
In Israel entfaltet sich die Bibel vor Ort in ganz anderen Dimensionen. Dies ist mir erneut bewusst geworden, als wir während der Chanukkawoche in der Wüste unterwegs waren und auf den Gottesberg Karkom stiegen. Dort drehten sich meine Gedanken um Mose und Elia. Beide waren Männer Gottes und beide waren auf dem Berg Horeb. Beide Propheten haben Gott erfahren und die Last der Kinder Israels getragen. Aber beide haben sich vor Gott und dem Volk Israel unterschiedlich verhalten. Der eine hob Gottes gnädige Seite hervor und der andere Gottes Eifer und Eifersucht. Der eine war bereit, sein Leben für das Volk zu opfern, der andere weniger. Wir Menschen haben oft unsere eigenen Vorstellungen von Gott und wie wir uns sein Handeln wünschen.

Gemäß Bibel ist der Sinai, der Horeb und der Berg Gottes ein und derselbe Berg. Oben auf dem Plateau befindet sich ein Hügel mit einer kleinen Höhle. Dies erinnerte mich an die Höhle, in die Elia hineinging und dort über Nacht darin blieb. Zuvor war Elia vierzig Tage und vierzig Nächte lang bis zum Berg Gottes Horeb gelaufen, wie es in 1. Könige 19 heißt, als Gott Elia anspricht und fragt: „Was willst du hier, Elia?“ Elia antwortet: „Ich war eifrig und eifersüchtig (קַנֹּא קִנֵּאתִי) für den HERRN, den Gott der Heerscharen, denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht. Ich bin allein übriggeblieben und nun wollen sie mir meine Seele nehmen!“
„Gott sprach: Komm, trete auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR ging vorüber. Und ein großer, starker Wind zerreißt die Berge und zerbricht die Felsen vor dem Herrn, aber der Herr war nicht im Winde.
Nach dem Winde kam ein Erdbeben, aber der Herr war nicht im Erdbeben.
Nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer.
Und nach dem Feuer kam die stille Stimme eines sanften Säuselns.“
In der Geschichte von Mose wird der Gott Israels ganz anders vorgestellt. Zuerst traf Mose mit Gott am Berg Horeb zusammen. Mose kannte den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs persönlich. „Der Herr dein Gott, ist wie ein fressendes Feuer, Er ist ein eifersüchtiger Gott (אֵל קַנָּא)“, so beschreibt Mose Gott (2.Mose 24). Zudem beschreibt Mose seine Offenbarung mit Gott in gruseligen und beängstigen Worten: „Tretet herzu und stellt euch unten am Berg hin. Und der Berg brannte im Feuer bis ins Herz des Himmel hinein, alles war Finsternis, Wolken und Nebel.“ Ein eifersüchtiger Gott. Ein Gott der Rache. Alles um Gott war finster, neblig und mit Wolken bedeckt.

Wenn man jetzt beide Momente zwischen Mose sowie Elia mit Gott am Berg Horeb vergleicht, bekommt man zwei verschiedene Impressionen. Mose beschreibt einen gigantischen, eifersüchtigen Gott. Bei Elia ist aus dem Bibeltext ein anderer Gott zu erkennen. Ein Gott, der nicht in der Macht der Natur ist, nicht im Wind. Ein Gott, der nicht im Erdbeben ist. Ein Gott, der nicht im Feuer ist. Sondern ein Gott, der sich in einer stillen Stimme eines sanften Säuselns offenbart. Gott stellt sich dem Elia anders vor, in einer stillen Stimme. Er will den fast hoffnungslosen Elia aus seinem Eifer und seiner Eifersucht retten. Er soll nicht so fanatisch sein. Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Das ist Gottes Titel und dies sollten Menschen Gott nicht nehmen.
Mose war bereit, sein Leben für das Volk Israel hinzugeben: „Vergib ihnen doch ihre Sünden und wenn nicht, so tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast!“ Elia erbat sich aus persönlichen Gründen den Tod und sprach: „Es ist genug! So nimm nun, HERR, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter!“ Auch Mose verliert in 4. Mose 11,14 die Lust am Leben, aber nicht aus persönlichen Gründen, sondern weil er die Last nicht mehr tragen kann: „Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen; denn es ist mir zu schwer“.
Elia will sterben, denn das Volk will seinen Tod und seine Seele nehmen. Mose dagegen versucht alles, um das Volk Israel zu retten. Er verwendet seine Rhetorik und verteidigt das Volk (2.Mose 33). Dagegen macht Elia in seiner Rede dem Volk Israel nur Vorwürfe. Mose identifiziert sich mit dem gnädigen und barmherzigen Gott und Elia mit dem eifrigen und eifersüchtigen (קַנֹּא קִנֵּאתִי) Gott der Heerscharen.

