
Zum heutigen Titelbild: Unter dem “Guten Morgen” können sie das Gebäude unserer Redaktion sehen. Wir sitzen normalerweise oben im fünften Stock.
Boker Tov liebe Leser!
Es ist schon erstaunlich, wie schnell wir uns an eine völlig neue Realität gewöhnt haben. Noch vor einem Monat sah unser tägliches Leben ganz anders aus. Jeden Morgen stand ich um halb sieben an der Bushaltestelle und wartete auf meinen Bus nach Jerusalem, dann gab es den Arbeitstag in der Redaktion zusammen mit meinen Kollegen. In der Mittagspause machte ich oft einen kurzen Spaziergang durch die belebte Innenstadt. Nach der Arbeit ging ich dann meistens durch den Machane Jehuda Markt, einfach, um etwas von der besonderen Atmosphäre mitzunehmen und auch etwas einzukaufen.

Vor etwa einem Jahr…
Und heute? Heute sehen viele dieser alltäglichen Dinge absolut utopisch aus. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, wie ich einfach so durch den vollen Markt gehen konnte, wie ich mich beim wöchentlichen Einkauf in die Menge mischte. Oder wie wir früher, ja, ich bezeichne die Zeit vor knapp vier Wochen schon als „früher“, einfach so in ein vollbesetztes Restaurant gehen konnten. Anfang März saßen wir zusammen mit unserer Tochter sogar noch in dem Kino, wo sie bis vor kurzem noch gearbeitet hatte. Mit all dem ist es nun vorbei. Heute ist unser Alltag ein ganz anderer. Und ja, wir haben uns tatsächlich daran gewöhnt.

…und heute – die Jaffastraße (Yonatan Sindel/Flash90)
Mit der Zeit lernen wir, dass man viele Dinge erledigen kann, ohne das Haus verlassen zu müssen. Mit den Einkäufen im Supermarkt ist es vorbei. Wir bestellen online. Das ist mit Wartezeiten verbunden, aber wenn man diese Einkäufe rechtzeitig plant, kommt man damit ganz gut klar. Bis auf Eier bekommen wir alles nach Hause geliefert. Auch unser Geschenk an unsere Tochter, die in der letzten Woche ihren Geburtstag feierte, haben wir über das Internet bestellt. Einen Tag später wurde es und bis an die Haustür gebracht. Als mir neulich der Kaffee ausgegangen war, genügten ein paar Klicks auf der Tastatur meines Laptops, um am Tag danach ein Paket voll mit Kaffee zu bekommen. Auch das Geburtstagsgeschenk für unseren jüngsten Sohn ist bereits auf dem Weg zu uns.
Überhaupt sind die Zubringer jetzt, neben den medizinischen Teams, die wichtigsten Arbeiter im Land. Ich habe sogar schon von Menschen gehört, die wegen der Corona-Krise in den unbezahlten Urlaub geschickt wurden und sich ohne ein monatliches Einkommen fanden, jetzt als Zubringer arbeiten oder in den Supermärkten die Online-Bestellungen ausführen.
Unser ältester Sohn, der in Tel Aviv auch schon seit einem Monat von zu Hause aus arbeitet, bekommt seine Mahlzeiten weiterhin von seinem Arbeitgeber. Nur, dass er das Essen jetzt bis an die Haustür geliefert bekommt. Während also viele Berufszweige vor dem finanziellen Ruin stehen, blühen die Zusteller-Dienste und die Supermärkte so richtig auf.

Das Essen kommt bis an die Haustür
Ja, es ist keine einfache Zeit. Aber wir müssen da alle durch. Wir sind nicht allein. Und wer weiß, vielleicht werden wir nach dieser Krise alle etwas gelernt haben, über das Leben, über uns.
Und jetzt das Wetter für heute in Israel:
Teilweise bedeckt mit einem deutlichen Rückgang der Temperaturen. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 19 Grad, Tel Aviv 20 Grad, Haifa 18 Grad, Tiberias am See Genezareth 25 Grad, am Toten Meer 26 Grad, Beersheva 24 Grad, Eilat am Roten Meer 31 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um weitere anderthalb Zentimeter gestiegen und liegt jetzt bei –209.11 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen nur noch 31 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Heute werde ich zum ersten Mal seit längerer Zeit doch einmal das Haus verlassen. Unser Sohn, der in den letzten 5 Tagen zu Hause war, muss heute zurück in die Basis, wo er seinen Armeedienst leistet. Ich werde ihn zum Punkt fahren, wo ein Bus der Armee auf ihn wartet. Und danach werde ich versuchen, ein paar Eier zu ergattern, denn die sind seit der Krise Mangelware.
Einladung
Und noch etwas: Sie sind heute herzlich eingeladen, zusammen mit uns das Glas für das Pessachfest zu erheben. Dafür klicken Sie einfach hier. Um 11 Uhr deutsche Zeit geht es los. Wir erwarten Sie. Im Namen aller Kollegen von Israel Heute wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Tag. Bleiben Sie gesund.
Schalom aus Modiin!
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