Antisemitismus in Israel?

Gibt es Antisemitismus in Israel? Die Antwort könnte “ja” sein, wenn man sich ein Video anschaut, das in Israel heftige Diskussionen ausgelöst hat. 

von Dov Eilon | | Themen: Antisemitismus, Orthodoxe Juden
Antisemitismus in Israel
Demonstranten streiten mit ultraorthodoxen Juden während eines Protestmarsches in Bnei Brak gegen die Milliardenbeträge, die ultraorthodoxen Parteien im Staatshaushalt zur Verfügung gestellt werden, am 17. Mai 2023. Foto von Flash90

Antisemitismus in Israel? Gibt es das überhaupt? Oder übertreibe ich hier maßlos mit meiner Überschrift?  Ich denke nicht. Die Situation in unserem Land war noch nie so kritisch. Das Land, die Bürger sind gespalten.

Spannungen zwischen nichtreligiösen und religiösen Juden hat es hier in Israel immer gegeben. In erster Linie geht es dabei um die Einhaltung des Shabbats und die Forderung an die orthodoxen Juden, in der Armee zu dienen. Immer wieder kam es zu Demonstrationen. Auf der einen Seite sind es die orthodoxen Juden, die immer dann auf die Straße gingen, wenn ein Mitglied ihrer Gemeinde von der israelischen Militärpolizei festgenommen wurde, nachdem dieser sich geweigert hatte, sich bei der Rekrutierungsbehörde zu melden. Und auf der anderen Seite sind es die nichtreligiösen Israelis, die auch am Shabbat einkaufen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen möchte. Ein seit Jahren geltender Status Quo soll dafür sorgen, dass nicht an der momentanen Situation geändert wird.

Doch gerade in letzter Zeit sind die Spannungen zwischen säkularen und orthodoxen Juden angestiegen. Seit wann? Seit dem Sieg der rechten Koalition von Benjamin Netanjahu und der Bildung einer besonders rechten Regierung. Seit 24 Wochen gibt es jede Woche landesweite Demonstrationen gegen die neue Regierung und besonders gegen die orthodoxe Gemeinde, auch wenn offiziell “nur” gegen die von der Regierung geplante Justizreform protestiert werden soll. Demonstrationen in der orthodoxen Stadt Bnei Brak haben gezeigt, dass es bei den Demonstrationen nicht wirklich nur um den Protest gegen die Justizreform geht. Die Protestmärsche durch die Stadt Bnei Brak richteten sich direkt gegen die jüdisch-orthodoxe Gemeinschaft.

Israelische Reservesoldaten und Aktivisten protestieren am 4. Mai 2023 in der Stadt Bnei Brak gegen die von der israelischen Regierung geplante Justizreform. Geht es nur darum? Foto von Flash90

Leider wird diese “anti-jüdische” Stimmung von Gegnern der Regierung immer weiter angeheizt. Der Vorsitzende von Israel Beitenu, Avigdor Liebermanschlug einmal vor, die orthodoxen Juden in den Müll zu werfen. Die bekannte TV-Moderatorin, das Ex-Model Galit Gutman, sagte vor laufender Kamera, die orthodoxen Juden seien Blutsauger.


In Israel häufen sich die Berichte über orthodoxe Juden, die auf offener Straße angepöbelt werden, nur weil sie orthodoxe Juden sind. In Tel Aviv geht die Stadt gegen orthodoxe Juden vor, die Passanten anbieten, Tefillin anzulegen. Unglaublich. Auch in meiner Stadt Modiin spüre ich diese anti-jüdische Stimmung. So gab es in den Netzwerken Aufrufe, Restaurants, die den jüdischen Koschergesetzen folgen und daher am Shabbat geschlossen sind, zu boykottieren. Sogar der Ausflug einer Grundschulklasse aus Modiin zur Klagemauer, wo den Kindern der Tanach übergeben wurde, wurde von vielen Eltern kritisiert. Ich hatte dieses Ereignis mit meinen Kindern damals als sehr schön und emotionell empfunden. Heute wird so etwas als religiöser Zwang bezeichnet.

