Weiß Jesus schon, wann er wiederkommt?

Und wenn die Antwort darauf immer noch „Nein“ lautet, warum versuchen wir es ständig herauszufinden?

von Ryan Jones | | Themen: Jesus, Endzeit
Foto: Miriam Alster/Flash90

Wer in Israel lebt, ist bestimmt schon einmal jemandem begegnet, der sein Hab und Gut verkauft hat, um ins Heilige Land zu ziehen und hier auf Jesu unmittelbare Wiederkehr zu warten. Seit ungefähr einem Jahrhundert lässt sich eine Überbetonung auf das Thema Endzeit im christlichen Leben beobachten. Das ist verständlich. Immerhin gab es in dieser Zeitspanne zwei vernichtende Weltkriege und eine der schier unmöglichen biblischen Prophetien ist wahr geworden: die Wiedergeburt des Staates Israel. Auch die von Jesus selbst vorhergesagten Konflikte, Epidemien und Gesetzlosigkeiten scheinen eingetroffen zu sein.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es leicht nachvollziehbar, dass viele glauben, wir leben in den allerletzten Tagen. Und dies mag auch wirklich der Fall sein. Wir sind aber von Jesus selbst ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass niemand, selbst er, das genaue Datum seiner lang erwarteten Rückkehr weiß. Uns wurde aufgetragen, wir sollen uns bereithalten. Doch mir scheint es eher so, als habe Jesus uns vor genau jenen gezielten Endzeitprophetien gewarnt, die mittlerweile unter evangelikalen Christen so populär geworden sind.

In Matthäus 24 steht: „Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein mein Vater.“ (Vers 36) „Darum seid auch ihr bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.“ (Vers 44)

Leider richten menschliche Vorhersagen mehr Schaden an, als sie Gutes tun, und Jesus war sich sicherlich dessen vollens bewusst. Sie laufen zwangsläufig ins Leere. Wie könnte es auch anders sein? Jesus selbst sagte uns, niemand wisse den Tag. Wer jetzt daherkommt und das Kommen des Herrn präzise voraussagt, macht damit Jesus entweder zum Lügner oder zu einem, der nicht durchblickt. Ich glaube Jesus ist keines der beiden.

Die Fehlerhaftigkeit der Vorhersagen beschädigt im zunehmenden Maße die Gesamtheit der biblischen Botschaften. Hier wird geradewegs in jene Hände gespielt, die behaupten, Gott und Sein Wort seien nichts als ein Märchen. Auch innerhalb der Gemeinde wird verheerender Schaden angerichtet. Wieviele Christen sind vor 30 Jahren auf Edgar C. Whisenants „88 Reasons Why the Rapture Will Be in 1988“ (88 Gründe, warum die Entrückung 1988 stattfinden wird) hereingefallen und wurden in ihren Hoffnungen enttäuscht und im Glauben stark erschüttert? Whisenant war ein kluger Kopf, ein ehemaliger NASA Ingenieur. Viele andere, die Daten für die Entrückung vorausgesagt haben, waren ebenfalls kluge Leute. Andere eher nicht. Es geht darum, dass selbst die Klügsten unter uns anfällig für solcherlei Dinge sind.

Lasst uns einmal in Betracht ziehen, dass es zusätzlich zur Ungewissheit des Tages, wann Jesus wiederkommt, in der Bibel Hinweise darauf gibt, dass seine Jünger bereits in den Endzeittagen gelebt haben. Matthäus 24,34 sagt: „Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.“ Desweiteren steht in 1.Johannes 2,18: „Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind jetzt viele Antichristen aufgetreten; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist.“

Hier wird deutlich, dass unser Zeitgefühl selten, ja sogar überhaupt nicht mit der Zeit Gottes übereinstimmt. Natürlich sind wir dem Ende der Zeit näher denn je. Aber wie nahe? Jene, die in vergangenen Zeiten schreckliche Kriege und Epidemien durchleben mussten, sind sicherlich davon ausgegangen, dass Jesu Rückkehr unmittelbar bevorsteht. Und die Bibel scheint zu bestätigen, dass es in Gottes Augen so war. Unmittelbar kann in Gottes Augen bedeuten 100, 500 oder sogar 1000 Jahre. Was, wenn wir noch so lange zu warten haben? Würden wir dann immer noch davon ausgehen, dass wir in der Endzeit leben? Darum bestand Jesus so hartnäckig darauf, dass niemand das Datum seiner Rückkehr wissen könne (und versuchen solle, es zu wissen). Es ist eine vergebliche und gefährliche Müh. Man soll sich der Zeichen der Zeit bewusst sein. Sich immer geistlich bereit halten. Darüber hinaus wäre es besser, wir hielten uns an Jesu Ermahnung, uns „nicht zu fürchten“.

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