Israel Heute Morgen

Ich weiß gar nicht, wo ich heute anfangen soll. Normalerweise hätte ich ein paar Worte über die Stichwahlen zum Bürgermeister geschrieben, die heute hier in Jerusalem und vielen anderen Städten und Landkreisen stattfinden. Aber die Realität ist anders. Im Süden regnet es Raketen.

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Guten Morgen liebe Leser!

Ich weiß gar nicht, wo ich heute anfangen soll. Normalerweise hätte ich ein paar Worte über die Stichwahlen zum Bürgermeister geschrieben, die heute hier in Jerusalem und vielen anderen Städten und Landkreisen stattfinden. Das wäre auch das Hauptthema der heutigen Tageszeitungen. Aber die Realität ist anders. Sie kann sich hier bei uns immer sehr schnell verändern. Seit gestern Nachmittag gibt es nur noch ein Thema. Der intensive Raketenbeschuss im Süden. Meine App hört gar nicht mehr auf, zu vibrieren. In der Nacht habe ich sie allerdings angeschaltet, sonst hötte ich wohl kein Auge zumachen können.

Mehr als 300 Raketen! Um die 200 davon wurden innerhalb von nur fünfeinhalb Stunden auf Israel abgeschossen. Ein unglaubliche Zahl, das übertrifft sogar die Tage des Gazakrieges vor vier Jahren. Es war ein wahrer Raketenregen, der gestern auf die Städte des Südens niederging.

Kaum war ich gestern zuhause eingetroffen, setzte ich mich erst einmal vor den Fernseher. Auf allen Kanälen gab es Live-Übertagungen aus dem Süden. Und rechts auf dem Bildschirm wurde man über die letzten Raketenalarme informiert, wie damals vor vier Jahren. Im Studio sassen die bekanntesten Journalisten, die es hier gibt. Keiner möchte draußen vor bleiben. Vielleicht kommt sie jetzt ja endlich. Die große Offensive, die Operation gegen die Hamas, auf die alle schon so lange gewartet haben. Ich hoffe, Sie erlauben mir meinen leichten Zynismus. Aber wir hatten es schon so oft, dass nach Raketenangriffen aus dem Süden die Experten die große Offensive im Gazastreifen ankündigten. Man bekam manchmal das Gefühl, dass sie richtig darauf warteten. Ich kann es mir nicht verkneifen, als ich gestern die Moderatoren, die Journalisten und die Experten im Studio und auch vor Ort sah, bekam ich das Gefühl, als sei es für sie wie ein Festtag. Natürlich ist das nicht so. Aber alle sprachen und berichteten mit einer merklichen Begeisterung.

Gestern Abend vor dem Fernseher, oben rechts die Raketenalarme (Foto: Dov Eilon)

Aber ich möchte den Journalisten und den Reportern vor Ort nicht Unrecht tun. Ihre Arbeit ist alles andere als einfach und sie machen ihre Arbeit auch gut. Die Menschen wollen und müssen ja auch informiert werden, gerade jetzt, in der Zeit der Unsicherheit, wo niemand so richtig weiß, wie es weitergehen wird. Ich schreibe ja auch darüber. Es ist die Aufgabe der Journalisten, die Öffentlichkeit zu informieren. Aber bitte korrekt, wenn ich das in Richtung Berichterstattung in Deutschland und anderswo sagen darf.

Berichterstattung im israelischen Fernsehen zur Zeit eines Alarms

Wir wissen wirklich nicht, wie es heute weitergehen wird. Wie wir schon berichtet haben, wird das Kabinett über die weiteren Schritte beraten. Das etwas geschehen muss, sollte jedem klar sein. Die Frage ist nur, wann es wieder Stimmen aus dem Ausland geben wird, die eine Waffenruhe fordern. Ich warte schon darauf, auf Meldungen über ägyptische Vermittlungsversuche, diese neue sogenannte “Runde” zu beenden. Dann wir Israel darum gebeten, die Angriffe einzustellen, ist schon eigenartig irgendwie.

Seltsam fand ich es auch, dass es sich beim dem Opfer des Raketeneinschlags in Ashkelon um einen Araber aus Hebron handelte. Er befand sich ohne Genehmigung in Israel. Und ausgerechnet er ist von einer Rakete seiner “Landmänner” getötet worden. Ich musste da ein wenig schmunzeln. Wieso erwischte es ausgerechnet einen Araber, wo dich um ihn herum nur Juden waren, das Ziel der Terroristen. Ist es Glück, Schicksal, Bestimmung? Auch bei dem Beschuss des Busses mit einer Anti-Panzer-Rakete hatten wir Glück. Denn kurz vorher sassen in dem Bus noch um die 50 israelische Soldaten. Dem lebensgefährlich verletzten Soldaten wünsche ich, dass er es schafft und schnell außer Lebensgefahr sein wird.

Und hier ist, trotz allem, das Wetter für heute in Israel:

Teilweise bewölkt mit einem leichten Anstieg der Temperaturen. Gegen Nachmittag kann es im Osten zu vereinzelten Regenschauern kommen. Gefahr von Blitzfluten in den östlichen Wadis. Im Nordosten Möglichkeit von vereinzelten Gewittern. Folgende Höchsttemperaturen werden erwartet: Jerusalem 20 Grad, Tel Aviv 24 Grad, Haifa 23 Grad, Tiberias am See Genezareth 25 Grad, am Toten Meer 27 Grad, Beersheva 25 Grad, Eilat am Roten Meer 28 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist am Wochenende um einen Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei -214.66 m unter dem Meeresspiegel.

Draußen scheint die Sonne, der Himmel ist wieder strahlend blau. Schade, dass dieser Tag so angespannt ist. Ich hoffe, dass wir bald wieder Ruhe haben werden, aber nicht nur für einige Wochen oder Monate, sondern für immer. Dem Soldaten auf dem heutigen Titelbild wünsche ich, dass er nicht in den Gazastreifen gehen muss und er bald wieder nachhause gehen kann. Und ich danke allen unseren Soldaten, die ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen und erfüllten Dienstag. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten. Und auch die neue Ausgabe von Israel Heute ist bald fertig. Machen Sie es gut.

Shalom aus Jerusalem!

Dov

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