
Boker Tov liebe Leser!
Eine weitere Woche geht ihrem Ende entgegen. Auch diese Woche war eigentlich nur noch von einem Thema geprägt, Corona. Ja, in dieser Woche wurde klar, dass wir hier in Israel mit diesem verflixten Virus nicht klarkommen. Die ganzen „Erfolge“ der sogenannten „Ersten Welle“ im März und April sind zunichte. Durch Unentschlossenheit unserer Regierung sind wir für die Welt das Beispiel dafür geworden, wie man es nicht machen soll.
Jeden Tag werden mindestens weitere 1300 bis 1500 neue Coronafälle gemeldet, ja wir hatten sogar einen Tag mit mehr als 1600. Insgesamt soll es in unserem Land nicht weniger als 24000 bekannte Coronafälle geben. Bei Ihnen in Deutschland, einem Land mit fast zehnmal so vielen Einwohnern wie Israel, wurden gerade Mal 5000 bekannte Fälle gemeldet. Ja, hier bei uns ist irgendetwas schiefgelaufen.
Wie ich Ihnen schon in der letzten Woche geschrieben habe, werden die ganzen Erleichterungen, die angebliche Rückkehr in den Alltag, wieder zurückgenommen. Die Theater und Konzerthallen mussten eine Woche nach ihrer Wiedereröffnung wieder schließen, die Zahl der erlaubten Gäste in Restaurants wurde beschränkt, in Stadtteilen mit besonders vielen neuen Coronakranken gab es Lockdowns. Schwimmbäder und Fitnessclubs wurden geschlossen, dann wieder geöffnet. Mittlerweile wurden Arbeitnehmer wieder in den unbezahlten Urlaub geschickt, wieder haben wir mehr als eine Million Menschen ohne Arbeit.
In den Medien gibt es immer mehr Berichte von Menschen, denen das Geld ausgeht. Auch leere Kühlschränke werden gezeigt. Im Fernsehen gab es neulich einen traurigen Bericht über eine Sängerin der israelischen Oper, die jetzt von einer Hilfsorganisation ein Lebensmittelpaket bekommen hat. Sie hatte Tränen in den Augen, als ihr das Paket gebracht wurde. Und das ist nur ein Beispiel von viel zu vielen. Von der Rückkehr in den Alltag ist heute nichts mehr übriggeblieben.

In dieser Woche hat es besonders viele Demonstrationen gegeben, fast jeden Tag. In Tel Aviv protestierten mehr als 10.000 Menschen auf dem Rabin-Platz gegen die Regierung, die sie im Stich lasse, wie sie sagen. Versprochene Hilfsgelder würden nicht ankommen. Und wenn, dann deutlich weniger als zunächst versprochen. Hier in Jerusalem gab es vorgestern eine besonders heftige Protest-Demonstration vor dem Amtssitz unseres Ministerpräsidenten, die später in eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen den Demonstranten und der Polizei endete.

Die Atmosphäre ist nicht gut. Unsere Regierung scheint sich immer mehr unter Druck zu fühlen. Und damit das Ganze jetzt nicht überkocht, hatte Netanjahu gestern Abend eine Pressekonferenz einberufen mit einem weiteren Wirtschaftsplan für die Bürger. Diesmal möchte er Geld an jeden einzelnen Bürger verteilen. Dem Plan zufolge erhält jeder Bürger Israels 750 Schekel, Familien mit einem Kind 2000 Schekel, mit zwei Kindern 2500 Schekel und ab drei Kinder gibt es 3000 Schekel auf das Konto. Das soll nun in den nächsten Tagen geschehen.

Nun, ich glaube das erst, wenn ich das Geld auf meinem Konto sehe. Da alle unsere Kinder bereits volljährig sind, erwartet jeder von uns 750 Schekel. Ich sage ja nicht nein, aber seien Sie sich sicher, dass diese einmalige Finanzspritze niemanden hier im Land aus der wirtschaftlichen Misere holen wird. Das Geld solle die Wirtschaft ankurbeln, indem die Bürger dieses Geldgeschenk für ihre Einkäufe verwenden werden, sagte Netanjahu. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass dieser von Kritikern als „unkontrolliertes Geldausschütten“ bezeichnete Plan dem Staat ganze 6 Milliarden Schekeln kosten wird. Und das Geld muss ja auch von irgendwo herkommen. Auch wird kritisiert, dass auch diejenigen, die diese 750 Schekel gar nicht nötig haben, das Geld bekommen werden, jeder soll es bekommen, auch die Millionäre im Land. Irgendwie komisch.
Ich hatte sofort das Wort „Schweigegeld“ im Kopf. Vielleicht möchte Netanjahu uns für eine kurze Zeit ruhigstellen, die ganzen Demonstrationen waren ihm wohl etwas zu viel. Wenn Kinder unruhig sind, dann gibt man ihnen einfach eben etwas Schokolade, dann werden sie erst einmal wieder ruhig sein.
Die wirklichen Probleme werden durch diesen „Plan“ nicht gelöst werden. Niemand wird in der nächsten Zeit seinen Arbeitsplatz zurückbekommen und ein weiterer landesweiter Lockdown scheint unmittelbar vor der Tür zu stehen, darüber soll an diesem Wochenende entschieden werden, es sei denn, unsere Regierung entscheidet wieder einmal, dass sie sich momentan noch nicht entscheiden kann, wie es weitergehen soll.
So, liebe Leser, das war jetz kein sehr optimistischer Beginn des Tages, aber wer weiß, vielleicht schaffen wir ja doch noch die Kurve und bekommen diese verzwickte Situation in den Griff.
Auf eines kann man sich bei uns verlassen: das Wetter, bitte sehr:
Das Wetter für heute in Israel
Teilweise bewölkt bis heiter mit einem leichten Temperaturrückgang. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 29 Grad, Tel Aviv 29 Grad, Haifa 27 Grad, Tiberias am See Genezareth 36 Grad, am Toten Meer 37 Grad, Beersheva 33 Grad, Eilat am Roten Meer 40 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209.24 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen 44 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Trotz dieser nicht einfachen Situation, in der wir uns befinden, wünsche ich Ihnen im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute einen angenehmen Tag, machen Sie das beste daraus und bleiben Sie gesund.
Schalom aus Jerusalem!
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