
Hallo, liebe Leser von Israel Heute! Seit meinem letzten Artikel ist bereits eine Woche vergangen, schon wieder haben wir Dienstag. Ja, die Zeit vergeht wirklich schnell. Bald ist der Sommer vorbei. In genau einem Monat, am Abend des 15 Septembers werden wir den Beginn des neuen Jahres feiern, verrückt.
Hier bei uns zu Hause genießen wir die Ruhe des Sommers, es sind Semesterferien. Ich muss meine Tochter morgens nicht aus dem Bett jagen, damit sie nicht ihren Zug nach Tel Aviv verpasst und zu spät zum Studium an der Hochschule in Ramat Gan kommt und auch mein Sohn kann bis zum Beginn des neuen Studienjahres noch die absolute Freiheit genießen. Ab November wird es dann wieder ernst. An einigen Tagen darf ich meinen Wecker dann auf 6 Uhr morgens stellen. Das wird toll.
Wenn ich hier von der Ruhe im Sommer spreche, dann meine ich damit natürlich nur die Ruhe bei uns zu Hause innerhalb der Familie. Denn sobald man das Radio oder den Fernseher anschaltet, ist es mit der Ruhe vorbei. Und an einigen Tagen reicht es auch, die Tür zu unserem Garten zu öffnen, um die Ruhe zu beenden und die Realität, in der wir seit acht Monaten leben, zu verstehen.

Wir haben uns zu früh gefreut. Nachdem Ende Juli ein erstes Gesetz im Rahmen der Justizreform trotz der zahlreichen Proteste der Regierungsgegner verabschiedet wurde, dachten wir, dass wir ab jetzt endlich wieder unsere Ruhe haben werden. Aber nach einer kurzen Pause bekommen wir jetzt alle paar Tage wieder Besuch von den Demonstranten, die auch acht Monate nach den Wahlen Probleme mit dem Wahlergebnis haben. Immerhin scheint jetzt klar zu sein, dass die sogenannte Justizreform nicht der wirkliche Grund für die Demonstrationen sind, sondern Benjamin Netanjahu. So wie schon während seiner letzten Amtszeit ist er der Grund für die nicht endenden Proteste.
Netanjahu und seine Frau Sara werden auch während eines kurzen Urlaubs von seinen Gegnern verfolgt. Ja, es wird ihm nicht einmal ein paar ruhige Tage der Erholung gegönnt. Und auch die Hotels oder Gästehäuser, in denen er sich aufhält, werden von seinen Gegnern dafür verurteilt, dass sie ihn beherbergen. So wurde ein Hotel in Neve Ativ am Hermon Berg mit gefälschten negativen Bewertungen überschwemmt, weil es den “Diktator” beherbergt hatte. Und so war es gestern auch im Moshav Ramot, wo Netanjahu und seine Frau für einen kurzen Urlaub erwartet wurden.

Der Fernsehsender Channel 12, der für seine negative Einstellung gegenüber der Regierung und Netanjahu bekannt ist, schickte eine Reporterin zum Hotel in Ramot, um mit den anderen Gästen dort zu sprechen. Der Scoup war dann ein kurzes Gespräch mit der “Nachbarin” der Netanjahus im Hotel, die sich darüber beschwerte, dass die neu angekommen Gäste ohne Kinder gekommen seien, was überhaupt nicht zu dem Ferienort passen würde. Ich war sprachlos und schmunzelte darüber, was sie wohl gesagt hätte, wenn Netanjahu seinen Sohn Yair mit in das Hotel gebracht hätte.
Und jetzt im Ernst, die Situation hier im Land ist unerträglich. Wir befinden uns in einem ewigen Streit. Überall gibt es nur noch Diskussionen. Und jetzt, wo die Justizreform bereits vorangetrieben wurde, geht es um andere Themen. Jetzt sind die orthodoxen Juden Opfer des Streites. Fast jeden Tag gibt es mindestens eine negative Meldung, die etwas mit den orthodoxen Juden zu tun hat.
In den letzten Tagen geht es vor allem um Fälle, in denen Frauen untersagt wurde, in einen Bus zu steigen, weil er angeblich nur für orthodoxe Männer vorgesehen war, oder einer Gruppe junger Mädchen, denen gesagt wurde, mit einer Decke bedeckt im hinteren Teil des Busses zu sitzen.
אם האירוע לא היה מוקלט הייתם בוודאי אומרים שאנחנו ממציאות. נהג אוטובוס שולח קבוצה של בנות 15 לשבת בחלק האחורי. את הבנים – איתם עלו לאוטובוס בדרך לכנרת – הוא מושיב בקדמת האוטובוס ולסיום מורה לנערות “להתכסות” בשמיכות. ומה שהיה אמור להיות יום כיף בחופשת הקיץ – הופך למסע השפלה. >> pic.twitter.com/fC5bQlidHr
— kereneubach (@kereneubach) August 14, 2023
Diese Mädchen wurden von dem Busfahrer aufgefordert, sich mit Decken zu bedecken und hinten zu sitzen.
Natürlich ist das ein Problem und ich erwähne das nicht, um dies zu rechtfertigen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind für uns alle da, ganz egal, ob wir gläubig sind oder nicht. Und jeder darf dort sitzen, wo er möchte.
In einem anderen Fall wurde einem Mädchen untersagt, in den Bus zu steigen, da dieser an diesem Tag nur für Männer vorgesehen sei. Der Fahrer sagte dem Mädchen, dass sie große Probleme bekäme, wenn sie in den Bus steigen würde. Dieser Vorfall wurde schnell in den sozialen Netzwerken und in den Medien verbreitet.
הילה לא הורשתה לעלות על אוטובוס “לגברים בלבד” באשדוד – “הנהג אמר שיעשו לי את המוות” | תיעוד האירוע
לריאיון המלא של @kereneubach עם הילה ב-#סדריום >>> https://t.co/HP4Oi5BRtf pic.twitter.com/9h65Z6d9vv
— כאן חדשות (@kann_news) August 13, 2023
Die Busfahrer in beiden Fällen wurden vorerst von ihrem Dienst suspendiert, bis zur Klarstellung der Vorfälle. Diese Probleme sind allerdings alles andere als neu bei uns. Es hat sie immer gegeben. Doch nun sind sie natürlich ein “gefundenes Fressen” für die Regierungsgegner. Und dummerweise wurde gerade jetzt über ein Gesetz diskutiert, in dem es um die Befreiung der orthodoxen Juden vom Armeedienst geht. Und hier frage ich mich, warum unsere Regierung ihren Fuß nicht etwas vom Gas nehmen kann, um etwas Ruhe zu bekommen. Bis zu den nächsten Wahlen gibt es doch genug Zeit. Auch wird innerhalb der Regierung viel zu viel diskutiert.
Ein weiteres Thema, um das es den letzten Tagen ging, ist die Forderung der religiösen Juden nach mehr “getrennten Stränden”. In Israel gibt es insgesamt nur 5 Strände, an denen Männer und Frauen an bestimmten Tagen getrennt baden können. Natürlich ist das zu wenig. Besonders im Sommer.

