
„Die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen den Saudis und dem Iran ist eine ernste und gefährliche Entwicklung für Israel, die einen diplomatischen Sieg des Iran darstellt. Sie ist ein entscheidender Schlag gegen die Bemühungen, eine regionale Koalition gegen den Iran aufzubauen“, twitterte Ex-Premier Naftali Bennett nach Bekanntwerden des Abkommens. Der Saudi-Iran-Deal ist ein Misserfolg der israelischen Bemühungen, eine Anti-Teheran-Koalition im Nahen Osten mit den sunnitischen Regierungen aufzubauen.
Selbst Abgeordnete von Netanjahus Likud-Partei äußerten sich vorsichtig kritisch gegen den neuen Bund. „Das Abkommen ist sehr schlecht für Israel und die gesamte freie Welt“, sagte der Likudabgeordnete und Vorsitzende des Knessetausschusses für Außenpolitik und Sicherheit Yuli Edelstein. „Es ist an der Zeit, sich zusammenzusetzen und zu sprechen und die Streitigkeiten zwischen uns zu lösen, um uns wieder gegen die existenzielle Bedrohung zu vereinen“, schlug Edelstein vor. Von Benjamin Netanjahu, der sich auf einer Reise nach Italien befand, war am Wochenende keine Stellungnahme zu hören. Dieser Bund hat Israel überrascht, denn Premierminister Netanjahu sprach in den letzten Tagen von seiner Hoffnung auf eine Normalisierung der Beziehungen mit Saudi-Arabien.
Die Länder in der Welt und in der Region sehen ein gespaltenes Israel mit einer nicht funktionierenden Regierung, die auf die drohende Selbstzerstörung ausgerichtet ist. Und deswegen haben sich diese Länder, die sonst selbst zerstritten sind, für eine neue Einheit entschieden. In den letzten Wochen zeigten wir mehrmals, wie die arabischen Medien über die Spaltung im jüdischen Staat Israel berichten. Israels Feinde sagten öffentlich, dass dieser Tiefpunkt in Israel eine mögliche Chance für die arabische Welt gegen Israel sei. Die neuen Beziehungen zwischen den Schiiten in Teheran und den Sunniten in Riad signalisieren eine mögliche neue Epoche im Nahen Osten. Was Israel und die sunnitischen Regierungen näherbrachte, war das iranische Atomprogramm, das ebenso für die sunnitischen Völker eine Gefahr war.

Der neue Bund zwischen Riad und Teheran könnte den Bemühungen, das Abraham-Abkommen auszuweiten, schwer schaden, ein Ziel, dass sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu nach seiner Rückkehr ins Amt gesetzt hatte. Der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman hat offenbar eingesehen, dass Israel derzeit über keine zuverlässige Militäroperation gegen das iranische Atomprogramm verfügt und beschloss sich mit dem Iran zu versöhnen. Ein dramatischer Schritt, der in erster Linie als Ausdruck des Misstrauens gegenüber der amerikanischen Führung gewertet wird, aber auch ein saudisches Statement gegen die Vision von Ministerpräsident Netanjahu, der versprochen hat, den Iran zu isolieren.
Noch Freitagfrüh erwähnte Netanjahu seine Vision, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern mit einer Eisenbahnlinie von Saudi-Arabien nach Haifa zu normalisieren. „Mein Ziel ist es, Normalisierung und Frieden mit Saudi-Arabien zu erreichen. Die Eisenbahn sollte Saudi-Arabien und die Arabische Halbinsel via Jordanien mit dem Hafen von Haifa verbinden. Dazu müssen lediglich 200 Kilometer Eisenbahnstrecke hinzugefügt werden genauso wie eine direkte Ölpipeline von der Arabischen Halbinsel zum Mittelmeer“, sagte Netanjahu in Rom. „Damit können wir die Energieversorgung, die Europa braucht, deutlich effizienter gestalten und auf den Suezkanal verzichten. Ich denke, das sind reale Möglichkeiten.“

Für Netanjahus Bemühungen ist dies wie ein Schlag in den Magen. Israel betrachtete Saudi-Arabien als ein Land im eigenen Lager, das sich dem Iran widersetzt und dies war auch das funktionale Geheimnis der geheimen Beziehung zwischen Jerusalem und Riad in den letzten Jahren. Riad hat in Jerusalem einen Verbündeten, der sich dem Iran entgegenstellen könnte, wie eine Sicherheitsgarantie im Notfall. Und darum und drumherum wärmten sich die Beziehungen zwischen Jerusalem und Riad. Nun sieht es so aus, als ob Israel unter Benjamin Netanjahus Herrschaft alles im Gesicht explodiert. Wäre dies unter der Herrschaft einer anderen Regierungskoalition passiert, dann hätte Netanjahu sie auf heftigste Weise kritisiert.
Und das machen natürlich nun seine Oppositionäre, wie der ehemalige Premierminister Yair Lapid. Dieser bezeichnete das Abkommen ebenfalls als völligen Misserfolg für Israel und nannte es „einen Zusammenbruch unserer regionalen Verteidigungsmauern, die wir gegen den Iran aufgebaut haben. Das ist es, was passiert, wenn man sich auf den juristischen Wahnsinn konzentriert, anstatt die Arbeit gegen den Iran zu machen und die Beziehungen zu den USA zu stärken.“
„Die Netanjahu-Regierung ist ein schrecklicher wirtschaftlicher, diplomatischer und sicherheitspolitischer Misserfolg, und jeder Tag, den sie weitermacht, gefährdet sie den Staat Israel. Wir brauchen eine umfassende nationale Notstandsregierung“, fügte Bennett hinzu.
Die regionalen Rivalen Iran und Saudi-Arabien haben sich geeinigt, ihre Beziehungen wiederherzustellen und die diplomatischen Vertretungen in Gesprächen unter chinesischer Vermittlung wieder zu eröffnen, sieben Jahre nachdem die Beziehungen abgebrochen wurden. Riad hat die Beziehungen zu Teheran abgebrochen, nachdem iranische Demonstranten im Jahr 2016 nach der saudischen Hinrichtung des verehrten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr saudische diplomatische Vertretungen in der Islamischen Republik angegriffen hatten.
In Kairo wurde der neue Bund gelobt: „Ägypten verfolgt das Abkommen mit Interesse und erwartet, dass es dazu beiträgt, das Spannungsniveau in der Region abzubauen und die Sicherheit zu stabilisieren“. Auch Jordanien und Bahrain begrüßen die neue Freundschaft zwischen Iran und Saudi-Arabien und hoffen auf einen stabileren Nahen Osten. Bahrain spricht China seine Anerkennung für seine Vermittlung aus, die die diplomatischen Bemühungen des Irak und des Oman abgeschlossen hat, und äußert die Hoffnung, dass das Abkommen ein positiver Schritt zur Beendigung regionaler Differenzen und Konflikte auf diplomatischem Wege sei. Natürlich freuen sich auch die Hamas und die Hisbollah im Libanon, denn dies wird allen Völker in der Region dienen. „Das vereint den Islam gegen Israels Besatzung von Palästina“, so die Hamas.

