Tacheles mit Aviel – Warum soll Israel mit Verhältnismäßigkeit reagieren?

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. Die Verhältnismäßigkeit macht keinen Sinn. Nur, wenn es um Israel geht, fordert man Verhältnismäßigkeit.

von Aviel Schneider | | Themen: Hamas, Gazastreifen, Krieg in Israel
Ein Konvoi israelischer Panzer bei Sonnenuntergang nahe der südlichen israelischen Grenze zu Gaza, 12. Oktober 2023. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

Eines der hartnäckigsten antijüdischen Vorurteile bezieht sich auf die Worte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, die übrigens drei Mal im Alten Testament vorkommen (u.a. 2.Mose 21,24). Wegen dieser Formel aus der Bibel wird Juden bis heute vorgeworfen, das Prinzip ihres Verständnisses von Gerechtigkeit und Verhältnismäßigkeit sei Rache. Ihr Gott sei im Unterschied zum „christlichen Gott“ ein grausamer und rachsüchtiger Gott, daher sei Frieden mit dem Volk oder dem Staat Israel niemals möglich.

Israel wird derzeit vorgeworfen, dass Verhältnismäßigkeit nicht angebracht und pure Rache sei. Die Welt bittet die Juden und Israel auch, mit Verhältnismäßigkeit im Gazastreifen zu reagieren. Die Welt soll sich gefälligst entscheiden, was sie von Israel will.

Die westliche Welt meint, sie halte sich an das Gebot Jesu in der Bergpredigt: „Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“. (Matth. 5) Ich denke nicht, dass Jesus von einer „Verhältnismäßigkeit in Konflikten“ gepredigt hat. Er hat sich hier auf Liebe in persönlichen Beziehungen zwischen Menschen bezogen, wo man Böses nicht mit Bösem vergelten soll. Wo und wann in der Geschichte haben sich eigentlich christliche Armeen an die Worte Jesu gehalten?

Menschen versammeln sich auf dem Dizengoff-Platz in Tel Aviv und zünden Kerzen an, um den Opfern des grausamen Angriffs militanter Hamas-Kämpfer zu gedenken, 14. Oktober 2023. Foto: Miriam Alster/Flash90

In den letzten Tagen lese ich überall Schlagzeilen, wie die Welt von Israel Verhältnismäßigkeit regelrecht erzwingen will. „Biden ermahnt Israel, sich in der laufenden Militäroperation an das Völkerrecht zu halten, die NATO fordert Verhältnismäßigkeit“ (FAZ). „Wie weit darf Israel im Krieg gehen? Welche Reaktion ist verhältnismäßig nach einem Massaker, bei dem mehr als 1.500 Menschen durch die Wüste gejagt, gekidnappt, vergewaltigt, verbrannt, geköpft, erschossen wurden?“ (ZDF). „Nato: Israel soll “Verhältnismäßigkeit” in Gaza wahren“ (Stern). „Nahostkonflikt: Missachtet Israel in Gaza das Völkerrecht? Wegen der hohen Todeszahl auf palästinensischer Seite wird Israels Verhältnismäßigkeit bezweifelt“ (NZZ).


Die Welt verlangt etwas von Israel, was sie selbst nicht halten kann. Warum soll sich Israel diesmal an die Verhältnismäßigkeit halten? Israel hat sich über Jahre und Kriege hinweg immer mäßiger verhalten als seine arabischen Feinde und als die christlichen Völker in ihrer Geschichte. Diese Verhältnismäßigkeit, die uns die Welt immer wieder aufzwingt, ist Israel zum Verhängnis geworden. Um den Gazastreifen von dem grausamen Terrorregime zu befreien, kann und darf Israel nicht mit Verhältnismäßigkeit reagieren. Während des Massakers im Süden Israels haben die Hamas-Terroristen den jüdischen Einwohnern keine Frist zur Flucht gegeben, damit sie ihre Leben retten können. Im Gazastreifen hat Israel die palästinensische Zivilbevölkerung gewarnt, sie solle fliehen, um ihr Leben zu retten. Nicht die Zivilisten sind das Ziel der israelischen Bombardierung, sondern die Hamas Terroristen.

