Israel Heute Morgen

Ein paar Gedanken über die Diskussion um den Bau einer Brücke in Tel Aviv am Shabbat, was gestern zum Thema des Tages geworden ist. Viele meinen, die orthodoxen Parteien würden den Streit um den Shabbat nur für ihre politischen Interessen ausnutzen. Dabei beschäftigen streng-religiöse Juden doch selber jeden Shabbat einen Nichtjuden, den “Goi des Shabbat”.

von | | Themen: Guten Morgen

Guten Morgen liebe Leser!

Es ist ein ganz wenig wärmer geworden, das habe ich heute früh während meines Fußwegs zur Redaktion bemerkt. Hier in Jerusalem konnte ich gestern noch eine leicht kühle Brise verspüren, die es in Modiin leider nicht gab. So war unsere Klimaanlage auch Abends noch am arbeiten. Ach, was sehne ich mich nach frischer und kühler Luft. Aber darauf werde ich wohl noch einige Zeit warten müssen.

Und hier nun das Wetter für heute in Israel:

Teilweise bewölkt bis heiter mit einem leichten Anstieg der Temperaturen. Folgende Höchsttemperaturen werden erwartet: Jerusalem 30 Grad, Tel Aviv 31 Grad, Haifa 30 Grad, Tiberias am See Genezareth 39 Grad, am Toten Meer 39 Grad, Beersheva 34 Grad, Eilat am Roten Meer 40 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei -214.16 m unter dem Meeresspiegel

Die Woche neigt sich langsam wieder ihrem Ende entgegen, der Shabbat steht vor der Tür. Und der war gestern wieder in den Schlagzeilen. Ich berichtete Ihnen von dem geplanten Beginn des Baus einer Brücke in Tel Aviv. Die Arbeiten sollten am Wochenende und Shabbat stattfinden, um den Verkehr so wenig wie möglich zu behindern. Doch unser Verkehrsminister machte schnell einen Rückzieher, als die ersten Proteste aus den Reihen der orthodoxen Parteien kamen. Es war allerdings kein sehr großer Protest, niemand drohte eigentlich so richtig damit, die Regierungskoalition zu gefährden. Gestern Abend teilte Verkehrsminister Israel Katz dann mit, dass er das gesamte Projekt erst einmal um sechs Monate verschieben werde. Denn es sei unmöglich, innerhalb der Woche die Ayalon-Schnellstraße für fast 24 Stunden zu sperren. Jetzt hätte das Projekt der elektrischen Zugverbindung nach Jerusalem erst einmal Vorrang. Ok, das verstehe ich. Was ich nicht so ganz verstanden habe, war der Protest der orthodoxen Parteien. Denn es ist ja nicht so, dass es verboten ist, Arbeiten am Shabbat durchzuführen, der jüdische Glaube verbietet Juden, am Shabbat zu arbeiten. Die meisten Arbeiter an diesem Projekt sind aber gar keine Juden, daher hätte es eigentlich gar kein Problem sein müssen, wenn diese Nichtjuden am Shabbat gearbeitet hätten, denn dann wäre auf der Schnellstraße auch viel weniger Verkehr, da viele Juden eben den Shabbat beachten und den Ruhetag genießen.

Arbeiten am Shabbat sind auch für die streng religiösen Juden nichts Neues. Die Rabbiner der Gemeinden persönlich stellen Menschen an, damit diese für die Gemeinde am Shabbat Arbeiten ausrichten können. Dieser Mensch ist der “Goi des Shabbat”. Er ist kein Jude und ist dafür da, den gläubigen Juden am Shabbat zu helfen, wenn es ein Problem gibt. Licht oder Klimaanlage ausschalten, eine schwangere Frau ins Krankenhaus fahren oder ein Kind aus der Toilette befreien, in der es sich aus Versehen eingeschlossen hat. Der Goi des Shabbats ist immer da, wenn er gebraucht wird. Er darf arbeiten, weil er eben kein Jude ist. Der neue öffentliche Fernsehsender KAN hatte eine Reportage über einen Goi des Shabbats im Norden Jerusalems gesendet. Das Video ist auf Hebräisch, aber es ist dennoch interessant, den Goi des Shabbat kennen zu lernen.

Er arbeitet am Shabbat: Der Goi des Shabbat

Beeindruckend, mit welcher Begeisterung und auch Liebe er seinen Job verrichtet. Er muss natürlich auch alle jüdischen Gesetze kennen und technisch etwas versiert sein. Während die Arbeit des Shabbat-Gois also als ganz selbstverständlich angesehen wird, wurde mit der Verkündung des Baubeginns der Brücke am Shabbat sofort empört aufgeschrien. Heute früh sagte jemand im Radio, dass die orthodoxen Parteien die Diskussionen um den Shabbat gerne für ihre politischen Zwecke benutzen würden. Denn eigentlich wäre es gar kein Problem, wenn Nichtjuden am Shabbat die Brücke bauen würden. In Israel leben nicht nur Juden, die Brücke dient auch den nichtjüdischen Bürgern des Landes.

Ich bin mir leider nicht sicher, ob wir uns jemals einig darüber werden können, wie der Shabbat in Israel auszusehen hat. Nicht alle sind religiös, nicht alle Bürger sind Juden. Auch frage ich mich immer, warum man mir vorschreiben möchte, wie ich zu leben habe. Bin ich ein schlechterer Mensch, nur weil ich am Shabbat das Licht selber anschalte?

Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen nun einen angenehmen und friedlichen Donnerstag. Freuen Sie sich auf das Wochenende. Machen Sie es gut.

Shalom aus Jerusalem!

Dov

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