Analyse: Warum Israel den Krieg mit der iranischen Axis eskalieren lässt

Israel lüftet den Schleier der Unklarheiten und verlegt den Kampf jetzt in den Iran

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Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Sonntagnacht hat das israelische Militär mithilfe des Iron Dome Schildes vier Raketen über den Golanhöhen abgefangen, die von Süd-Syrien aus abgeschossen worden waren. Fast zeitgleich kamen die ersten Berichte über Explosionen im Gebiet von Damaskus. Die Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte (SOHR) meldete später, fünf israelische Raketen haben Ziele im Süden von Damaskus unter Beschuss genommen, die in Verbindung mit dem Iran und der Hisbollah gebracht werden. Berichte über Tote und Verletzte gab es keine.

Montagnacht eskalierte die Situation an der syrischen Front weiter. Die israelische Luftwaffe griff mithilfe einer unbekannten Art von Kampfflugzeugen dutzende iranische Ziele und solche der syrischen Armee in Syrien an. Beschossen worden seien moderne Luftverteidigungssysteme, Aufklärungseinrichtungen und Waffenlager sowie die Kommandozentrale der Quds Kräfe der iranischen Revolutionsgarde am Flughafen Damaskus. Die Medien berichteten später, es habe viele Verletzte und 11 Tote gegeben, darunter sieben ausländische Opfer, wahrscheinlich Quds-Mitglieder.

Naftali Bennett, Israels neuer Verteidigungsminister machte klar, dass die Spielregeln geändert seien und deutete an, dass die Möglichkeit direkter israelischer Angriffe auf iranischem Boden bestehe. „Unsere Botschaft an die iranischen Führer ist einfach: Ihr seid nicht länger immun. Wo immer ihr auch eure Tentakel hin ausstreckt – wir werden sie abhacken. Die IDF wird weiter die Einwohner Israels schützen“, sagte Bennett der Presse.

IDF-Sprecher General Hidai Zilberman, ein ranghoher israelischer Beamter im Verteidigungsministerium, bestätigte später, dass Israel von nun an im Iran Angriffe ausführen würde, wenn es nötig sei, und dass sich die Spielregeln unter Benett geändert hätten.

Dass Israel gerade seine Samthandschuhe auszieht und damit droht, den Krieg mit dem Iran in das Land selbst zu verlegen, hat seine Gründe. Der Iran, in dem es derzeit Aufstände gegen das islamische Regime gibt, ist viel mehr in den Irak und Syrien involviert, als ursprünglich angenommen. Er wird allmählich zu einer existentiellen Bedrohung für Israel.

Zunächst müssen wir einen Blick auf das Geschehen im Irak werfen. Dort ist der Iran momentan dabei, das Land zu übernehmen und zu einem zweiten Libanon zu machen. Ein Expose, das in der The New York Times und The Intercept erschienen ist, gibt Einblick in das Ausmaß, mit dem der Iran sich mittlerweile in den Irak eingebettet hat. Der Artikel zieht seine Informationen aus 700 Seiten interner iranischer Dokumente des Regimes, viele von ihnen von iranischen Geheimdienstlern handgeschrieben, die zeigen, dass die iranische Verwurzelung in den Irak gleich nach der amerikanischen Invasion 2003 begann. Die Iraner infiltrierten nach und nach Iraks politisches Establishment und Geheimdienste sowie das CIA-Büro des Landes. Die Dokumente und Nachrichten zeigen, dass den Quds-Kräften der iranischen Revolutionsgarde große Fortschritte bei der Verbreitung des Einflusses Irans in der örtlichen Politik in Syrien, Irak und Libanon gelangen. Die Quds-Kräfte unter der Leitung von Qassem Soleimani konzentrierten sich auch auf die Kultivierung guter Beziehungen mit hochrangigen Beamten im Irak.

Das Vakuum im Irak, das nach dem Rückzug der US-Armee 2011 entstanden war, wurde sehr schnell nicht nur vom Islamischen Staat, sondern auch vom Iran gefüllt, enthüllen die Dokumente.

Die iranische Intervention resultierte Ende 2014 darin, dass ein Pendant zur IRGC (al-Hashd al-Shaabi Dachorganisation vorrangig schiitischer Milizen) gegründet wurde, das seit 2017 ein integraler Teil der irakischen Armee ist.

Al-Hashd al-Shaabi ist nun erheblich darin involviert, aktuelle Aufstände im Irak gegen Premier Adel Abdul Mahdi niederzudrücken. Mahdi ist ein enger Verbündeter des Iran, ihm ist es nicht gelungen, den aufgrund der grassierenden Korruption niedrigen Lebensstandard des irakischen Volkes anzuheben.

Gleichzeitig bauen al-Hashd al-Shaabi und die al-Quds-Kräfte zusammen ihre militärische Infrastruktur im Iran aus, nahe Baghdad haben sie eine Basis errichtet, von wo aus zukünftige Raketenangriffe auf den jüdischen Staat koordiniert werden können, sollte es zu einer Konfrontation mit Israel kommen.

Und dann gibt es noch Syrien, ein Land, in dem der Iran weiter Wurzeln schlägt und sein Militär unvermindert ausbaut.

Das Washington Institut hat diese Woche eine Analyse publiziert, die dokumentiert, wie „Teheran und seine Vertreter im Nordosten Syriens Macht ausüben und Militär mit Wirtschaft, sozialer und religiöser Reichweite kombinieren, um ihren langzeitlichen Einfluss auszubauen“.

Irans aktueller Plan für Syrien besteht darin, die Armee Bashar al-Assasa an den Rand zu drängen und den irakischen Milizen der Hashd al-Shaabi uneingeschränkte Handlungsfreiheit im Land zu gewähren. Soleimans Kräfte kontrollieren bereits sieben Städte am Ostufer des Euphrats in der Deir Ez-Zur Provinz, mit einer 4500 Mann starken Einheit in der Region, die Militär- und Zivilangelegenheiten unter Kontrolle hat.

Die verschiedenen schiitischen Milizen im Nordosten Syriens nennen sich jetzt Syrische Hisbollah und bauen Militärbasen nahe dem iranischen Grenzeübergang  al-Bukamal an der irakisch-syrischen Grenze.

Zusammen mit den al-Hashd al-Shaabi exportiert der Iran auch die schiitische Islamische Revolution nach Syrien, indem das Bildungssystem und das Sozialgefüge der sunnitischen Araber dort infiltriert wird. Schulen und andere Einrichtungen werden gezwungen, an religiösen oder anderen iranisch organisierten Events teilzunehmen, um finanzielle Hilfe gewährleistet zu bekommen. Die Quds-Kräfte schicken iranische Lehrer, um Syrern die Farsi-Sprache und iranische Geschichte beizubringen.

Soleimani hat im Juli die Liwa Hurras al-Maqamat (Brigade der Wächter der Heiligen Schreine) ins Leben gerufen, die schiitische Schreine im Nordosten Syriens baut und bewacht.

Nahe Israel, in der Daraa Region südlich der Golan Höhen, gibt es Berichte ähnlicher Entwicklungen. The Syrian Observer berichtete letzte Woche, dass aufgebrachte Syrer in Daraa die Ausweisung iranischer Milizen aus der Region und die Freilassung Gefangener verlangten. Unbekannte Attentäter führten einen Angriff auf einen Checkpoint durch, der von schiitischen Milizen bemannt war. Der Angriff schien eine Vergeltungsmaßnahme für etliche Attentate auf sunnitische Anführer gewesen zu sein, die den Quds-Kräften und seinen schiitischen Milizen zugeschrieben werden.

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