Tacheles mit Aviel – Gott bewahre, dass wir uns am Altar streiten

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. Für die Mehrheit der israelischen Bevölkerung ist der Jom Hazikaron der heiligste Tag im Jahr. Nun hat man Angst, dass dieser Tag nächste Woche entheiligt wird.

von Aviel Schneider | | Themen: IDF, Tacheles mit Aviel
Israelische Soldaten salutieren während einer Zeremonie, bei der kleine israelische Flaggen auf die Gräber gefallener Soldaten gelegt werden. Nati Shohat/Flash90
Israelische Soldaten salutieren während einer Zeremonie, bei der kleine israelische Flaggen auf die Gräber gefallener Soldaten gelegt werden. Nati Shohat/Flash90

Der israelische Jom Hazikaron, Gedenktag für die Gefallenen der Kriege Israels und der Opfer des Terrorismus findet eine Woche nach dem Holocaust-Gedenktag statt. Wenn es einen Tag im Jahr gibt, der uns alle wirklich vereint, dann ist das der Jom Hazikaron. Egal wer du bist, was du bist und was du glaubst, die Erinnerung an unsere Kameraden, die in den Kriegen Israels gefallen sind, haben uns über Jahrzehnte hinweg zu ein Volk geformt. Nicht die biblischen Feiertage oder Fastentage haben das Volk Israel so sehr vereint, wie der jährliche Jom Hazikaron am Vorabend des Unabhängigkeittags. Jeder von uns, der in der israelische Armee diente, hat Freunde verloren und deswegen spricht uns dieser Tag mehr als alle anderen Tage im Jahr an. Ich habe vier Kameraden im ersten Libanonkrieg in den 80er Jahren verloren, worüber ich schon öfters geschrieben habe.

Am Jom Hasikaron werden gefallene Soldaten besucht. Foto von Nati Shohat/Flash90
Am Jom Hazikaron werden gefallene Soldaten besucht. Foto von Nati Shohat/Flash90

Montagabend nächste Woche werden im ganzen Land für eine Minute die Sirenen heulen und damit den offiziellen Gedenktag für die gefallenen Soldaten und die Opfer des Terrors beginnen. Seit dem Jahr 1860 haben über 24.000 Soldaten im Kampf für Israel ihr Leben gelassen. Die Zahl der zivilen Terroropfer liegt über 4,200. Die Zahl der Gefallenen und Terroropfer wird ab 1860 gezählt, da dieses Jahr als der Beginn des Zionismus gilt, mit dem Bau des ersten jüdischen Stadtteils außerhalb der Altstadt Jerusalems. Die genaue Zahl wird am Tag vorher bekannt gegeben.

Der Tod der Gefallenen Soldaten garantiert dem Volk Sicherheit und Leben. Junge Menschen, die ihr Heimatland verteidigt haben, Juden wie auch Moslems, Drusen und Christen haben ihr Leben geopfert, damit das Volk weiterleben kann. Blut musste geopfert werden damit ihre Familienangehörigen weiterhin in diesem umstrittenen Landstreifen weiterleben können. Der israelische Jom Hazikaron ist ein Tag, an dem wir uns alle an die Menschen erinnern, die ihr Leben in Kriegen und Terroranschlägen geopfert haben. Israels Existenz ist wie ein biblischer Altar. Um in diesem Land zu leben, muss Blut vergossen werden. Das gehört mit zum Bund zwischen Gott und seinem Volk Israel. Nichts ist umsonst.

Und gerade deswegen haben wir in diesem Jahr Angst vor der nächsten Wochen. Wegen den innenpolitischen Streit im Volk, befürchtet man bei den Gedenkzeremonien Krach im Land.

In einer Umfrage von Maariv stimmt die Mehrheit von 52 Prozent zu, dass angesichts der hitzigen Auseinandersetzungen um die Rechtsreform im Volk, Politiker beider Seiten am bevorstehenden Gedenktag der Gefallenen nicht zu Feierlichkeiten auf den Soldatenfriedhöfen erscheinen sollten. 32 Prozent haben nichts dagegen und 16 Prozent haben keine Meinung. Eine größere Zustimmung besteht natürlich bei den Regierungsgegnern, die mit 75 Prozent keine Politiker während den Trauerzeremonien im Land sehen wollen.

