Israels Angst: Washington nähert sich Teheran

Angst in Jerusalem: Washington versucht die Normalisierung mit Saudi-Arabien an ein Atomabkommen mit dem Iran zu knüpfen.

von Aviel Schneider | | Themen: Iran, Iranisches Atomabkommen
Teheran - iranisches Atomptogramm
Netanjahu hat immer wieder vor dem iranischen Atomprogramm gewarnt. Archivbild: Miriam Alster/Flash90

Israel ist über die von Oman und Katar vermittelten Geheimgespräche zwischen Washington und Teheran nur wenig oder kaum informiert. Zudem werden diese Gespräche in einer Zeit geführt, in der die Beziehungen zwischen Jerusalem und Washington am Tiefpunkt liegen. US-Präsident Joe Biden weigerte sich bis jetzt Israels neugewählten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wegen der umstrittenen Rechtsreform ins Weiße Haus einzuladen. Wenn es um die Wahl zwischen der amerikanischen Wirtschaft oder Israel geht, sorgt sich Washington zuerst um seine eigene Nation.

 

Wovor hat Israel nun Angst und warum?

In Israel verfolgt man mit Sorge die Geheimgespräche zwischen Washington und Teheran. Die Amerikaner sind grundsätzlich nur aus wirtschaftlichen Gründen an einem neuen Atomabkommen mit dem Iran interessiert. Diese Verhandlungen entsprechen einem klaren amerikanischen Ziel, die bevorstehenden Wahlen im nächsten Jahr mit zwei politischen Errungenschaften zu erreichen. Erstens, ein neues Atomabkommen mit dem Iran, das den Golfstaaten einen Bonus gibt, und zweitens, ein Friedensabkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien, das Israel einen Bonus gibt. Aus beiden Fällen meint Amerika davon zu profitieren.

Die Einschätzung in Israel ist, dass Washington einem Interimsabkommen entgegengeht, anstatt eine Neuauflage des Abkommens der Supermächte aus dem Jahr 2015 (JCPOA). Das heißt, ein vollständiges oder teilweises Einfrieren der iranischen Urananreicherung im Austausch gegen eine ganz oder teilweise Aufhebung der Sanktionen, aber nur als Zwischenphase vor einer vollständigen Vereinbarung. Darüber hinaus hat die iranische Führung in Teheran nun bekannt gegeben, dass sie eine „Hyperschall -Rakete“ entwickelt hat, die mit Mach-13 (16.000 Km per Stunde) fliegt. Der Gedanke dahinter ist, dass solche Raketen nicht vom Flugabwehr- und Raketenabwehrsystem Davids Schleuder und schon gar nicht von der Eisernen Kuppel abgefangen werden können.

Raketenschau in Teheran. Hat Israel eine Antwort auf die neue Hyperschall -Rakete? Foto: EPA-EFE/ABEDIN TAHERKENARE

In geschlossenen Diskussionen befürchtet die Regierung in Jerusalem, dass Washington das Atomabkommen mit dem Iran mit einer offiziellen Normalisierung zwischen Israel und Saudi-Arabien verknüpfen möchte, um Israel die bittere Pille zu versüßen. Die Amerikaner werden Israel weißmachen, dass Saudi-Arabien ohne ein Atomabkommen mit dem Iran keiner Normalisierung mit Israel zustimmen wird. Ein komplexes Dilemma und eine Honigfalle für Jerusalem. Zudem bestehen die Saudis auf weitreichenden und neuen Gesten Israels an die Palästinenser, was bisher weniger der Fall war. Das ist jedoch für eine rechtsnationale Koalition unmöglich, Netanjahu müsste eine neue Koalition bilden, ohne den Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich.

Bei den Amerikanern unbeliebt: Itamar Ben Gvir und Bezalel Smotrich. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Aus verschiedenen Quellen in Jerusalem geht hervor, dass unter diesen Bedingungen Israels Sicherheitskabinett eher auf eine Normalisierung und einen Frieden mit Saudi-Arabien verzichten würde. „Wir haben bereits verstanden, was die Abkommen mit dem Iran wert sind. Wir glauben ihnen einfach nicht“, sagt eine Quelle in Jerusalem. Die Befürchtung in Jerusalem ist, dass der Iran sein Terrorbudget von einer Milliarde auf drei Milliarden Dollar pro Jahr erhöhen wird, wenn es zu einem Atomabkommen kommt, das den Iran von den Sanktionen befreit. Das wäre eine Katastrophe für Israel.

Jerusalem spürt, dass Washington den Iranern näherkommt und das ist der Hauptgrund für die israelische Entscheidung, Vorbereitungen für einen militärischen Angriff auf die Nuklearanlagen im Iran bekannt zu machen. Israels Mega-Manöver Faustschlag, in dem Israels Streitkräfte einen Mehrfrontenkrieg einschließlich Luftangriff im Iran simuliert, signalisiert Israels Vorbereitungen. „Wir arbeiten ständig daran, Israels Sicherheitsüberlegenheit aufrechtzuerhalten. Bei dieser Übung, die einen extremen Angriff aus allen Fronte simuliert, beweisen unsere Streitkräfte wie auch unsere Luftwaffe, dass Israels Fähigkeiten unbegrenzt sind“, sagte Netanjahu in Bezug auf das Faustschlag-Manöver, das er mit seinem Sicherheitskabinett fast täglich verfolgt.

