
Ob Israel in einen Bürgerkrieg verfällt, zu einer Diktatur wird oder von der Hisbollah besiegt wird, weil eine rechtsextreme Regierung die totale Macht an sich reißen will, wird unter Beobachtern noch diskutiert. Einig sind sich jedoch die meisten, vor allem im Ausland, dass Israel vor einem existenziellen Problem steht, weil die Regierung einen großen Teil seiner Bürger gegen sich aufbringt.
Wie so oft ist die Lage jedoch weit weniger kritisch, als es uns die Medien weismachen möchten.
Dies hat sich deutlich gezeigt, als am Montag eine Online-Petition gestartet wurde, die bisher von 80.000 Reservisten der israelischen Armee unterzeichnet wurde. Hier heißt es:
„Wir, ehemalige Soldatinnen und Soldaten oder in der Reserve der IDF, sind gegen die Verweigerungen und stehen loyal zum Staat Israel als einem jüdischen und demokratischen Staat. Wir werden dem Staat Israel dienen, weil er unser einziger Staat ist – und wir werden ihn um jeden Preis schützen!“
Am Dienstag traten auch israelische Ärzte dem angekündigten Protest anderer Ärzte entgegen, nachdem diese gedroht hatten, aufgrund der Justizreform in einen Streik zu treten. „500 Ärzte haben ein Schreiben unterzeichnet, in dem sie sich gegen den Streik im Gesundheitswesen aussprechen und den Vorsitzenden der israelischen Ärztekammer auffordern, ‚den Wahnsinn zu beenden‘“, tweetete die N12-Reporterin Inbar Twizer.
„Wir entschuldigen uns bei der Öffentlichkeit für das unverantwortliche Verhalten einiger unserer Berufskollegen. Ein Streik aufgrund einer politischen Position widerspricht dem hippokratischen Eid“, schrieben die Ärzte.
Da sich Teile der schweigenden Mehrheit Israels nun an die Öffentlichkeit gewandt und ihre Unterstützung für die gewählte Regierung deutlich gemacht hat, werden immer mehr solcher Stimmen laut.
Drei verschiedene Einheiten der Armee veröffentlichten Schreiben zur Unterstützung des Staates.
130 Offiziere und Soldaten der Forschungsbrigade, Absolventen der IDF-Nachrichtendivision, schrieben:
“Wir, die Reservistinnen und Reservisten der Forschungsdivision, erklären, dass wir unserem Land jederzeit mit Liebe und Hingabe dienen werden, um den Staat Israel unter jeder Regierung zu schützen. Wir werden keinen Befehl verweigern und wir werden keine Bedingungen für unseren freiwilligen Dienst in der IDF-Reserve stellen.”
Soldaten der IDF-Spezialeinheit erklärten ebenfalls:
“Wir, die unterzeichnenden Kommandeure und Offiziere der Spezialeinheit, haben viele Jahre lang in komplexen Rollen gedient. Wir haben uns entschlossen, unser Schweigen zu brechen und für einen Moment hervorzutreten, um das Offensichtliche zu sagen – wir werden uns weiterhin bei den Reservisten melden, wann immer wir gerufen werden.”
Reservisten der Spezialeinheit Sayeret Matkal stellten in einem Brief an den Kommandeur ihrer Einheit klar:
“Wenn es, Gott bewahre, einen Arbeitskräftemangel gibt, werden wir uns alle freiwillig melden, um ihn mit zusätzlichen Reservediensttagen auszugleichen.”
Die Lage in Israel ist also bei weitem nicht so schlimm, wie es manchmal erscheint. Wenn einige Soldaten oder Ärzte ihre Arbeit aufgrund ihrer politischen Ansichten aufgeben, dann gibt es viele andere, die bereit sind, umso mehr für das Land zu tun, das sie lieben.
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2 Antworten zu “Die andere Seite des Reformkampfes, über die niemand berichtet”
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Danke für diesen überzeugenden Einblick in die israelische Realität.
Wenn ich in der israelischen Armee als Reservist dienen würde, dann würde ich momentan auch öfters einspringen, um etwaigen Personalmangel besser abzudecken. Es ist schon traurig, wenn man Bedingungen für den Schutz des Landes stellt, vor allem wenn es um die Erweiterung der Demokratie geht. Es ist einfach eine Schande, wenn man seinem Land nicht jederzeit dienen möchte. Gut, dass immer noch mehr Soldaten die Reform unterstützen, als dagegen sind. Dann besteht noch Hoffnung für Israel.