Guten Morgen Israel – Schlaflos in Bet Schemesch

Zeit ist relativ, vor allem wenn man müde ist.

von | | Themen: Guten Morgen
Juden beten in einem Park in Efrat, Gusch Etzion Foto: Gershon Elinson/Flash90

Boker Tov liebe Leser!

Michael und Kinder

Wenn die kleinen Kinder nachts ins Bett der Eltern kommen, sind sie so süß. Es ist vier Uhr morgens, Naomi (3) stampft im Schlafanzug ins Elternzimmer, mit ihrem Stoffhasen in der einen Hand, sie reibt sich die Augen mit der anderen und flüstert: „Mami, ich kann nicht schlafen“. Dann klettert sie unaufgefordert ins Bett und kuschelt sich an Mami. Es dauert nicht lange und Naomi ist auf dem Arm von Mami eingeschlafen, während ihre Füße auf meiner Seite noch nach einer bequemen Position suchen. Ihr etwas lautes Atmen wird regelmäßig durch schmatzende Schnulli-Sauggeräusche unterbrochen. Häufige Positionswechsel in Naomis Schlafposition machen es für Mami und mich schwer, wieder einzuschlafen und schon bald ist es an der Zeit aufzustehen.

Wir brauchen keinen Wecker, unsere drei kleinen Mädchen wachen von alleine ziemlich pünktlich gegen 6:30 Uhr auf und meistens kommen sie sofort ins Schlafzimmer. Heute müssen sie uns fast aus dem Bett schleifen, da wir sehr müde sind. Naomi hingegen ist sofort munter und hüpft aus dem Bett, um mit den anderen ins Wohnzimmer zu laufen.

„Können wir heute nicht einfach im Bett bleiben?“, frage ich.

„Nein nur ich“, antwortet meine Frau, „mach du den Kindern Frühstück.“

Mir ist nicht nach Scherzen zumute und so bleibe ich ebenfalls im Bett liegen.

„Mami, gib mir Kariot!“ schreit nach einigen Minuten Racheli (4). Kariot bedeutet Kissen, das sind kleine mit Schoko gefüllte Zerealien. Langsam erhebt sich Mami aus dem Bett und schlurft in die Küche.

„Racheli, du musst noch Netilat Jadaim machen,“ sagt sie.

Wer schon einmal in Israel war, hat vielleicht in manchen Restaurants am Waschbecken Becher mit zwei Griffen gesehen. Diese Becher benutzt man für Netilat Jadaim, was soviel wie „Hände eintauchen“ bedeutet. Vor dem Genuss von Brot und nach dem Schlafen übergießen orthodoxe Juden ihre Hände mit Wasser aus solch einem Becher.

Racheli läuft sofort zum Waschbecken im Flur und streckt ihre Hände aus. In unserer Wohnung befindet sich ein Waschbecken im Korridor, da man seine Hände natürlich nicht im Badezimmer spirituell reinigen kann, das selbst unrein ist. Es werden in religiösen Orten aus diesem Grund Waschbecken im Flur der Wohnungen angebracht.

Racheli bekommt schließlich ihre Kariot und auch ich schleppe mich irgendwann aus dem Bett. Nach meinem Morgengebet, das ich wegen Corona nicht in der Synagoge mache, beginne ich, Brote für die Kinder vorzubereiten. Dann noch Äpfel schneiden, die Flaschen füllen und in die Rucksäcke packen und Zettel für die Kindergärten ausfüllen, in denen ich bestätige, dass die Kinder eine Körpertemperatur von unter 38 Grad haben, während meine Frau damit beschäftigt ist, alle anzuziehen und ihnen die Haare zu machen. Endlich sind die Kinder fertig, die tollste Ehefrau von allen fährt sie jetzt in ihre Kindergärten und ich setze mich mit meinem Kaffee vor den Computer, um meinen Guten Morgen Artikel für Israel Heute zu schreiben. Ich bin noch sehr müde und ein leeres Word-Dokument starrt mir feindselig entgegen. Worüber soll ich denn nur schreiben? Erst einmal etwas über den Wochenabschnitt lesen, vielleicht fällt mir dann etwas ein.

„Siehe, der Herr, dein Gott, hat dir das Land gegeben, das vor dir liegt…”

Wir befinden uns im Wochenabschnitt Dewarim, dem ersten Abschnitt des fünften Buches Mose. Mosche Rabbeinu (Moses unser Rabbi/Lehrer), wie wir ihn liebevoll in Israel nennen, hält seine Abschlussrede vor dem Volk Israel, das kurz davor steht, den Jordan zu überqueren und das Land Kanaan in Besitz zu nehmen. Es ist nicht das Volk, das vor 40 Jahren aus Ägypten auszog, sondern es sind ihre Kinder. Ihnen erzählt Mosche Rabbeinu noch einmal die Ereignisse dieser 40 Jahre und motiviert sie für die Anstrengung, die ihnen bevorsteht. In diesen drei Kapiteln gibt es viele interessante Themen, über die man schreiben kann, wie zum Beispiel die Tatsache, dass im Vers 21 in Kapitel 1 die Vergangenheitsform benutzt wird:

„Siehe, der Herr, dein Gott, hat dir das Land gegeben, das vor dir liegt; zieh hinauf, nimm es in Besitz, so wie es der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen hat. Fürchte dich nicht und sei nicht verzagt!“ (5. Mose 1, 21)

Das Land wurde zwar versprochen, aber gegeben wurde es noch nicht. Die Kinder Israels nahmen es auch nicht in Besitz, sie mussten es sich noch erkämpfen. Korrekt müsste es heißen, das Land, das ich euch geben werde und für das ihr in den Krieg ziehen müsst, anstatt es einfach in Besitz zu nehmen. Das ist allerdings aus menschlicher Sicht gedacht. Wenn Gott etwas verspricht, ist es hingegen schon so gut wie geschehen. Er hat ihnen also das Land schon gegeben, bevor sie es hatten und auch wenn es erkämpft werden muss, der Sieg ist sicher.

Vielleicht sind wir heute in einer ähnlichen Situation. Die Verheißung des Landes gilt ja auch für die heutigen Kinder Israels und wir haben es sogar schon in Besitz. Darüber müsste man einmal nachdenken, aber nicht heute, ich bin zu müde. Ich bin schon froh, dass man Word-Dokument nicht mehr so leer ist und mit einem Bibelzitat auch schon viel freundlicher aussieht.

Und jetzt noch das Wetter für heute in Israel:

Teilweise bewölkt bis heiter mit einem leichten Anstieg der Temperaturen. Ab Sonntag soll es dann wieder richtig heiß werden. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 33 Grad, Tel Aviv 30 Grad, Haifa 29 Grad, Tiberias am See Genezareth 38 Grad, am Toten Meer 39 Grad, Beersheva 36 Grad, Eilat am Roten Meer 41 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren halben Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209.305 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen 50,5 Zentimeter bis zur oberen Grenze!

Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen gesegneten Schabbat.

 

Schabbat Schalom aus Bet Schemesch!

 

 

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