
Während der Terror im Land den Kopf hebt, machte ein orthodoxer Knessetabgeordneter die Gemüter im Volk noch wilder. Er sieht die LGBTQ-Bewegung als die schlimmste Gefahr für Israels Existenz. Dies begründete er vor der Kamera mit den biblischen Geboten und Verboten. Genau davon rede ich immer wieder. Die Bibel ist ein Bestandteil der israelischen Politik. In Israel existiert eine geistliche Spannung in der Politik, die Gottes Wort in der israelischen Gesellschaft am Leben hält. In welchen anderen Nationen wird die Bibel immer wieder zu Wort gerufen?
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu entschuldigte sich für die Stellung seiner orthodoxen Koalitionspartner. „Die Kommentare von Yitzhak Pindrus sind für Premierminister Netanjahu nicht akzeptabel und repräsentieren nicht die Haltung der israelischen Regierung“, heißt es in einer Erklärung der Likud-Partei, die hinzufügt, dass die Regierung „sich für die Wahrung der individuellen Freiheiten, der LGBTQ-Rechte und der Rechte von Minderheiten einsetzt“.

„In meiner Weltsicht ist das Gefährlichste für den Staat Israel, mehr als das Islamische Kalifat, mehr als die Hisbollah, mehr als Hamas Terroristen, die Freizügigkeit in Bezug auf Sex, denn das ist es, was die Tora sagt, und uns verbietet“, sagte der orthodoxe Knessetabgeordnete Yitzhak Pindrus aus der Vereinten Tora-Partei in einem Fernsehinterview N12. Dafür benutzte er einen biblischen Begriff (פריצות בעריות) für sexuelle Beziehungen und Praktiken, die in der Bibel strikt verboten sind, einschließlich Geschlechtsverkehr zwischen Männern. Damit meinte er die LGBTQ-Bewegung in Israel. „LGBTQ ist das Gefährlichste für den Staat Israel“, fuhr Pindrus fort und zitierte Tora-Verse, die besagen, dass die Strafe für sexuelle Freizügigkeit die Verbannung des jüdischen Volkes aus dem Land Israel wäre.
Siehe auch: Jerusalem ringt mit wachsender LGBT-Community
Pindrus sagte weiter, wenn es nach ihm ginge, würde er nicht nur die Pride-Märsche im Lande absagen, sondern auch die gesamte Bewegung loswerden. „Die LGBTQ-Gemeinschaft ist das gefährlichste Risiko für den Staat Israel, denn es steht geschrieben: Und dadurch ist das Land verunreinigt worden. Darum will ich ihre Missetat an ihm heimsuchen, dass das Land seine Einwohner ausspucke“. (3.Mose 18). Biblisch gesehen hat der orthodoxe Politiker vollkommen recht, dies ist eine Sünde in den Augen Gottes. Aber es ist nicht die einzige Sünde, von der die Bibel redet. Dies erweckte sofort eine Debatte in den israelischen Medien. Es gibt immer dieselben Menschen, die ständig nur auf diese Sünde aufmerksam machen. Was ist mit den zehn Geboten? Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen. Du sollst den Schabbat heiligen. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Du sollst nicht morden. Du sollst nicht fremdgehen (ehebrechen). Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

Die ehemalige Ministerin Merav Cohen, reagierte auf den Angriff des Abgeordneten mit den Worten: „Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen den Kommentaren von Pindrus gegen die LGBTQ-Gemeinschaft und seinen extremen Äußerungen gegen den Obersten Gerichtshof, der gesprengt werden müsse“. „Wisst ihr, was mein Traum ist?“, sagte Pindrus einmal. „Bagger zu bringen und das Oberste Gericht in die Luft zu jagen. Ich will meine Richter nicht dort unterbringen. Das ist mein Traum“. Ein anderes Mal sagte er, dass seine Aufgabe als Abgeordneter darin bestehe, „das Volk Israel durch die Einführung von mehr Thora zu reparieren und nicht durch den Obersten Gerichtshof“.
Wer die Punkte nicht verbinden kann, versteht laut Cohen wahrscheinlich nicht die Motivation hinter der Justizreform und den Grund, warum die orthodoxen Parteien die Initiatoren und Förderer der ganzen Reformen im israelischen Justizsystem sind. Der Vorsitzende der LGBTQ-Lobby in der Knesset Yorai Lahav Hertzano, reagierte ebenfalls: „Der Hass auf LGBTQ-Menschen ist genauso tödlich wie der Hass auf Juden. Es ist so traurig, dass Sie Hass und Angst gegen Menschen schüren, nur weil sie anders sind als Sie, und dass Sie antisemitische Rhetorik übernehmen, die Juden weltweit schadet“.