Als Elia die „stille Stimme eines sanften Säuselns“ hört, verhüllt er sein Angesicht mit seinem Mantel und geht hinaus und tritt an den Eingang der Höhle. Und siehe, da war eine Stimme und sie sprach: „Was willst du hier, Elia?“ Und Elia antwortet mit denselben Worten: „Ich habe geeifert und bin eifersüchtig (קַנֹּא קִנֵּאתִי) für den HERRN, den Gott der Heerscharen. Die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen, ebenso deine Altare zerstört und deine Propheten mit Schwerter getötet. Ich bin allein übriggeblieben und nun wollen sie mir meine Seele nehmen!“ Elia macht weiterhin das Volk Israel schlecht und hört nicht auf zu meckern. Zweimal wiederholt Elia seine Kritik mit denselben Worten, in Vers 10 und Vers 14.
Elia bleibt stur und zeigt keine Barmherzigkeit. Gott versteht, dass Elia eifersüchtiger als der Gott Israels ist. Elia benutzt dafür zweimal das Wort Eifer bzw. Eifersucht (קַנֹּא קִנֵּאתִי). Elia ist auf das Volk Israel wütend, mehr als Gott. Mose hatte dieselben Gründe dazu gehabt, aber er hob mehr die Liebe Gottes und seine Gnade und Barmherzigkeit hervor. Diese Unterschiede sind heute bei vielen geistlichen Leitern zu sehen, ob in der jüdischen oder christlichen Gemeinschaft. Wie viele Menschen kennen wir, die für Gott übertrieben eifern. Warum? Gott ist ein eifernder Gott, das ist seine Aufgabe. Nicht unsere.
Und was macht Gott? Gott feuert Elia. Zuvor jedoch beauftragt er den Elia noch dazu, zwei Könige zu salben. Damit signalisiert Gott Elia, dass jeder Mensch ersetzbar ist, auch Propheten. In Damaskus salbt Elia Hasael zum König über Syrien und in Israel salbt Elia Jehu zum König. Erst danach sagt Gott, nun bist du dran, Elia. „Du sollst Elisa zum Propheten an deiner Stelle salben“.
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3 Antworten zu “Die Eifersucht gehört Gott, nicht uns”
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Ich liebe solche Auslegungen, vielen Dank!
Aber dann kommen so dumme inhaltliche Fehler. Das ist mir kürzlich schon mal bei einem solchen Artikel aufgefallen.
In diesem Artikel: Elia hat eben NICHT den Hasael und den Jehu gesalbt, wie er eigentlich sollte. Das hat später sein Nachfolger getan.
Das muss doch eine Bedeutung haben, darüber habe ich schon oft nachgedacht: Elia verlässt die Welt mit unerledigten Aufgaben…
Danke für den Artikel. Aus diesem geht klar hervor, dass G”tt zwar dem Elia den Auftrag gegeben hat, die beiden Könige zu salben. Aber, und das wird aus dem Text klar, er hat Elia vorher abberufen/”gefeuert”. Also lieber Herr Wanderli, der Artikel gibt genau das wieder, was uns die Schrift sagt. Shabbat Shalom
@henrypreneux: Ich verstehe nicht, was Sie schreiben. Es ist, als hätten wir nicht den gleichen Artikel gelesen. Ihre Interpretation wäre nachvnollziehbar, wenn die letzten Sätze im Artikel nicht wären: “In Damaskus salbt Elia Hasael zum König über Syrien und in Israel salbt Elia Jehu zum König. Erst danach sagt Gott, nun bist du dran, Elia. „Du sollst Elisa zum Propheten an deiner Stelle salben“.”
Haben Sie wirklich zu Ende gelesen?