
Boker Tov liebe Leser!
Wir befinden uns bereits in der sechsten Woche des Corona-Alltags, mit dem wir uns jetzt arrangieren müssen. Alle Pläne, die wir davor gemacht hatten, sind hinfällig geworden, jedenfalls so lange, wie das Coronavirus noch unseren Alltag bestimmen wird und das kann noch eine ganze Weile dauern.
Zu Beginn dieser neuen Ära fiel es mir noch etwas schwer, mich damit abzufinden, die neue Realität zu akzeptieren. Ich hatte das Gefühl, dass die Welt kaputtgegangen ist. Die pausenlosen Meldungen über die immer weiter ansteigenden Zahlen der Erkrankten und Toten stressten mich. Es war ein eigenartiges Gefühl, ständig zu Hause zu sein. Fast vier Wochen hatte ich das Haus nicht verlassen, in dieser Zeit haben wir unsere Supermarkteinkäufe online erledigt. Das ging gar nicht so schlecht, auch wenn die Lieferzeiten lang waren und nicht alles, was wir bestellt hatten, bei uns ankam.
Die Besuche unseres ältesten Sohnes, der mit seiner Freundin in Tel Aviv wohnt, wurden durch Zoom-Treffen abgelöst, was natürlich nicht das Gleiche ist, aber es ermöglicht dennoch ein Zusammensein. So sind wir meistens nur drei Personen zu Hause (unsere Tochter, meine Frau und ich) bis unser jüngster Sohn für einige Tage von seiner Basis kommt. Er hat vor zwei Monaten seinen Armeedienst begonnen (wie schnell die Zeit vergeht) und ist in diesen Tagen immer eine Woche in der Basis und dann eine Woche zu Hause. Wenn er dann zu Hause ist, versuchen wir uns so gut es geht an die Anweisung zu halten, Abstand zu halten, denn eigentlich sollen wir ja nur mit denen zusammen sein, die mit uns in der Wohnung leben und unser Sohn fällt eben nicht unter diese Kategorie. Daher gibt es keine Umarmung und auch beim Essen halten wir einen gewissen Anstand ein. Außerdem ist er eh fast immer in seinem Zimmer, wo er sich digital mit Freunden trifft, gemeinsam mit ihnen Online-Spiele spielt oder sich mit seiner Gitarre beschäftigt. Er hat sich gerade in den Corona-Tagen enorm weiterentwickelt, was das Gitarrenspiel betrifft.
Seit etwa zwei Wochen sieht es so aus, als habe ich mich vollständig an den Corona-Alltag gewöhnt. Morgens bereite ich mich vor, wie in früheren Zeiten, nur dass mein Weg zur Arbeit deutlich kürzer ist, statt den Bus nach Jerusalem, brauche ich nur die Treppen herunterzugehen, mein Arbeitsplatz befindet sich in der Küche, von wo ich einen Blick auf das Wohnzimmer und unseren Garten haben. Zentraler geht es nicht.
Bis vor ein Tagen war es in unserer Wohnung immer etwas zu dunkel, da die Sträucher im Garten derart gewachsen waren, dass sie den Blick versperrten. Ich hatte nie Zeit, mich darum zu kümmern. Und hier ist eine positive Folge des Corona-Alltags. Ich habe mir die Gartengeräte geholt und begonnen, die Sträucher zu schneiden. Je mehr ich am Schneiden war, desto heller wurde es zu Hause. Und jetzt habe ich auch von der Küche aus wieder einen wunderbaren Blick auf die Natur draußen. Seitdem genießen wir die Zeit zu Hause noch mehr. Wenn wir in unserem Garten spazieren gehen, haben wir jetzt einen tollen Blick auf den Hügel gegenüber. Was braucht man mehr?

Corona hat uns bescheiden gemacht. Wie konnte ich alle drei Monate nach Deutschland fliegen, frage ich mich manchmal. Aber das war in einer anderen Zeit. Irgendwann wird auch sie wiederkommen und die Corona-Tage zu einem historischen Ereignis machen, von dem wir hoffentlich die guten Dinge mitnehmen werden.
Und hier noch das Wetter für heute in Israel:
Es wird wieder deutlich wärmer. Es soll trocken und sommerlich heiß werden, bis zum Nachmittag, dann kommt wieder feuchtere Luft in unsere Region, die vielleicht auch ein paar Regentropfen mitbringen wird. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 29 Grad, Tel Aviv 26 Grad, Haifa 26 Grad, Tiberias am See Genezareth 33 Grad, am Toten Meer 37 Grad, Beersheva 35 Grad, Eilat am Roten Meer 30 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren halben Zentimeter angestiegen und liegt jetzt bei –208.93 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen nur noch 13 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen meiner Kollegen von Israel Heute, einen wunderbaren Mittwoch. Machen Sie das Beste aus diesen Tagen. Und denken Sie daran, wir sitzen alle im selben Boot und werden die Corona-Ära gemeinsam überstehen. Bleiben Sie gesund.
Schalom aus Modiin!
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