Der Oppositionsführer Yair Lapid reagierte ebenfalls auf die Aussage von Pindrus im Plenum, setzte sich eine Kippa auf den Kopf und zitierte Verse aus der Bibel. „Es gibt viel mehr Menschen in diesem Land, die nicht nett zu ihren Eltern sprechen, als LGBTs. Warum beschäftigen sich Pindrus ausgerechnet mit LGBTs?“ Lapid fügte hinzu, dass es viele Sünden in der Bibel gebe, für die die Bibel die Todesstrafe vorschreibe. „Es gibt eine Hierarchie der Sünden. Und dann gibt es eine detaillierte Liste mit den sieben schlimmsten Sünden, die ein Mensch begehen kann. Und sehen Sie Pindrus, wie erstaunlich das ist, die LGBTs tauchen dort nicht auf! Wir müssen also zwischen Pindrus und König Salomon wählen“. Damit meinte Lapid Sprüche 6: „Diese sechs hasst der HERR, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel: stolze Augen, falsche Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen, ein Herz, das böse Pläne schmiedet, Füße, die schnell zum Bösen laufen, ein falscher Zeuge, der Lügen ausspricht, und wer Zwietracht zwischen Brüder wirft.“
Pindrus Äußerungen haben die Medien im Land tüchtig beschäftigt und es bringt Menschen dazu, darüber zu diskutieren und nachzudenken. Auch wenn man sich einigen kann, so muss man vorsichtig sein, den anderen zu richten. Aus dem hebräischen Bibeltext ist zu verstehen, dass man die schlechten Eigenschaften von Menschen hassen sollte, nicht aber die Menschen selbst. Wir alle sind Menschen im Ebenbild Gottes. Punkt.
Israel Heute Mitgliedschaft
6 Antworten zu “Tacheles mit Aviel – LGBTQ ist Israels größte Existenzgefahr ”
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Dass der Abgeordnete Pindrus die Terrororganisationen IS, Hisbollah und Hamas als weniger schlimm ansieht als die LGBTQ-Bewegung wirft kein gutes Licht auf ihn. Man muss kein Freund dieser Bewegung sein um die Schieflage dieses Vergleichs zu sehen.
Selbstverständlich kann Pindrus hier Kritik üben, wie es in einer Demokratie üblich ist. Doch seine Maßstäbe scheinen mir außergewöhnlich weit verrutscht um sie noch tolerieren zu können.
Für die Spannungen in Israel sind nicht nur die Linken verantwortlich, sondern auch starrsinnige Vertreter der rechten und orthodoxen Gruppen, die wenig flexibel auf Konflikte reagieren und die eigentlichen Gefahren von außen aus den Augen verlieren.
Interessant, wie klar der Abgeordnete Pindrus die Gefahr sieht, denn schon Lenin hat genau dies als Kriegsführung propagiert, Zitat: “Destroy a nation’s morality, and it will fall in your lap like ripe fruit from a tree.” Zerstöre die Moral einer Nation und sie wird dir wie eine reife Frucht in deinen Schoss fallen.
Heute ist ja der Begriff “Moral” relativ – aber dann fragt sich, warum diese Bewegung ausgerechnet in Jerusalem etwas bewegen, sprich missionieren will und darf, während das anderen verboten ist.
Lieber Aviel
Danke für diesen Artikel. Nun weiss ich, was einige Personen des öffentlichen Lebens von der LBGTQ-Bewegung in Israel denken. Aber deine Meinung habe ich noch nicht mitgekriegt. War mir diesmal eindeutig zu wenig Tacheles oder zu unverständlich.
Wir alle sind Menschen im Ebenbild Gottes. Punkt. schreibt Aviel…
Diese Aussage hat ihre genaueste Bedeutung noch direkt im Schöpfungsbeginn…als Mann und Frau. Ja. und dann kam die Sünde…um Sünde auf Sünde zu häufen (Jes 30.1) u v a. Und was finden wir im NT?
Kol 3:10 und zieht den neuen Menschen an, der da (schrittweise) ER-NEUERT WIRD zu der Erkenntnis nach dem Ebenbilde dessen, der ihn geschaffen hat…Jesus will
ALLES NEU MACHEN….Wie viele oder wenig Menschen, Nachfolger Jesu
sind TATSÄCHLICH WIRKLICH NEU???
UND Lapid verweist auf Sprüche 6: „Diese sechs hasst der HERR, und sieben..
incl Füße die zum Bösen laufen….da ist aus biblischer Sicht LGBTQ inclusive.
aber auch vieles mehr. In Römer 1 findet sich auch noch ein deutlicher Hinweis
V 24 folgende, wen es interessiert.
Pindrus hat vollkommen Recht, was die LGTBQ-Gemeinschaft in Israel betrifft. Wegen solchen Personen hat Gott damals Feuer auf Sodom und Gomorrha geworfen, was in der Gegend beim heutigen töten Meer in Israel liegt. Israel droht die Gefahr, nochmals mit Feuer vernichtet zu werden, weil sie diese Sündergemeinschaft unter sich dulden.
Mir kommt bei diesem Bericht ein Ausspruch in den Sinn, ich meine von Lenin:
Zerstöre zuerst die Moral eines Volkes, dann fällt es dir wie eine reife Frucht in den Schoß.