
Guten Morgen liebe Leser!
Und schon haben wir Mittwoch, wie schnell doch die Tage vergehen. Dass der Himmel über Jerusalem auch heute früh wieder total wolkenlos ist, brauche ich Ihnen gar nicht mehr zu erzählen, in den vergangenen Tagen war es fast immer so. Erst gegen Mittag ändert sich das Wetter dann meistens. Der Regen wird Jerusalem wohl erst morgen erreichen.
Seit einigen Tagen fahre ich nicht mehr mit dem Bus, der direkt von meinem Stadtteil nach Jerusalem fährt. Stattdessen fahre ich, wie ich schon einmal erwähnt hatte, mit dem Auto bis zum Rathaus, parke auf den Parkplatz gegenüber und nehme von dort einen Bus. Man hat von dort viel mehr Abfahrtzeiten. Der Parkplatz wurde erst vor kurzem völlig neu gebaut, damit noch mehr Bürger der Stadt per „Park&Ride“ zur Arbeit nach Tel Aviv, Jerusalem fahren. Es lohnt sich wirtschaftlich einfach nicht, mit dem eigenen Auto zu fahren.
Mittlerweile macht mir die Fahrt im Bus auch richtig Spaß. Ich habe Zeit, in Ruhe die neusten Nachrichten zu lesen, was leider nicht immer erfreulich ist, und ich schaue mir auch die Menschen an, die in den Bus steigen. Sie kommen aus allen Schichten. Junge Soldatinnen und Soldaten auf dem Weg zur Basis, ein älterer Herr mit einem Einkaufswagen auf dem Weg zum Markt, ein anderer Mann nimmt sein Fahrrad mit, mit dem er dann in Jerusalem bis zur Arbeit weiterfährt. Oder zwei ältere Damen, die sich zu ihrem wöchentlichen Bummel durch Jerusalem getroffen haben. Ja, auch um 6:45 Uhr morgens gibt es das ab und zu. Mit der Zeit lernt man auch einige Menschen kennen, die jeden Morgen zur selben Zeit wie ich auf den Bus warten. So kommt man ins Gespräch. Und nach einigen Wochen hat man das Gefühl, sich ewig gekannt zu haben. Einmal wurde ich sogar im Bus von einer Frau auf Deutsch angesprochen. “ Ich kenne Sie, aber Sie kennen mich nicht“, lachte sie. Sie stammt aus Deutschland, wohnt wie ich in Modiin, und ist eine unserer Leserinnen. Wie klein die Welt doch ist.
Ich fahre gerne mit dem Bus, “mein” Bus nach Modiin (Foto: Dov Eilon)
Und hier ist erst einmal das Wetter für heute in Israel:
Teilweise bewölkt. An der Küste weht ein starker Wind. Gegen Mittag Regenfälle mit Gewittern im Norden. Gegen Abend wird der Regen stärker und dich bis zum nördlichen Negev ausbreiten. Es besteht die Gefahr von Blitzfluten. Auch in der kommenden Nacht wird es vom Norden bis zum nördlichen Negev zu vereinzelten Regenfällen kommen mit der Gefahr von Blitzfluten im Jordantal, der Judäischen Wüste und in der Umgebung des Toten Meers. Folgende Höchsttemperaturen werden erwartet: Jerusalem 18 Grad, Tel Aviv 23 Grad, Haifa 21 Grad, Tiberias am See Genezareth 26 Grad, am Toten Meer 28 Grad, Beersheva 23 Grad, Eilat am Roten Meer 27 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen halben Zentimeter gestiegen und liegt jetzt bei -214.595 m unter dem Meeresspiegel.
Wenn ich heute schon über das Fahren mit dem Bus schreibe, dann möchte ich auch noch ein paar Worte zu den Busfahrern sagen. Sie werden oft gar nicht wahrgenommen, sondern als Selbstverständlichkeit angesehen. Leider gibt es auch Fahrgäste, die vergessen, dass auch der Fahrer ein Mensch ist. Vor einigen Tagen wurde ich Zeuge einer immer lauter werdenden “Diskussion” zwischen einem Fahrer und einem Fahrgast, er direkt hinter dem Fahrer saß. Der Fahrgast beschwerte sich über die zu warme Luft, die aus der Lüftung vor dem Fahrer kam und bat, diese auszuschalten. Doch der Fahrer wagte es, dieser Bitte nicht nachzukommen. Der Fahrer müsse sich beim Fahren wohlfühlen, wenn dem Fahrgast die Lüftung störe, könne er sich doch woanders hinsetzten. Tatsächlich gab es ausreichend freie Plätze. Doch stattdessen begann der Fahrgast, zu diskutieren, zu streiten. Der Fahrer haben den Wünschen der Fahrgäste nachzukommen meinter er lautstark. Mittlerweile machte ich mir Sorgen um die Sicherheit, denn diese unnütze Diskussion lenkte den Fahrer vom Fahren ab. Fast hätte ich etwas gesagt. Es ging noch ein paar Minuten so weiter, der Fahrer bemühte sich mit aller Kraft, ruhig zu bleiben.
Leider wird nicht jeder Streit im Bus so beendet. Besonders in den sogenannten “Nachtlinien” die mitten in der Nacht fahren, um auch mal etwas angetrunkene Fahrgäste nach einer Feier nachhause zu fahren, kommt es ab und zu Gewaltausbrüchen gegen die Busfahrer. Und genau dagegen gab es vorgestern eine Demonstration der Busfahrer. Dafür kamen sie mit ihren Bussen bis vor die Knesset. Schon seit längerem wird überlegt, was man zum Schutz der Fahrer machen könnte. Sicherheitskameras oder geschlossene Fahrerkabinen sind nur einige der Ideen. Schade nur, dass wir uns überhaupt mit Problemen wie diese auseinandersetzen müssen.
Demonstration der Busfahrer vor der Knesset (Foto: Yonatan Sindel/Flash90)
Ich werde auch heute wieder mit dem Bus nachhause fahren. Meistens ist es derselbe Busfahrer, der mich dann beim Einsteigen nett begrüsst. Einer der Busfahrer sorgt sich so sehr um seine “Stammgäste”, dass er einmal einen Kollegen von mir anrief, als dieser nicht wie sonst an der Busstation stand. Der Fahrer, er heißt übrigens Mohammad, fragte, ob er noch ein oder zwei Minuten warten solle. Eine nette Geste. Mohammad ist wirklich einer der nettesten Fahrer unserer Linie.
Und nun wünsche ich Ihnen einen angenehmen und vor allem friedlichen Mittwoch. In Kürze werden wir wieder mit unserer täglichen Berichterstattung beginnen. Machen Sie es gut.
Shalom aus Jerusalem!
Dov
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