch den neuen Spielfilm Golda an.

Golda Meir, Bild: SA’AR YA’ACOV/GPO
Golda Meir wurde am 3. Mai 1898 in Kiew, Russisches Reich, heute Ukraine, geboren und ist am 8. Dezember 1978 in Jerusalem gestorben. Sie war eine israelische Politikerin der links-sozialistischen Mapai-Partei und war 1956 bis 1965 Israels Außenministerin und von März 1969 bis Juni 1974 Ministerpräsidentin. Schon während ihrer Kindheit in Kiew erlebte sie Pogrome gegen Juden. Dies erzählte sie Kissinger in ihrer Wohnung in Tel Aviv, als dieser in aller Eile nach Israel flog, um einen Waffenstillstand mit Kairo zu organisieren. Ihr Vater floh in die Vereinigten Staaten, als sie fünf Jahre alt war, und drei Jahre später holte er seine Familie nach Milwaukee, Wisconsin.
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2 Antworten zu “Darf ich den neuen Spielfilm „Golda“ empfehlen?”
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Der Film klingt interessant. Wann startet der Film in deutschen Kinos? Online konnte ich dazu nichts finden.
Lieber Aviel – sind Sie ein Prophet?
Sie schrieben über den Flm: “Wäre solch ein Existenzkrieg in unseren Tagen
ausgebrochen, dann würde er entweder das Volk wieder vereinen, oder…”
An das “oder” denken wir lieber nicht, denn entweder ihr siegt mit Seiner Hilfe oder Jeshua – der Messias kommt und besiegt die Feinde endgültig.
Das Volk kämpft bereits gemeinsam. Die zweitee Option wäre besser, aber die kann man nicht berechnen, nur wachend erwartend, damit er nicht so überraschend kommt, wie die Hamas.
Die Soldaten haben schon gesungen, sicher mit dem Herzen.
Wenn gesiegt wurde, lieber Aviel mit Familie und Freunden: zählt wieder die
Sterne – sie sind auch Prophetie für euer Volk! Schalom.
Das Gebet einer alten Witwe bleibt nicht ungehört. Und das ist mein Amt schon lange.