
Am Chanukka feiern wir den Sieg der Makkabäer gegen die bösen Griechen und das Wunder des Kerzenöls, das, anstatt einen Tag, ganze acht Tage im Tempel von Jerusalem brannte.
Die moderne Version klingt natürlich ganz anders, vor allem in meiner Familie. Wir feierten an diesem Chanukka den Sieg gegen Karius und Baktus und das Wunder, dass meine Geduld mit den Kindern, die nur einen Tag halten sollte, ganze acht Tage durchhielt. Erst heute Morgen, am letzten Tag Chanukkas, war mein Frust kurz vor dem Überlaufen.
Zahnärzte
Es kann in Israel manchmal Monate dauern, bis man einen Termin beim Kassen-Zahnarzt bekommt und die organisierteste Ehefrau von allen hat vorsichtshalber bereits im Sommer Termine für alle vier Kinder beim Zahnarzt gemacht. Allerdings fielen diese Termine auf die Chanukka-Tage, denn an diesen Tagen scheinen alle anderen Israelis einen großen Bogen um Zahnärzte zu machen, was vielleicht daran liegt, dass wir uns an diesen Feiertagen nur von Süßigkeiten ernähren.

Natürlich fielen die Zahnarzttermine in etwa auf die Zeit, zu der man seine Kerzen zündet und wir mussten unsere Zeremonie jedes Mal verschieben, bis Mami mit einem der Kinder nach Hause kam. Die Kinder hatten fast jedes Mal eine dicke Wange von der Betäubung und konnten keine Sufganiot essen, was zu Streit und Geweine führte. Wir führten also eine neue Chanukka-Tradition ein, bei der fast alle Familienmitglieder Sufganiot essen, während sich ein armes Kind mit einem Schoko-Pudding begnügen muss.
Ich muss allerdings zugeben, dass die kleinen Patienten sehr tapfer gegen Karius und Baktus gekämpft haben. Wie die Makkabäer hatten sie ihre Angst vor Betäubungsspritzen und fiesen Zahnbohrern überwunden und den Feind vertrieben.
Mein Kopf platzt
Das zweite Wunder an diesem Chanukka war meine Engelsgeduld mit den Kindern, vor allem mit den kleinen Mädchen (9, 7 und 6 Jahre alt). Ich darf mich nicht selbst für ein göttliches Wunder loben, aber tue es trotzdem. Stellen Sie sich einmal solch eine Konversation vor:
Racheli (7): „Papa, warum machen wir nie etwas Tolles am Chanukka?“
Ich: „Wieso? du warst doch gestern beim Zahnarzt.“
Racheli: „Ahhhhh! Zahnarzt ist doch nichts Tolles!“
Ich: „Auch die Makkabäer mussten gegen eine riesige griechische Armee kämpfen, die hatten Kriegselefanten und …“
Racheli: „Ja ja, kaufst du uns wenigstens Geschenke für Chanukka?“
Ich: „Das größte Geschenk für die Makkabäer war, dass der Leuchter im Tempel acht Tage lang brannte und …“
Racheli: „Paaaapaaaaa! Hör auf, kauf dann die Sufganiot mit Schokofüllung und nicht die ohne nix.“
Ich: „Ok, kann ich machen, aber du musst heute noch einmal zum Zahnarzt gehen und Röntgenbilder machen.“
Racheli wirft sich auf den Boden und tritt um sich.
„Ich will nicht zum Zahnarzt!“
„Es ist das letzte Mal, Racheli, morgen geht Naomi zum Zahnarzt.“
Naomi kommt ins Wohnzimmer gelaufen, wirft sich neben Racheli auf den Boden und beginnt zu weinen.
„Ich will nicht zum Zahnarzt!“
„Aber du hast ein großes Loch im Zahn, Naomi, das wird dir bald weh tun.“
„Ich will nicht zum Zahnarzt!“
„Tut mir leid, aber ihr habt keine Wahl, Zahnarzt muss sein.“
„Ich will nicht zum Zahnarzt!“ rufen nun beide gleichzeitig.
In dieser Situation gibt es nichts anderes für mich zu tun, als einen strategischen Rückzug anzutreten, wie es die Makkabäer wahrscheinlich auch manchmal tun mussten. Während sich die zwei Mädchen auf dem Boden herumwälzen, schleiche ich mich ins Arbeitszimmer, schließe die Augen und atme tief ein und aus.
Wer ist ein Held? Fragt der Talmud und antwortet: Wer sich selbst unter Kontrolle hat.
Sie können weitere Geschichten dieses Autors auf seinem Blog “Eine schrecklich jüdische Familie” lesen.
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Eine Antwort zu “Chanukka, das Fest der Zahnärzte”
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Wie wäre es, wenn Sufganiot ausgetauscht würde gegen die super süßen großen Datteln namens Medjoul….diese Natursüße sättigt sehr schnell und findet sich auch im Tanach