Palästinenser verlassen ihre Häuser, um in den südlichen Teil des Gazastreifens zu gelangen, in Gaza-Stadt, am 13. Oktober 2023. Foto: Atia Mohammed/Flash90

Das jüdische Volk und seine Armee verhält sich christlicher und nimmt mehr Rücksicht auf seine Feinde als christliche Armeen in der Geschichte. Übrigens, die Palästinenser sind – bezogen auf die Bergpredigt – technisch gesehen Israels Feinde. Dennoch verschont Israel seine Feinde. Nicht Terroristen, aber Zivilisten.

Siehe dazu: So rief die IDF die Bewohner des Gazastreifens auf, sich zu ihrer eigenen Sicherheit zu evakuieren

Grundsätzlich sind Juden auch nicht zur Feindesliebe verpflichtet, da sie weder das Neue Testament noch Jesus als Messias anerkennen. Und dennoch liebt Israel die palästinensische Zivilbevölkerung mehr als die palästinensischen Terroristen ihre eigenen Kinder lieben. Wenn unschuldige Palästinenser, darunter Kinder, infolge israelischer Luftangriffe ums Leben kommen, dann war das erstens nicht mit Absicht und zweitens ist es schon lange kein Geheimnis mehr, dass sich Hamasterroristen hinter der Zivilbevölkerung verschanzen. Für das Leid der Palästinenser ist in erster Linie das Hamasregime verantwortlich.

„Israel scheint das einzige Land der Welt zu sein, das niemals einen Krieg gewinnen darf“, sagte der renommierte britische politische Kommentator und Journalist Douglas Murray bei seinem Auftritt bei Talktv, wo er die konsequente Verwendung des Begriffs „Verhältnismäßigkeit“ in Bezug auf Israels Reaktion im Gazastreifen beleuchtete.


„Verhältnismäßigkeit in Konflikten gibt es selten, und nur von den Israelis wird erwartet, dass sie in einem Konflikt verhältnismäßig reagieren“, erklärte Murray. Er fuhr fort und beschrieb, dass selbst Großbritannien Kriegsverbrechen begangen hat. Aber immer, wenn Israel anfängt Kriege zu gewinnen, wird Israel gesagt, es solle aufhören.“ Das Beharren auf einer verhältnismäßigen Reaktion „würde bedeuten, dass Israel als Vergeltung für das, was die Hamas am Samstag in Israel getan hat, zum Beispiel versuchen sollte, ein Musikfestival in Gaza zu veranstalten – viel Glück dabei – und genauso viele Frauen zu vergewaltigen, wie die Hamas am Samstag vergewaltigt hat. Genauso viele junge Menschen zu töten, wie die Hamas am Samstag getötet hat. Sie sollten eine Stadt finden, die genau so groß ist wie Sderot, und sicherstellen, dass sie von Tür zu Tür gehen und genau die richtige Anzahl von Babys töten, die die Hamas am Samstag in Sderot getötet hat, und genau der gleichen Anzahl von Rentnern in den Kopf schießen, die am Samstag in Sderot erschossen wurden, nur um eine Stadt auszuwählen.“

Die von Hamas-Terroristen verursachte Zerstörung im Kibbutz Be’eri, nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza, im Süden Israels, 14. Oktober 2023. Foto von Omer Fichman/Flash90

Der Krieg im Süden hat nichts mit Verhältnismäßigkeit zu tun, denn ich denke, dass die westlichen Politiker überhaupt keine Ahnung haben, wovon sie reden. Um im Land frei und sicher existieren zu können, muss Israel Sicherheit und Ruhe schaffen. Und dafür muss Israel das gesamte Terrorregime im Gazastreifen vernichten. Glaubt mir, damit tut Israel nicht nur sich selbst ein Gefallen, sondern ebenso der palästinensischen Zivilbevölkerung vor Ort. Die palästinensische Zivilbevölkerung kann Allah loben, dass sie die israelischen Streitkräfte als Feinde haben und nicht die Syrer, den Iran, Irak oder ein anderes arabisches Regime. Verhältnismäßigkeit ist irrelevant. Christliche Regierungen und Armeen sollen uns Israelis erst einmal zeigen, wie sie das alles besser gemacht haben.

