Guten Morgen Israel – Pessachputz

Vor dem Pessachfest muss das Haus von allem Chametz gereinigt werden.

von Michael Selutin | | Themen: Guten Morgen
Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

Boker Tov liebe Leser!

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Was ist Chametz? Chametz ist gesäuerter Teig, der im Ofen aufgegangen ist, also nach jüdischer Tradition mehr als 18 Minuten gebacken wurde. Dazu gehören Brot, Kekse und alle möglichen Teigprodukte, die Kinder so sehr lieben. Da Kinder normalerweise dauernd mit solchen Leckereien durch die Wohnung laufen, sind natürlich entsprechend auch überall Krümel in der Wohnung verstreut. Aber der Vers ist eindeutig und ein Jude ist verpflichtet:

„Sieben Tage lang sollt ihr ungesäuertes Brot essen; darum sollt ihr am ersten Tag den Sauerteig aus euren Häusern hinwegtun. Denn wer gesäuertes Brot isst vom ersten Tag an bis zum siebten Tag, dessen Seele soll ausgerottet werden aus Israel! (2. Mose 12, 15)

Sieben Tage lang darf sich kein Sauerteig in euren Häusern finden. Denn wer gesäuertes Brot isst, dessen Seele soll ausgerottet werden aus der Gemeinde Israels, er sei ein Fremdling oder ein Einheimischer im Land. (2. Mose 12, 19)

Tja, wer will schon, dass seine Seele aus der Gemeinde Israels ausgerottet wird. Und deswegen werden jüdische Hausfrauen ganz nervös, wenn sie an Pessach denken und an all die Arbeit und die vielen Verstecke, in denen sich das Chametz seit Ende des letzten Pessach verborgen hat. Unter dem Sofa finden sich immer viele alte Kekse, genauso unter dem Kühlschrank, unter den Kinderbetten, in jeder Ecke der Küche und eigentlich in allen Ecken des Hauses, seien sie auch noch so unwahrscheinlich. Es scheint, als würden Kekse nach einigen Monaten unter dem Sofa zum Leben erwachen und sich dann in den entlegensten Winkeln des Hauses verstecken, in der Hoffnung, beim Pessachputz nicht gefunden zu werden. Aber wir finden sie immer! Die heiligste Ehefrau von allen findet wie durch prophetische Vision jeden Krümel Chametz und unsere Seelen sind gerettet.

Wer allerdings glaubt, dass diese Putzerei eine Schikane Gottes an seinem geliebten jüdischen Volk sei, der könnte nicht falscher liegen. Zu Pessach gedenken wir unserer Befreiung aus Ägypten. Das ungesäuerte Brot, die Matza, die zwar eine Art Brot ist, aber da sie weniger als 18 Minuten im Ofen war und deswegen noch nicht zu Chametz wurde, ist das Denkmal, das Symbol der Befreiung aus Ägypten. Die Befreiung Israels war jedoch keine eigene Errungenschaft, kein Aufstand eines Sklavenvolks, sondern einzig Gottes aktivem Eingreifen in die Geschichte der Menschheit zu verdanken. Während des ersten Pessach musste im Volk Israel jede Familie in ihrem Haus sein und vorbereitet auf das Zeichen zum Auszug aus Ägypten warten. Israel war bei seiner Befreiung absolut passiv, bis es von seinen ehemaligen ägyptischen Herren aus dem Land getrieben wurde.

„Da stand der Pharao auf in derselben Nacht, er und alle seine Knechte und alle Ägypter; und es war ein großes Geschrei in Ägypten, denn es gab kein Haus, in dem nicht ein Toter war. Und er rief Mose und Aaron zu sich in der Nacht und sprach: Macht euch auf und zieht weg von meinem Volk, ihr und die Kinder Israels, und geht hin, dient dem Herrn, wie ihr gesagt habt! Nehmt auch eure Schafe und eure Rinder mit euch, wie ihr gesagt habt, und geht hin und segnet auch mich!

Und die Ägypter drängten das Volk sehr, um sie so schnell wie möglich aus dem Land zu treiben, denn sie sprachen: Wir sind alle des Todes! Und das Volk trug seinen Teig, ehe er gesäuert war, ihre Backschüsseln in ihre Mäntel gebunden, auf ihren Schultern. (2. Mose 12, 30 – 34)

Matzot
Matzot auf dem Machane Jehuda Markt in Jerusalem

Das ungesäuerte Brot, die Matza, ist nicht nur Symbol für die Befreiung aus Ägypten, sondern für die ausschließlich göttliche Befreiung und deswegen darf an diesem Gedenkfest nichts Gesäuertes verzehrt oder besessen werden. Durch den Pessachputz drückt der Jude jedes Jahr erneut aus, „dass seine Vorfahren nichts zu ihrer Befreiung beigetragen haben, sondern die Freiheit und ihre nationale Geburt ein reines Geschenk Gottes war. Wer darum aus dem Volke Israels am Pessach Chametz isst, der spricht damit aus, dass er den Grund leugne, auf dem seines Volkes Bestimmung ruht, nicht anerkenne, dass er alleine Gottes Geschöpf und Diener sein soll – dieser Jude verschwinde also aus der Gemeinde Israels.“ (Rabbi Samson Raphael Hirsch Choreb §200)

Auch an diesem Pessach sitzen wir mit der Familie zu Hause und warten auf Erlösung. Auch wer keine Familie hat, ist alleine zu Hause und wartet auf Erlösung. Genau wie das Volk Israel vor etwa 3500 Jahren sind wir dabei absolut passiv und können nichts gegen den Virus tun, der uns zu Hause einschließt. Es fehlt jetzt nur noch die Erlösung.

Das Wetter für heute in Israel:

Der Frühling macht eine Pause. Heute wird es im Norden und Zentrum des Landes zu gelegentlichen Regenschauern und Gewittern kommen. In der Judäischen Wüste und am Toten Meer besteht die Gefahr von Blitzfluten. Auch wird es noch etwas kühler werden.  Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 13 Grad, Tel Aviv 17 Grad, Haifa 14 Grad, Tiberias am See Genezareth 19 Grad, am Toten Meer 24 Grad, Beersheva 19 Grad, Eilat am Roten Meer 27 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren Zentimeter gestiegen und liegt jetzt bei –209.08 unter dem Meeresspiegel, es fehlen nur noch 28 Zentimeter bis zur oberen Grenze!

Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen ein frohes Fest und einen gesegneten Schabbat.

Chag Sameach aus Beit Schemesch!

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