An diesem emotionalen Tag wollen viele Trauernde keine Politiker sehen. Foto von Nati Shohat/Flash90
An diesem emotionalen Tag wollen viele Trauernde keine Politiker sehen. Foto von Nati Shohat/Flash90

Die von Panels Politics initiierte Umfrage vor den Veranstaltungen zum Gedenktag für die Gefallenen und den Terroropfer zeigt die tiefe Kluft im Volk, die sich zwischen der israelischen Gesellschaft und ihren politischen Volksvertretern aufgetan hat. Aus diesem Grund wurde die Umfrage ausgeführt, da in den letzten Wochen zahlreiche Aufrufe von Hinterbliebenen in den Medien zu hören waren, keine Politiker bei den Gedenkzeremonien zu sehen. Selbst unter den rechten Wählern sind die Meinungen geteilt, 41 Prozent stimmen dem zu und wollen keine Politiker sehen und 40 Prozent sind anderer Meinung. Bis jetzt äußerte sich Israels Verteidigungsminister Yoav Galant mehrmals, dass die nationalen Gedenkfeiern wie jedes Jahr durchgeführt werden sollen. Der Vorsitzende der Organisation Yad Labanim, Eli Ben Shem, traf mit dem Verteidigungsminister deswegen zusammen. Er spiegelte dem Minister die düstere Situation wider, in der er seine Angst äußerte, was passieren wird, wenn Politiker zu den Zeremonien kommen, um ihre Reden zu halten. Laut Ben Shem haben über 8.500 Hinterbliebene gefallener Soldaten die Organisation kontaktiert und darum gebeten, dass dieses Jahr keine Politiker an den Feierlichkeiten teilnehmen sollen.

Worüber sich diesmal viele der Hinterbliebenen besonders aufregen ist die Tatsache, dass bei den Gedenkfeiern auch Minister und Knessetabgeordnete reden wollen, die nicht in der Armee gedient haben, in erster Linie religiöse und orthodoxe Juden. Darunter der religiöse Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir. Hinterbliebene haben Ben Shem bereits mitgeteilt, dass sie Ben-Gvir während der Zeremonie nicht erlauben werden, den Friedhof in Beer Sheva zu betreten. Ben Shem warnte vor möglicher Gewalt während der Zeremonien zwischen den hinterbliebenen Familienangehörigen und den Regierungsvertretern. Dieser heilige Tag der Erinnerung darf auf einen Fall zu einem Jom Kippur für die israelische Gesellschaft werden. Die Protestorganisationen haben ihrerseits Ben Shem mitgeteilt, dass sie nicht organisiert kommen werden, um auf den Friedhöfen zu protestieren.

Israelische Soldaten singen und umarmen sich. Foto von Miriam Alster/Flash90
Israelische Soldaten singen und umarmen sich. Foto von Miriam Alster/Flash90

Dieser Gedenktag darf auf keinen Fall entheiligt werden. Die Achse unserer Existenz im Land und Volk dreht sich um die Erinnerung der Gefallenen und ihr vergossenes Blut. Ihr Blut gibt dem Volk in Zion Freiheit im Land zu leben. Die biblische Opferidee aus der Bibel und das Opfer des Messias widerspiegelt sich in diesem Gedenktag der Gefallenen im Land. Im Durchschnitt musste knapp ein Soldat pro Tag sein Leben seit der Staatsgründung opfern. Also täglich wird Blut vergossen, damit wir die biblische Verheißung Gottes erfüllen. In diesem Sinne muss man den Jom Hazikaron sehen, verstehen und fest umarmen. Gott bewahre, dass wir uns am Altar der Gedenkfeier nächsten Montagabend gegenseitig angreifen und streiten.

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Eine Antwort zu “Tacheles mit Aviel – Gott bewahre, dass wir uns am Altar streiten”

  1. hdfuerst sagt:

    Natürlich muss man um gefallene Soldaten trauern. Daher ist es eine Frechheit, wenn man an den Gräbern keine gläubigen Politiker sehen will. Warum? Will man ihnen unterstellen, dass sie schuld an ihrem Tod sind?
    Gott will keine Menschenopfer! Und das Land braucht kein Blut, um bestehen zu können, sondern den Schutz Gottes. Wer kommt bloß auf so etwas?

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