
Ramat HaScharon, 16 Kilometer nordöstlich von Tel Aviv, wurde 1923 von polnischen Zionisten als Ir Shalom (Stadt des Friedens) gegründet. Heute leben dort mehr als 47.000 Menschen. In seinen ersten Jahrzehnten war der Ort von Landwirtschaft geprägt. Grabungen der Israelischen Altertumsbehörde haben nun landwirtschaftliche und industrielle Aktivitäten nachgewiesen, die 1500 Jahre zurückreichen.
Zu den im Zuge der Planung eines neuen Stadtviertels gefundenen Kostbarkeiten gehören eine große Weinpresse, eine Goldmünze und eine schwere Kette aus Bronze. Grabungsleiter Yoav Arbel: „Unsere Funde entstammen der byzantinischen Periode. Unter anderem entdeckten wir eine große, mit einem Mosaik geflieste Weinpresse sowie verputzte Installationen und die Fundamente eines großen Gebäudes, möglicherweise ein Lagerhaus. Es kann sogar sein, dass es Reste eines Bauernhofes sind. Im Inneren der Gebäude und Anlagen fanden wir viele Fragmente von Vorratsgefäßen und Kochgeschirr, auch Steinmörser und Mühlsteine. Die meisten steinernen Werkzeuge sind aus Basalt von den Golanhöhen und aus Galiläa.“

Ein ganz besonderes Fundstück ist eine Goldmünze, 638 oder 639 von Kaiser Herakleios geprägt. Die Vorderseite zeigt den Kaiser mit seinen Söhnen, die Rückseite das Kreuz von Golgatha. Ein außergewöhnliches Merkmal der Münze ist eine Inschrift, die in griechischer und möglicherweise auch in arabischer Sprache eingekratzt wurde. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um den Namen des Eigentümers. Robert Kool, Leiter der numismatischen Abteilung der Altertumsbehörde, ist von den Daten, welche die Münze liefert, fasziniert: „Vom Niedergang der byzantinischen Herrschaft über die persische Invasion bis hin zum Aufkommen des Islams gibt das Stück Aufschluss über christliche und heidnische Symbolik. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Bevölkerung, die hier lebte.“

Zu den Einrichtungen, die nach der muslimischen Eroberung im siebten Jahrhundert an diesem Ort existierten, gehören eine Glasmacherwerkstatt und ein Lagerhaus, in dem vier massive Krüge gefunden wurden. Die in den Boden eingelassenen Krüge dienten wohl zur Lagerung von Getreide und anderen Produkten geschützt vor Schädlingen und Feuchtigkeit. „An diesem Ort wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch gelebt. Wir fanden Überreste von Wohnhäusern und zwei große Backöfen“, sagt Arbel.

Zu den Töpferwaren aus der Epoche gehören komplett erhaltene Lampen aus Keramik sowie einheimisches und importiertes, teilweise verziertes Geschirr. Ein weiterer ungewöhnlicher Fund ist eine Bronzekette, die zur Aufhängung eines Kronleuchters mit gläsernen Lampen bestimmt war. Die Stätte war zumindest bis ins elfte Jahrhundert bewohnt. Die antiken Überreste sollen in einem künftigen Stadtpark integriert werden.
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