
Guten Morgen liebe Leser!
Ein wichtiger Faktor, der die Thora und das Judentum für mich so glaubwürdig macht, ist die tiefe Weisheit, die in den Schriften zu finden ist. Noch wundersamer ist die Tatsache, dass einige Mysterien erst in unserer Zeit aufgelöst worden sind, obwohl jüdische Genies schon seit Jahrtausenden diese Bücher analysieren. Ein solches Mysterium ist die Geschichte der Kundschafter, oder Spione, in unserem Wochenabschnitt Schlach.
Moshe schickt auf Gottes Geheiß zwölf Stammeshäupter ins Land Kanaan, um es „auszukundschaften“, zehn von ihnen kommen mit einem entmutigenden Bericht zu den Kindern Israels zurück, das Volk glaubt ihnen und reagiert nicht unbedingt, wie man es von einem Volk erwarten würde, das so viele Wunder mit eigenen Augen gesehen hat:
„Da erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und schrie, und das Volk weinte in dieser Nacht. Und alle Kinder Israels murrten gegen Mose und Aaron; und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: Ach, daß wir doch im Land Ägypten gestorben wären, oder noch in dieser Wüste sterben würden! Und warum führt uns der Herr in dieses Land, daß wir durch das Schwert fallen, und daß unsere Frauen und unsere kleinen Kinder zum Raub werden? Ist es nicht besser für uns, wenn wir wieder nach Ägypten zurückkehren? Und sie sprachen zueinander: Wir wollen uns selbst einen Anführer geben und wieder nach Ägypten zurückkehren!“
(4. Mose 14, 1-4)
Diese Episode ist wirklich sehr merkwürdig und wird normalerweise so interpretiert, dass die zehn pessimistischen Stammeshäuptlinge nicht genug Gottvertrauen hatten und das Volk ebenfalls nicht sicher war, dass Gott ihnen beim Sieg gegen die Riesen und die befestigten Städte Kanaans helfen würde.
Es hätte jedoch alles nicht so weit kommen müssen, wenn die zehn „Spione“ ihre Aufgabe richtig verstanden hätten. Rabbi Lord Jonathan Sacks zeigt in einem Aufsatz auf, dass die Gruppe, die nach Kanaan geschickt wurde, überhaupt keine Kundschafter sein sollten. Es gibt zwei Worte für Kundschafter oder Spione auf Hebräisch, aber sie tauchen in der gesamten Erzählung kein einziges Mal auf. Stattdessen wird für sie das Verb latur benutzt. Genau zwölf Mal wird dieses Wort in unserem Abschnitt benutzt und es zeigt, dass die Delegation latur machen sollte. Das Wort klingt schon wie „eine Tour machen“. Im modernen Hebräisch wurde aus dieser Wortwurzel das moderne Wort Tajar – Tourist gebildet.

Die zwölf sollten also keine Kundschafter sein, sondern Touristen! Wie Touristen sollten sie das Land besuchen und sich die schönen Sehenswürdigkeiten anschauen, nicht die Befestigungen und Schwachstellen der Armeen. Gott hatte bereits die mächtige ägyptische Armee besiegt, würden ein paar kanaanitische Stämme ein Problem für Ihn sein? Es ging bei dieser Mission nicht um militärische Ziele, sondern darum, dem Volk eine Diashow der Schönheit ihres zukünftigen Zuhauses zu zeigen. Mose hatte ihnen ein Land voller Milch und Honig versprochen, aber er hat es nie gesehen und auf Google Maps konnte man das Land nur sehr verschwommen erkennen.
Rabbi Sacks argumentiert, dass die zehn negativ eingestellten Kundschafter einfach nicht den Kontext verstanden, in dem sie sich befanden, während die anderen zwei erkannten, was ihr Auftrag wirklich war. Er verweist auf das Buch Political Tribes von Amy Chua, in dem sie die schrecklichen Misserfolge der amerikanischen Außenpolitik in Vietnam, Afghanistan und dem Irak auf denselben Fehler zurückführt, nämlich eine Situation falsch einzuschätzen, was zu schwerwiegenden Fehlern in der Politik geführt hat. Im Falle des Irak hat sich zum Beispiel gezeigt, dass man nicht einfach die Demokratie in ein Land einführen kann, in dem die Kultur überhaupt nicht zu solch einer Regierungsform passt.

Ebenso ist es im Konflikt um Israel. Wer nicht erkennt, dass die palästinensischen Politiker nur die Zerstörung Israels im Sinn haben, ob in Ramallah oder in Gaza, kann keine vernünftige Politik mit ihnen machen. Wer ihren Antisemitismus nur auf wirtschaftliche Faktoren reduziert, hat die Situation nicht verstanden und sollte Israel keine gutgemeinten Ratschläge geben. Und nun das Wetter.
Das Wetter für heute in Israel
Teilweise bewölkt bis heiter ohne Veränderung der Temperaturen. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 25 Grad, Tel Aviv 25 Grad, Haifa 24 Grad, Tiberias am See Genezareth 30 Grad, am Toten Meer 31 Grad, Beersheva 30 Grad, Eilat am Roten Meer 34 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um zwei zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209,365 m unter dem Meeresspiegel. Es fehlen 56,5 Zentimeter bis zur oberen Grenze.
Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen gesegneten Schabbat. Machen Sie es gut.
Schabbat Schalom aus Bet Schemesch!
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