
Warum erbte Isaak den Bund Abrahams und nicht Ismael?
Warum Jakob und nicht Esau?
Diese Fragen kommen uns oft in den Sinn und wir versuchen, eine Antwort darauf zu finden.
Die Tora sagt NICHT, dass Ismael und Esau böse waren, wie manche meinen. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir die biblischen Erzählungen unvoreingenommen lesen, empfinden wir sogar Mitleid mit ihnen. Der eine wurde fast in den Tod geschickt, in die trockene Wüste. Und der andere wurde um seinen Segen betrogen.
Wenn wir sie ehrlich lesen, fühlen wir mit Ismael und Esau den Schmerz und den Verlust. Achten Sie darauf, was die Tora über sie sagt. Sarah zum Beispiel sah Ismael lachen [wörtlich “zum Lachen bringen”] und verlangte sofort von Abraham, Hagar und Ismael zu vertreiben.
“Sara bemerkte, wie Ismael – der Sohn von Abraham und der Ägypterin Hagar – sich über Isaak lustig machte.” (1. Mose 21:9)
Aber ist es zwangsläufig negativ, wenn Ismael über seinen kleinen Bruder Isaak scherzt/lacht? Warum sind wir sofort geneigt, dies als Sünde anzusehen? Schon der Name Isaak bedeutet “er wird lachen”. Und wir haben eine ganze Reihe von “lachenden” Versen rund um Isaaks Geburt. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter wurden beim Lachen ertappt. Und nach seiner Hochzeit brachte Isaak selbst seine Frau Rebekka zum “Lachen”, während Abimelech zufällig zusah.
Das Verwerflichste, was über Esau geschrieben steht, lautet
“Und er aß und trank und stand auf und ging davon. So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht.” (1.Mose 25:34)
Das heißt, er war unvorsichtig und leichtsinnig und ließ sich vom Hunger verführen. Macht ihn das zum Bösen?
Sind diese beiden Fälle wirklich der Grund dafür, dass der Bund nicht auf Ismael und Esau, sondern auf Isaak und Jakob übergegangen ist?
In beiden Fällen lautet die Antwort “Nein”. Was geschieht also?
Wenn wir uns mit den Figuren und Persönlichkeiten von Ismael und Esau beschäftigen, sollten wir lesen, was die Tora über sie sagt, noch bevor sie geboren wurden.
Von Ismael heißt es: “Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand gegen jedermann und jedermanns Hand gegen ihn.” (1. Mose 16:12)
Und tatsächlich wächst Ismael heran und wird ein Bogenschütze und Jäger.
Und Esau wird in der Bibel “ein Mann, der zu jagen versteht, ein Mann des Feldes” genannt.
Sein Vater Isaak freute sich über das Wild, das Esau ihm brachte. Ismael und Esau lebten und überlebten von der Natur, das heißt, sie fühlten sich in der Natur zu Hause. Sie waren stark, sie waren beweglich, sie waren mutig. In jeder anderen Kultur der damaligen Zeit wären sie als Helden angesehen worden. Und das ist genau der Punkt, den es zu betonen gilt. Andere Kulturen verehrten die Natur und glaubten, dass die Natur das Mächtigste auf der Welt sei. Ihre Götter waren in der Natur zu finden – in der Sonne, im Mond, im Sturm, im Regen, in der Erde, in der die Nahrung wächst – in all dem und noch viel mehr.
Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs dagegen ist jenseits der Natur. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist der Schöpfer der Natur. Und so ist es kein Zufall, dass die Matriarchen Sarah, Rivka und Rahel auf natürlichem Wege nicht schwanger werden konnten.
Es bedurfte des göttlichen Eingriffs.
Es ist auch kein Zufall, dass dem Volk Israel, das kein Land hatte, das Heilige Land verheißen wurde. Denn es bedurfte eines Wunders, um dieses ersehnte Ziel zu erreichen.
Und es ist auch kein Zufall, dass der Mann, den Gott auswählte, um das Volk durch die Wüste zu führen, “schwer von Munde und Zunge” war. Denn gerade, wenn dieser Mann, dem das Sprechen schwerfiel, Worte verkündete, wussten seine Zuhörer, dass diese Worte von einem anderen Ort kamen, vom Himmel, von Gott, von der Heiligkeit.
Unsere Vorfahren waren keine “Naturmenschen”! Sie spielten nicht das blutige Spiel von Beute und Raub!
Unsere Vorfahren waren nicht Ismael und Esau, die dank ihrer Muskeln und Fähigkeiten in der Welt überleben konnten. Unsere Vorfahren brauchten den Geist Gottes, um in der Welt zu überleben. Und so ist das Volk Israel bis heute das Volk, das bezeugt, dass es in der Welt etwas gibt, das jenseits ist. Jenseits der Natur, jenseits aller Wunder der Natur und auch jenseits der menschlichen Weisheit. Israel ist ein Volk, dessen Beitrag zur Menschheit gewaltig ist, weit über seine Größe hinaus. Israel ist ein Volk, das länger als vielleicht jedes andere überlebt und gelebt hat. Riesige Reiche sind aufgestiegen und untergegangen, aber “Israels Ewigkeit wird nicht lügen”. Israel existiert bis heute. Trotz aller Katastrophen, trotz Hass und Antisemitismus, trotz Versuchen, das jüdische Volk zu vernichten – es bleibt ein ewiges Volk. Israel ist ein Volk, an dem Gott zeigt, dass der Geist die Natur, die Muskeln und die menschliche Kraft überwinden kann. Durch das Überleben des Volkes Israel ist es möglich zu verstehen, dass es in dieser Welt etwas gibt, das viel erhabener und beständiger ist als die Natur.
Israel lebt. Dank des Geistes und dank des Glaubens an den großen, heldenhaften, ehrfurchtgebietenden, allmächtigen Gott. Und deshalb ist der Glaube an Wunder im Volk Israel durchaus realistisch. Allein unsere Existenz in der Welt bis heute ist ein Wunder.
“Denn seine Liebe währt ewig.”
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Eine Antwort zu “Darum erwählte Gott Israel und nicht Ismael”
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Danke für die gute Unterweisung. Es tut gut das so zu lesen!!!
Euch allen einen gesegeten Sabbat Shalom.
Shalom havershalom