Aber es gibt auch andere Meinungen. „Wir müssen verstehen, warum es passiert ist und wann. Es begann vor ungefähr einem Jahr, in einer Runde von Treffen zwischen Riad und Teheran“, bemerkte eine hochrangige Sicherheitsquelle gegenüber der Zeitung Maariv und fügte hinzu: „Die Saudis haben gefühlt, dass die Position des Westens gegenüber dem Iran schwach ist. Die Annäherung geschah in dieser Zeit. Auch wenn sich die Position des Westens seitdem geändert hat, war das nicht genug. Man muss verstehen, je stärker die westliche Position gegenüber dem Iran ist, desto weniger braucht Riad Beziehungen mit Teheran.“
Dieselbe Quelle ist auch der Meinung, dass es weitere Abkommen im Rahmen der Abraham-Abkommens nicht erschweren wird. Über Jahre hinweg haben wir immer wieder betont, dass der Westen den Nahen Osten missinterpretiert und hier haben wir wahrscheinlich wieder mal ein Beispiel. „Je mehr die Saudis Entschlossenheit erkennen, desto mehr wird dies zu einem saudischen Verhalten führen, mit dem Jerusalem zufrieden sein werden kann“, fügte die Quelle hinzu.
Mehr als Jerusalem sollte sich gemäß dem Sicherheitsexperten Ron Ben Ishai Washington Sorgen machen. Die Unterzeichnung unter chinesischer Schirmherrschaft stellt eine Trotzreaktion gegenüber den USA und ihren Status im Nahen Osten angesichts einer strategischen diplomatischen und wirtschaftlichen Errungenschaft des chinesischen Präsidenten Xi Jinping dar. Washington wird langsam irrelevant und China immer mächtiger. Schon zur Zeit der US-Präsidenten Obama und Trump formte sich China zur Konkurrenz und eigentlicher Hauptfeind der USA auf Gebieten, wie Wirtschaft, Militär und auch vom Status der führenden Macht im globalen Wettbewerb, wie jetzt im Nahen Osten.

Während des Wochenendes wurden Stimmen um Israels Regierungschef laut, die die vorige Regierung unter Naftali Bennett und Yair Lapid für den Bund zwischen den Schiiten und Sunniten verantwortlich gemacht haben. „Alles begann als Netanjahu in der Opposition war“, sagte ein Beamter in einer geschlossenen Pressekonferenz in Rom. „Es begann zur Zeit von Bennett und Lapid, denn es herrschte ein Gefühl amerikanischer und israelischer Schwäche. Westliche und israelische Schwäche führte zur Annäherung zwischen Teheran und Riad“.
Aber noch am Abend vor seiner Abreise nach Rom gab Netanjahu einem iranischen Radio mit Sitz in Washington ein Interview in Englisch, das auch ins Persische übersetzt und im Iran ausgestrahlt wurde. „Ein schrecklicher Atomkrieg wird ausbrechen, wenn die Welt Teheran nicht daran hindert, Atomwaffen zu beschaffen“, warnte Premierminister Netanjahu in seiner ersten Ansprache an das iranische Volk. „Wenn der Iran eine Atomwaffe erhält, werden wir alle mit diesem Problem konfrontiert werden. Es wird die Welt verändern“. Was für Auswirkungen der neue Bund zwischen den Schiiten und Sunniten auf das uneinige Israel haben wird, werden wir in der nahen Zukunft sehen. Vielleicht müssen auch wir endlich von unseren Feinden lernen und uns dringend vereinen.
2 Antworten zu “Israel ist gespalten – Schiiten und Sunniten vereinen sich”
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Die Rechtsreform ist absolut notwendig und dringend; sie ist mit Gottes Willen in Übereinstimmung, und seine Hilfe ist notwendig und das Wichtigste.
In Hesekiel 38, 13 sind die Befürchtungen der Abraham-Länder vorhergesagt. Sie haben
Angst, dass Gog von Magog sie angreift, wie er auch Israel im Visier hat. Da sich die Mullahs des Iran mit ihm verbündet haben, versuchen einige, von dort etwas zu erfahren.
Aber keine Angst, Gott wird rechtzeitig eingreifen.
„Ich –Gott—werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen werden; in ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen:“ (Hosea 5,15) DIESEN VERS HAT DORON SCHNEIDER IN VERBINDUNG mit einem ähnlichen Artikel geschrieben