Unterwegs zum Skopusberg

Diesmal hat unser Praktikant Karl Friedrich einen Ausflug auf den Skopusberg gemacht. Hier sind seine Eindrücke.

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Foto: Karl Friedrich

Etwa 20 Meter höher als der Ölberg, posiert der Skopusberg (hebr.: Har Hatzofim = Wächterberg) nordöstlich der Altstadt Jerusalems mit einem weit über die Stadtgrenzen hinaus reichenden Ausblick. Der Berg steht im Rahmen vieler Israelreisen immer ein Stück im Hintergrund. Klar, hier ist wahrscheinlich nichts biblisch relevantes passiert. Geschichtsinteressierte kommen jedoch auch an dieser Stelle auf ihre Kosten. Denn der Skopusberg spielte keine unwichtige Rolle – bis heute!

An einem Nachmittag stieg ich in die Straßenbahn von Jerusalem ein, diesmal jedoch nicht Richtung Herzlberg. An der Haltestelle Giv’at HaTahmoshet verließ ich die Bahn, um weiter zu Fuß zum Skopusberg hinauf zu steigen. Vorbei an einem britischen Militärfriedhof kommen mir erste historische Ereignisse in den Sinn: War dies nicht der Berg, der aufgrund seiner strategisch guten Lage vom Unabhängigkeitskrieg 1948 bis zum 6-Tage-Krieg 1967 von nicht geringer Wichtigkeit war? Bereits zu Zeiten der Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahre 70 AD lagerten diese auf dem Skopusberg. Auch die Kreuzfahrer – gute 1000 Jahre später – nutzten die günstige Lage mit dem Überblick über ganz Jerusalem als Ausgangspunkt für die Belagerung der Stadt.

Vielleicht sind es diese Ereignisse, vielleicht ist es aber auch einfach nur die perfekte Lage, die den speziellen Reiz des Berges ausmachen. Ich gehe also an dem Friedhof vorbei, mit den Gedanken über das, was hier womöglich passiert ist, und stehe plötzlich vor der Hebräischen Universität. Es kommen mir jede Menge Studenten entgegen, manche sprechen Hebräisch, andere Englisch. Erinnerungen kommen auf: Die Anfangszeit der modernen organisierten Besiedlung des Landes Israel hatte ihren vielleicht mutigsten Schritt hier gemacht. Was ich einst in trockenen Büchern las, wird nun pure Realität. Der 1901 gegründete Jüdische Nationalfonds setzte sich dafür ein, Ländereien im Eretz Israel käuflich zu erwerben, um sie den jüdischen Siedlern zur Verfügung zu stellen. Der erste erworbene Landstrich war zugleich der erste Kibbuz – mit Namen Degania. In Jerusalem sollte eine der zuerst gekauften Flächen der Skopusberg sein. Bereits 1918 begann die Grundsteinlegung der wohl berühmtesten Universität Israels, der Hebräischen Universität Jerusalem. Ein wichtiger Schritt, denn Bildung ist schließlich einer der Grundsteine so ziemlich jeder Gesellschaft, oder? Fortan war der Skopusberg unbestritten jüdisch, ab 1948 offiziell israelisch. Auch heute bestreitet es wohl keiner, auch wenn es mit der Region drum herum anders aussieht.

Plötzlich stand ich vor der Hebräischen Universität

Eine bewegende Geschichte, quasi Ur-israelisches Land, auf welchem ich nun wandere. Ein Stück weiter ergeben sich erste Ausblicke. Bisher war mir nur der „Standart-Ausblick“ auf dem Ölberg bekannt, nun dies. Die Altstadt von einer ganz anderen Perspektive, abseits großer Touristenströme. Der Ausblick ist grandios – Ölberg und Altstadt, im Dunst sehe ich die Neustadt-Türme. Alles im Licht der untergehenden Sonne. Atemberaubend. Von dieser „Seitenperspektive“ fällt das hügelige, ja fast bergige (vielleicht nicht für Alpinisten) Jerusalem erst richtig auf. Ich genieße kurz die Aussicht auf einer eigens dafür errichteten Plattform und gehe dann etwas weiter durch einen kleinen Park. Ehe ich mich versehe, bin ich auf der „anderen Seite“. Ein weiterer Blick über unendlich anmutende Berge des judäischen Landes. Ich meine, dass ich bis zur Jordan-Ebene sehen kann. Es ist unglaublich. „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem“ heißt es im Matthäusevangelium. Mir wird das „hinauf“ hier erst richtig bewusst. Im Blick nach Norden und Osten vom Berg scheint man „runter“ zu sehen. Erneut bleibe ich stehen und genieße den Moment.

Blick auf die Jordan-Ebene vom Skopusberg aus

Vielleicht ist auf diesem Berg weniger los, es gibt ein paar kleine Restaurants, vornehmlich für Studenten. Jedoch sehe ich gerade darin das Positive. Ruhe und Gelassenheit. Ein nahezu perfekter Ort, um die Bibel rauszuholen und nachzugucken, ob wirklich nichts über diesen Berg drin steht. Ich finde nichts…

Nach etwa zwei Stunden Spazieren, Genießen und Gucken mache ich mich auf den Rückweg. Alle, die Jerusalem von einer anderen Seite sehen und dabei jüdische Nationalgeschichte hautnah erleben wollen, sollten neben dem Ölberg auch den Skopusberg besuchen. Ich gebe zu, dass wenig Action dabei ist, aber das Erlebnis rund um die Ausblicke, auch im Hinblick auf die (außerbiblische) Geschichte, macht den „Berg der Wächter“ zu einem gelungenen Ausflug.

Kein “Standart-Ausblick”

 

Alle Fotos: Karl Friedrich

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