Unterdessen ist Jerusalem verärgert, dass die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beschlossen hat, die Ermittlungsakte gegen den Iran einzustellen. Die IAEA hat die Informationen des israelischen Geheimdienstes Mossad nicht wahrgenommen. Ein hochrangiger Beamter in Jerusalem sagte gegenüber Jediot Achronot, die IAEA ist zum politischen Gremium geworden und dient dem amerikanischen Interesse: „Die Schließung der Ermittlungsakten passiert im Schatten mit dem bevorstehenden Atomabkommen. Es ist deutlich, dass die IAEA für Washington eine politische Rolle spielt.“

Rafael Mariano Grossi, Vorsitzender der IAEA, dient die Atombehörde dem amerikanischen Interesse? Foto: EPA-EFE/MAX BRUCKER

Für diese Woche war ein Treffen des amerikanischen Außenministers Anthony Blinken in Jerusalem geplant, der eigentlich auf seinen Heimflug von Riad einen Stopp in Tel Aviv eingeplant hatte, aber wahrscheinlich dem israelischen Druck in Bezug auf den Iran aus dem Weg fliegen wollte und absagte. Vor wenigen Tagen trafen israelische Minister Tzachi Hanegbi und Ron Dermer in Washington mit Joe Bidens nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen vier Themen: Wann wird Benjamin Netanjahu endlich nach Washington eingeladen. Das Atomabkommen mit dem Iran, die Normalisierung mit Saudi-Arabien und das Problem mit den Palästinensern. Die Amerikaner versuchen alles in ein Paket zu verpacken und miteinander zu verknüpfen.

Und zum Schluss haben die Amerikaner Israels Regierungsvertretern wiederholt klargemacht, dass die Rechtsreform nicht durchgesetzt werden darf und die beiden rechten Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich gebremst werden müssen. Zudem sollen Israels Operationen in den Palästinensergebieten moderiert werden, bevor Israels Premierminister offiziell von US-Präsident Joe Biden eingeladen wird. Auch wenn Israel die Amerikaner als wahre Freunde und Verbündete betrachtet, so denkt jede Nation am Ende des Tages daran, was für sie gut ist. Das machen die Amerikaner und das wird auch Israel so machen. Aus diesem Grund bereitet sich Israel für einen möglichen Angriff auf die iranischen Nuklearwerke vor, denn das amerikanische Paket macht für Israel keinen Sinn.

Oder, ein ganz wilder Zwischengedanke, das Ganze ist eine politische Taktik, demzufolge das Ayatollah-Regime in Teheran abgelenkt und politisch betäubt wird, damit sich Israel für einen Luftangriff im Iran vorbereiten kann. Dazu spielt die Euphorie des iranischen Regimes in den letzten Monaten ebenso eine Rolle, denn die Schiiten schließen nach Jahren wieder Bündnisse mit sunnitischen Regierungen im Nahen Osten, wie Saudi-Arabien und nun eventuell auch Ägypten.

Im Juni 1981 bombardierten israelische Kampfjets den irakischen Kernreaktor Tammuz-1 Osirak, genannt Operation Opera. Israel wird zu einer zweiten Überraschung fähig sein.

Werden Sie Mitglied bei Israel Heute! Für nur €39,90 im Jahr erhalten Sie Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten und bekommen 6 Druckausgaben von Israel Heute nach Hause. Klicken Sie hier!

Mitglieder

Israel Heute Mitgliedschaft

Alle Mitglieder-Inhalte lesen Zugang zu exklusiven, ausführlichen Berichten aus Israel! Kostenlose Zoom-Veranstaltungen Verbinden Sie sich mit Israel, direkt von Zuhause aus! Jetzt eine Stimme der Wahrheit und Hoffnung erheben Unterstützen auch Sie den zionistischen Journalismus in Jerusalem! Mitgliedschaftsangebote
  • Online-Mitgliedschaft (Voller Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten von Israel Heute)
  • Druckausgabe (6 x im Jahr)
  • Jüdisch/christlicher Israel-Wandkalender am Jahresende

Jährlich
Mitgliedschaft

68,00
/ Jahr
6 Magazine + Online Mitgliedschaft AUßERHALB Deutschlands
Werden Sie Mitglied

Jährlich
Mitgliedschaft

58,00
/ Jahr
First month free of charge
Voller Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten PLUS 6 Druck-Magazine INNERHALB Deutschlands
Werden Sie Mitglied

2 Antworten zu “Israels Angst: Washington nähert sich Teheran”

  1. Andrew Manner sagt:

    Amis, Araber und Schiiten, alle treiben ein falsches Spiel mit Israel.
    Aber mit Gottes Hilfe wird der Feind in Bagdad vernichtend geschlagen und auch die Philister ringsherum besiegt.
    Immanuel!

  2. Serubabel Zadok sagt:

    Israel muss dem Iran zuvorkommen, bevor es zu einem Atomabkommen kommt. Der Iran wird Israel sonst sehr bald mit seinen Atomwaffen überraschen und vernichten. Die Amerikaner sind unter der Führung von Biden keine Freunde Israels. Es dürfen keine Zugeständnisse mehr an die Araber gemacht werden.

Schreibe einen Kommentar

Israel Today Newsletter

Daily news

FREE to your inbox

Israel Heute Newsletter

Tägliche Nachrichten

KOSTENLOS in Ihrer Inbox

Abonnieren Sie unseren täglichen Newsletter