Langweilig? Schön wär’s

Bei uns ist es nie langweilig, aber vielleicht wäre etwas mehr Langeweile gar nicht so schlecht, ein Alltagsleben ohne politische Dramen, ohne Tragödien, ohne Terroranschläge, ohne Hass und auch ohne Corona.

von Dov Eilon | | Themen: Guten Morgen
Jerusalem Fußgängerzone Foto: Dov Eilon

Guten Morgen liebe Leser!

Bei uns im Land ist eigentlich immer etwas los, es ist nie langweilig. Und heute ist ein besonders spannender Tag. Noch bis Mitternacht hat Benjamin Netanjahu Zeit, um irgendwie eine Regierungskoalition auf die Beine zu stellen. Die vier Wochen, die er dafür von unserem Präsidenten Rivlin bekommen hat, gehen zu Ende. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wo wir am Ende dieses Tages stehen werden. Sollte es Netanjahu nicht gelingen, dem Präsidenten eine Regierung zu präsentieren, dann wird das Mandat hierzu an einen anderen Kandidaten gegeben, oder an die Knesset. Darüber muss der Präsident sich dann morgen den Kopf zerbrechen.

Eigentlich mag ich diese Spannung ja, was wohl daran liegt, dass ich sportliche Wettbewerbe mag. Es ist einfach spannend. Aber lustig ist es eben nicht mehr. Seit zwei Jahren ist unser Land wie gelähmt. Wir brauchen endlich eine Regierung, die auch regieren kann, denn das, was wir im letzten Jahr hatten, war keine echte Regierung.

Aber die politische Situation ist wirklich verzwickt. Es gibt viel zu viele Einzelspieler, die nur auf sich selbst konzentriert sind. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie zusammen ein Team erstellen können, das regierungsfähig ist. Wird uns Netanjahu heute noch einmal überraschen?

Ansonsten ist die Atmosphäre hier bei uns nicht gerade heiter. Alle sind noch bedrückt von der Tragödie am Meron Berg. Jetzt werden in den Medien herzzerreißende Geschichten erzählt. Gestern gab es ein Treffen zwischen Überlebenden der Katastrophe und Polizisten, die ihnen das Leben gerettet hatten. Ein sehr emotioneller Augenblick.


Der drusische Polizist Rami Alwan umarmt einen Jungen, dem er das Leben gerettet hat

In der israelischen Polizei dienen Juden, Drusen und Araber zusammen. Gemeinsam sorgen sie sich um die Sicherheit der Bürger Israels. Ich wünsche mir, dass wir auch in Zukunft dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit empfinden werden und nicht nur in Zeiten der Not.

Gestern war ich wieder in Jerusalem, um an unserer wöchentlichen Redaktionssitzung teilzunehmen. Als ich auf meinem Weg dorthin in einem nicht endenden Verkehrsstau stand, habe ich mich entschlossen, nie wieder mit dem Auto nach Jerusalem zu fahren, jedenfalls nicht an normalen Arbeitstagen. Ich brauchte für die 30 Kilometer von Modiin nach Jerusalem anderthalb Stunden! Es war schrecklich. Aber das ist halt der Preis für Israels Rückkehr in die Normalität. Staus sind bei uns eben normal. Ich werde versuchen, mich wieder an die Fahrt mit dem Bus zu gewöhnen. Da kann man wenigstens entspannen, wenn man in Stau steckt.

Ich habe Ihnen ein kurzes Video mitgebracht. Schauen Sie sich an, wie es mittags in der Fußgängerzone in Jerusalem aussieht. Jetzt fehlen nur noch die Touristen.


Jerusalem gestern Mittag

Dass es hier in Israel nie langweilig ist, das wissen Sie. Aber vielleicht wäre etwas mehr Langeweile gar nicht so schlecht für uns. Langeweile im Sinne von einem ganz normalen Alltagsleben ohne politische Dramen, ohne Tragödien, ohne Terroranschläge, ohne Hass und auch ohne Corona. Das wäre doch was. Und jetzt das Wetter.

 

Das Wetter für heute in Israel

Heute wird es überdurchschnittlich warm und trocken bleiben, besonders im Landesinneren und in den Bergen. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 31 Grad, Tel Aviv 26 Grad, Haifa 26 Grad, Tiberias am See Genezareth 37 Grad, am Toten Meer 36 Grad, Beersheva 35 Grad, Eilat am Roten Meer 39 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209,165  m unter dem Meeresspiegel. Es fehlen 36,5 Zentimeter bis zur oberen Grenze.

Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen einen angenehmen Dienstag. Bleiben Sie gesund.

 

Schalom aus Modiin!

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