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8 Antworten zu “Tacheles mit Aviel – Warum soll Israel mit Verhältnismäßigkeit reagieren?”

  1. Ines Wünsche sagt:

    Israel soll sich nicht mehr auf die Nationen und schon gar nicht auf UNO u. EU verlassen! Israel möge endlich nicht mehr zögern! Der Feind hält das nur als Schwäche, wenn Israel nicht wie viele Löwen kämpft! Es geht um die Sicherheit Israels u. Juden in der ganzen Welt! Was zu tun ist, sollte Israel u. IDF so bald als möglich tun und auf Adonai vertrauen! Ich stehe voll auf der Seite Israels! ❤

  2. Michael Haller sagt:

    Verhältnismäßigkeit verstehe ich so: die Verhältnisse erfordern ein hartes Durchgreifen gegen die Hamas. Frieden ist mit der Hamas nicht möglich.

  3. Jörg Rene Rodegra sagt:

    Der Herr wird es schon richten… Wo die Saat anfängt oder aufhört, wer kann das schon sagen, ob es heute eine Ernte für die Palästinensa ist oder morgen eine für die Juden wird, das liegt in Gottes Hand (Auge um Auge, Zahn um Zahn gilt ja für alle Mitspieler).
    Shalom

    In Stein “gemeißelt” steht ja auch nur, Du sollst nicht töten…. da steht halt nichts von Du kannst nicht, oder Du darfst nicht ….

  4. Uwe Janke sagt:

    Aviel hat den “Nagel auf den Kopf getroffen”.
    Ich stimme Ihm zu.

  5. Andreas Lanz sagt:

    Ich finde, dass Israel verhältnismässig reagiert. Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen wird gewarnt. Ihr wird Zeit gegeben zu fliehen, bevor die Bodenaktion gestartet wird. Das ist doch alles verhältnismässig. Verhältnismässigkeit gegen die Hamas Terroristen ist sicher nicht angebracht. Das verlangt vermutlich auch niemand von Israel.

  6. anke.sobott sagt:

    Lieber Aviel,
    ein genialer Artikel, halt Tacheles 👍
    Wir sind in Gedanken und im Herzen bei Euch 🙏

  7. Havershalom sagt:

    Die “Verhältnismässigkeit” haben Israels Feinde umgekehrt.
    Hamas muss komplett vernichtet werden, auch als Mahnung für eventuelle Nachamer, für alle Zeiten.
    Danke Aviel und Team für auch diesen guten Artikel. Baruch ha Shem.

    “Um im Land frei und sicher existieren zu können, muss Israel Sicherheit und Ruhe schaffen. Und dafür muss Israel das gesamte Terrorregime im Gazastreifen vernichten. Glaubt mir, damit tut Israel nicht nur sich selbst ein Gefallen, sondern ebenso der palästinensischen Zivilbevölkerung vor Ort.“

  8. Mark Bühler sagt:

    Hallo Aviel
    Du sprichst mir aus dem Herzen.

    Ich hoffe, dass Israels Reaktion ein voller Erfolg wird. In dem Sinne, dass die Hamas ausgerottet wird. Wenn Israel danach die Verwaltung des Gaza-Streifens selbst übernehmen würde, wäre das zwar eine gewaltige Herausforderung, aber auch ein grosser Segen für die Bevölkerung.

    Shalom!

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