Ein seit gestern im Netz kursierendes Video zeigt, wohin die bestehende Hetzte gegen die orthodoxen Juden führen kann. Das Video zeigt einen eine Auseinandersetzung zwischen einem orthodoxen Juden und einer säkularen Frau während einer Busfahrt.  Die Frau konfrontiert ihn mit der Annahme, er hätte nie in der Armee gedient, eine weit verbreitete Stereotypie über orthodoxe Juden in Israel. Was die Frau nicht wusste, ist die Tatsache, dass der orthodoxe Jude, Yisrael Hirsch, ein IDF-Reservist und ehemaliger Soldat ist und als Rechtsanwalt in der Rechtsabteilung der Israelischen Armee (IDF) tätig ist.


Hirsch antwortete: “Warum nehmen Sie an, dass ich nie gedient habe? Weil ich eine Kippa und ein weißes Hemd trage?”

Als die Frau bestätigt, dass genau das ihre Vermutung begründet, entgegnet Hirsch: “Sie können Menschen nicht einfach aufgrund ihres Aussehens beurteilen.”

“Sie sollten der Armee dienen, genau wie meine Brüder es getan haben”, erwidert die Frau.

“Das habe ich. Und ich wette, ich war länger in der Armee als Sie”, entgegnet Hirsch. “Ich bin Offizier der Reservetruppen.”

Als die Frau ihn dann fragt, warum er, wenn er doch gedient hat, eine Kippa trägt, antwortet Hirsch: “Das ist mein Glaube und mein Recht. Es ist erstaunlich, dass ich jedes Mal, wenn ich in Hod HaSharon, der Stadt, in der ich wohne, Bus fahre, mit solchen Anfeindungen konfrontiert werde.”

Dieses Video hat hier bei und für viele Diskussionen gesorgt. Die Frau wurde später im Fernsehen interviewt. Dabei stellte sich heraus, dass sie nicht ganz in Ordnung ist. Sie soll unter manischer Depression leiden. Dennoch zeigt uns das Video, wohin uns diese anti-jüdische Stimmung in Israel geführt hat. Die pausenlosen Proteste gegen die gewählte Regierung scheinen die Situation noch weiter anzuheizen.

Kann man es als Antisemitismus bezeichnen, wenn säkulare Juden eine immer stärker werdende Abneigung gegen ihre religiösen Brüder entwickeln? Vielleicht in dem Sinne, dass sich die Abneigung gegen das religiöse Leben der Orthodoxen richtet. Während die Säkularen eine Nation wie alle anderen sein wollen, versuchen die Religiösen ihren jüdischen Auftrag Gottes zu erfüllen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für den Antisemitismus vieler Nichtjuden.

 

Siehe: Gesetzentwurf wird Hetze gegen ultraorthodoxe Juden unter Strafe stellen

Mitglieder

Israel Heute Mitgliedschaft

Alle Mitglieder-Inhalte lesen Zugang zu exklusiven, ausführlichen Berichten aus Israel! Kostenlose Zoom-Veranstaltungen Verbinden Sie sich mit Israel, direkt von Zuhause aus! Jetzt eine Stimme der Wahrheit und Hoffnung erheben Unterstützen auch Sie den zionistischen Journalismus in Jerusalem! Mitgliedschaftsangebote
  • Online-Mitgliedschaft (Voller Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten von Israel Heute)
  • Druckausgabe (6 x im Jahr)
  • Jüdisch/christlicher Israel-Wandkalender am Jahresende

Jährlich
Mitgliedschaft

68,00
/ Jahr
6 Magazine + Online Mitgliedschaft AUßERHALB Deutschlands
Werden Sie Mitglied

Jährlich
Mitgliedschaft

58,00
/ Jahr
First month free of charge
Voller Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten PLUS 6 Druck-Magazine INNERHALB Deutschlands
Werden Sie Mitglied

