
Boker Tov liebe Leser!
Es ist jetzt schon die achte Woche, in der wir von zu Hause aus arbeiten. Fast zwei ganze Monate! Noch nie war ich für eine derart lange Zeit nur hier in Modiin. Noch nie war ich so lange nicht in Jerusalem oder Tel Aviv. Noch nie habe ich meinen ältesten Sohn für eine so lange Zeit nicht gesehen, also physisch, denn per Handy oder Computer sehen wir uns eigentlich fast täglich.
Ja, wir haben die Warnungen vor dem Coronavirus ernst genommen, sind in den ersten drei, vier Wochen überhaupt nicht aus dem Haus gegangen. Alle Einkäufe hatten wir online erledigt, auch die Geburtstagsgeschenke für unsere Tochter und jüngsten Sohn wurden uns bis an die Haustür geliefert. Vier Wochen lang haben wir auch gelernt, ohne Eier auszukommen, jetzt gibt es sie wieder massenweise zu kaufen.
Vor etwa zwei Wochen wurden wieder einige Geschäfte geöffnet, nur Geschäfte, die sich an der Straße befinden, die Einkaufszentren sind auch heute noch geschlossen. Und in der letzten Woche durften dann die Friseure und Kosmetikstudios wieder öffnen. Das waren für viele sehr dramatische Nachrichten. Die Warteliste bei den Friseuren ist lang, bis zu drei Wochen kann es dauern, bis man sich dann endlich die Haare schneiden lassen kann. Mich persönlich kümmert das weniger, ich gehe eh nur höchstens zweimal im Jahr zum Friseur. Ich habe Zeit und warte erstmal, bis der erste Ansturm vorbei ist.
Und seit gestern haben nun auch die Schulen wieder geöffnet, jedenfalls teilweise. Die Schüler der Klassen eins bis drei und der Oberstufe waren die ersten, die wieder die Schulen betreten konnten, unter strikten Auflegungen natürlich. Da wir bei uns zu Hause keine Kinder im schulpflichtigen Alter mehr haben (Gott sei Dank), sind wir davon nicht mehr betroffen. Aber ich bin mir sicher, dass einige meiner lieben Kollegen sehr glücklich darüber sind, dass sie von dem Heimunterricht per Zoom so langsam befreit werden. Allerdings müssen die Schüler der Klassen vier bis neun noch fast einen Monat warten, bis auch sie wieder die Schule betreten können.
Und es stehen noch weitere „Erleichterungen“ an. So soll heute die Beschränkung aufgehoben werden, sich nur bis zu 100 Meter vom Haus entfernen zu dürfen, denn das passt einfach nicht zusammen mit der Wiedereröffnung der Geschäfte. Man sieht jetzt immer mehr Menschen auf den Straßen, auch hier bei uns in Modiin, eine Stadt, die von vielen als eine sogenannte „Schlafstadt“ beschrieben wird. Im Rahmen der Rückkehr in den Alltag, also in den „neuen Alltag“, denn er ist anders, als wir es gewohnt waren, sollen nun auch die Familienbesuche wieder ermöglicht werden. Großeltern können wieder von ihren Enkelkindern besucht werden und wir werden am kommenden Wochenende wohl endlich wieder unseren ältesten Sohn hier bei uns zu Hause sehen, zusammen mit seiner Freundin und deren Hund „Apollo“, den wir auch sehr vermisst haben (ob er sich noch an unseren Garten erinnern wird?).
Sie sehen, man spürt eine gewisse Rückkehr in die „Normalität“, doch der Alltag wird ganz anders aussehen als in der Zeit vor Corona. Das beginnt mit der Pflicht, die Schutzmaske zu tragen, wann immer man das Haus verlässt. Und vor dem Betreten eines Geschäftes muss einem erst einmal die Temperatur gemessen werden. Aber auch damit werden wir schon klarkommen. Bis wir wieder dicht an dicht in Restaurants oder im Theater sitzen werden, wird es sicher noch eine ganze Weile dauern. Und auch die Touristen werden wohl vorerst noch nicht zu uns zurückkommen können. Aber auch die Zeit wird kommen.
Auch wird es eine ganze Zeit dauern, bis sich die Wirtschaft im Lande wieder erholen wird. Die Arbeitslosenquote stieg von 3 % Anfang März auf über 27 %!! Besonders hart hat es die Selbstständigen getroffen und ich hoffe sehr, dass die Regierung (wann bekommen wir sie endlich?) Wege finden wird, ihnen zu helfen. Auf der ganzen Welt gibt es dieses Problem, vielleicht gibt es ja auch unter Ihnen, liebe Leser, welche, die davon betroffen sind.
Sicher ist jedoch, dass wir jetzt Dinge, die für uns selbstverständlich waren, viel mehr schätzen, als früher. Und so hat uns diese nicht immer einfache Zeit vielleicht auch etwas Gutes gebracht.

Und nun das Wetter für heute in Israel:
Heiter bis teilweise bedeckt ohne eine bemerkenswerte Veränderung der Temperaturen. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 25 Grad, Tel Aviv 25 Grad, Haifa 22 Grad, Tiberias am See Genezareth 29 Grad, am Toten Meer 31 Grad, Beersheva 29 Grad, Eilat am Roten Meer 34 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist unverändert und liegt bei –208.92 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen noch 12 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Und nun wünsche ich Ihnen im Namen aller meiner Kollegen von Israel Heute einen angenehmen Montag. Bleiben Sie gesund.
Schalom aus Modiin!
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