Zum Vergleich ein Foto vom Strand in Tel Aviv:

Es stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob man die Schaffung weiterer getrennter Strände unterstützen will oder nicht. Die Regierungsgegner sind natürlich dagegen, sie sind gegen alles, was mit den orthodoxen Juden zu tun hat. Sie sehen darin einen Schritt in Richtung eines Halacha-Staates, also eines Staates nach den Gesetzen der Tora. Ich glaube nicht, dass das das Ziel der Regierung ist. Aber für die Demonstranten kommt diese Diskussion gerade rechtzeitig, damit sie auch weiterhin “Demokratie” schreien können, die ihrer Meinung nach in Gefahr ist.
Und dann ist da noch die Sache mit der Armee und die sogenannten “Sarvarnim“, die Dienstverweigerer. Die Armee soll schon jetzt nicht mehr kampffähig seien, wird immer wieder gewarnt. Und Netanjahu soll Schuld daran sein. Dabei sind es doch die Reservisten selbst, die mit ihrer Weigerung, weiter freiwillig ihren Dienst zu leisten, die Armee in diese Situation bringen, oder nicht?
Siehe dazu: Ist das israelische Militär wirklich nicht einsatzfähig?
Ich verstehe das nicht. Die Armee darf nicht “politisiert” werden. Unsere Armee war immer eine “Armee des Volkes”. Der Armeechef Herzi Halevi wird dafür kritisiert, nicht ausreichend gegen die “Dienstverweigerer” vorzugehen.
Wie soll dieser Streit enden? Ich weiß es nicht. Was für ein Sommer!
So, das waren jetzt erst einmal genug Probleme für heute. Am besten lasse ich den Fernseher und das Radio aus und auch die Tür zum Garten bleibt geschlossen, dann habe ich meine Ruhe. Ich wünsche Euch allen einen angenehmen Dienstag, trotz allem. Macht es gut und genießt den Sommer!
Israel Heute Mitgliedschaft
4 Antworten zu “Ein heißer Sommer”
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Die Demonstrationen sind nichts anderes als von der Justizdiktatur unterstützter Terrorismus. Da geht es nicht mehr um Demokratie sondern um Terror.
Es soll ein Volksaufstand herbeigeführt und die Regierung abgesetzt werden, weil das Wahlergebnis ein paar Extremisten nicht gefällt. Deswegen wird jetzt Volksverhetzung betrieben.
Mehr getrennte Strände schaden den Israelis überhaupt nicht, da es ja vollkommen freiwillig ist, solch einen Strand zu besuchen. Aber für andere, die sich da wohler fühlen, ist es eine wichtige Möglichkeit.
Armeeverweigerung aus nicht religiösen Gründen sondern aus politischen Gründen ist nicht zulässig und darf nicht geduldet werden. Nur wer es aus Gewissensgründen nicht kann, darf verweigern, nicht wegen politischen Gründen oder Bedingungen.