6 Antworten zu “Antisemitismus in Israel?”

  1. Andrew Manner sagt:

    Sieht so aus, als habe Israel wohl z.Z. 2 nicht lösbare Probleme, die Palästinenser und die Spaltung der Gesellschaft.
    Aber in Deutschland sieht es nicht anders aus. Hier haben wir zwar keine palästinensischen Terrorangriffe, aber hier fassen die ebenfalls israelfeindlichen syrischen, libanesischen und türkischen Clans immer mehr Fuß und sind genauso gefährlich wie die Mafia. Da kommt man mit Diskussionen, Reden und Beschwichtigen nicht mehr weiter. Und Nutznießer ist die rechtsradikale AfD. Ohne selbst etwas zu tun, steigen die Stimmgewinne bei den jüngsten Umfragen gefährlich hoch an- bald ist die AfD zweite Kraft…

  2. Havershalom sagt:

    @Andrew Manner
    “…Und Nutznießer ist die rechtsradikale AfD. Ohne selbst etwas zu tun, steigen die Stimmgewinne bei den jüngsten Umfragen gefährlich hoch an- bald ist die AfD zweite Kraft…”

    Wenn Sie Herr Manner sich ihre Meinung (fast) nur aus den deutschen sog. öffentlich rechtlichen Medien bilden, ist es kein Wunder wenn Sie solches Gedankengut hier schreiben. Das ist von der vorigen und jetztigen Regierung ja auch genau so gewollt und beabsichtigt. Mit guten Erfolgen in der Manipulation der deutschen Bevölkerung. Bei der letzten Landtagswahl in Niedersachsen hat die AfD um fast 100% dazugewonnen und die FDP wollte mit allerlei Gründen gleich gegen das Demokratische Wahlergebniss klagen!

  3. Havershalom sagt:

    Teil 2:
    Vor etlichen Jahren, als die damalige Merkelregierung immer desaströsere Entscheidungen traf und damit anfing ihr wahres Gesicht zu zeigen, die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland zu untergraben und letztendlich abzuschaffen, fingen etliche auf Adonai vertrauende Nachfolger an, den HERRN zu bitten, einzugreifen oder auch eine neu Partei zu “erschaffen”.
    Es gab zu der Zeit viele, echt auf G-tt vertrauende und wiedergeborene Menschen, die diese Zeichen der Zeit, eine Abschaffung der Demokratie zu bewirken, erkannten. Viele haben einzeln und auch in Gruppen, den HERRN im Gebet gesucht und gebeten, uns, dem Deutschen Volk seine göttliche Gnade zu schenken und Veränderung zu bewirken.

  4. Havershalom sagt:

    Teil 3:
    Ich bin zu mehreren Treffen dieser Partei eingeladen worden und war erstaunt dort viele wiedergebohrene G-ttesfürchtige Nachfolger Jeshuas anzutreffen. Es wurde dort gebetet, die Veranstaltung in G-ttes Hände gelegt und um seinen Segen gebeten. Nach Recherchen fand ich die CAfD-Christen in der AfD und die JAfD-Juden in der AfD! Es gab sogar einen politischen Gebetskreis der für die politische Situation in der Bundesrepublik betete. Nur rechtsradikale fand ich dort nicht. Aber sehr viele Hochgebildete, z.T. mit akademischen Titel, Unternehmer, auch etliche treue G-ttesnachfolger und Menschen die Ihr Land lieben und es nicht von Politideologien zerstört sehen wollen.
    Im 2. Mose 23 Vers 1: Du sollst kein Gerücht verbreiten!
    Versuchen Sie, Herr Manner, sich doch zu informieren, Sie schreiben doch sonst auch anders. Übrigens, ich bin jüdisch messianisch und leitender in unserer Gemeinde.
    Shalom, Havershalom

  5. Serubabel Zadok sagt:

    Ich finde den israelischen Antisemitismus von den säkularen Israelis gegen die religiösen Juden sehr traurig. Das muss per Gesetz geändert und bestraft werden. Es kann nicht sein, dass Antisemitismus weltweit verboten aber in Israel legal ist.

  6. Serubabel Zadok sagt:

    Die säkularen Israelis sollen die religiösen Juden gefälligst in Ruhe lassen.

Schreibe einen Kommentar

Israel Today Newsletter

Daily news

FREE to your inbox

Israel Heute Newsletter

Tägliche Nachrichten

KOSTENLOS in Ihrer Inbox

Abonnieren Sie unseren täglichen Newsletter