
Am Sonntagabend war es so weit: Es kam zu der angekündigten Attacke, eine Art iranischer Racheakt für die erniedrigende israelische Militäraktion auf das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut und die iranischen Drohnen in Syrien, die in Nordisrael Angriffe ausüben sollten, aber letzte Woche durch Israel zerstört worden waren. Doch die Attacke endete in einer erneuten Demütigung.
Der Iran mobilisierte am Sonntag seinen libanesischen Handlanger, die Hisbollah, die eine Armeebasis nahe Avivim an der Grenze zum Libanon mit mehreren Kornet Antipanzerraketen angriffen und mehrere Fahrzeuge der israelischen Armee (IDF) trafen. Dieser Angriff war als Antwort auf die Militäroperation gedacht, mit deren Hilfe die israelische Armee vorbeugende Maßnahmen ergriffen hatte, um die Hisbollah davon abzuhalten, Israel überraschend anzugreifen, etwa so wie der Vorfall, der den 2. Libanonkrieg ausgelöst hatte.
Das israelische Militär sperrte alle Straßen, die bis zu fünf Kilometer an der Grenze zum Libanon liegen, um Checkposten und Artillerie sowie weitere Iron Dome Schutzschilde aufzustellen. Dies zeigt, dass die Armee aus den Fehlern des 2. Libanonkrieges gelernt hat. Damals waren Warnungen des Kommandeurs der 91. Division, Gal Hirsch, vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff der Hisbollah ignoriert worden, mit verheerenden Folgen.
Als die Vergeltung der Hisbollah schließlich kam, zeigte sich Israel von seiner intelligenten und überlegenen Seite, was Kriegsführung anbelangt, und verhinderte damit einen 3. Libanonkrieg. Als erstes nutzte die IDF Drohnen, die brennbares Material auf Feldern und Wäldern hinter der Grenze zum Libanon abwarfen, was eine Art Rauchwand erzeugte, die es der Hisbollah erschwerte, Ziele in dem Lager der israelischen Armee anzuvisieren. Gleichzeitig bombardierte die IDF 30 Hisbollah-Ziele mit 100 Mörsergranaten im Süden Libanons.
Nach der Kornet-Attacke bei Avivim bediente sich die IDF ebenso eines Tricks, um die Hisbollah zu verwirren und so einen weiteren Sieg im anhaltenden psychologischen Krieg zu erzielen: Die IDF beorderte einen Hubschrauber zur angegriffenen Basis, von wo aus Soldaten zum Rambam Krankenhaus in Haifa geflogen worden. Der Clou – die Soldaten hatten sich Verbände mit falschem Blut angelegt, wurden damit fotografiert, die Fotos in den sozialen Netzwerken verbreitet und so der Eindruck erweckt, es hätte Opfer gegeben. Angaben zu möglichen Opfern oder Verletzten machte die israelische Armee natürlich nicht. Die Hisbollah fiel auf den Trick herein und posaunte in einer triumphalen Pressemitteilung, es habe etliche israelische Soldaten gegeben, die verletzt und sogar getötet worden seien. Israel hatte somit der Hisbollah einen „Sieg“ auf dem Silbertablett serviert und die Situation deeskaliert. Und es funktionierte.
Die Hisbollah sah von weiteren Angriffen auf Israel ab. Erst als sich die Situation beruhigt hatte, veröffentlichten die Armee und Premierminister Netanjahu ein Statement, das bestätigte, dass auf israelischer Seite Soldaten weder getötet noch verwundet worden waren.
Es war jetzt mindestens schon das dritte Mal, dass die Quds-Kräfte der iranischen Revolutionsgarde und ihre Handlanger der Hisbollah ins Boxhorn gejagt worden sind. Der erste Vorfall war am 10. Mai 2018, als Qassem Soleimani, der Kommandeur der Quds-Kräfte, einen massiven Raketenangriff mit mehr als 30 Grad- und Fajr-Raketen auf die israelischen Golanhöhen befahl, die dann letztlich fast alle auf syrischem Boden landeten. Dieser direkte iranische Angriff auf Israel wurde von einer Reihe von Angriffen der israelischen Luftwaffe auf iranische Militäranlagen in Syrien provoziert. Der vermasselte iranische Versuch, israelische Zivilisten auf den Golanhöhen zu töten, gab Israel das legitime Recht, zu einem Gegenschlag auf die Quds-Kräfte in Syrien auszuholen. Mithilfe von 28 F-15 und F-16 Kampfjets gelang es der israelischen Luftwaffe, mehr als 50 iranische Ziele in Syrien zu zerstören, darunter Geheimdienstanlagen, logistische Zentralen, Beobachtungsposten, Waffenlager und Raketenwerfer sowie Luftabwehranlagen.
Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zufolge nutzte die israelische Luftwaffe und die Armee 60 Luft-Boden-Raketen und 10 Boden-Boden-Raketen. Bei der vier Stunden langen Offensive gegen die IRGC in Syrien sollen nach russischen Angaben 28 syrische Soldaten und schiitische Kämpfer ums Leben gekommen sein. Auf israelischer Seite gab es keine Schäden oder Verletzte. IDF-Sprecher Brigadegeneral Ronen Manlis erklärte, dass das israelische Militär die iranischen Ressourcen in Syrien regelrecht „geplündert“ habe.
Am 25. August 2019 nutzte die israelische Armee zum zweiten Mal intelligente Kriegsführungstaktiken gegen die iranische Achse in Syrien und im Libanon, um die Quds-Kräfte und die Hisbollah zu demütigen. Zunächst zerstörte die israelische Luftwaffe mithilfe erstklassiger Geheimdienstinformationen eine große Zahl an iranischen Drohnen, die in naher Zukunft für einen massiven Angriff auf israelische Städte im Norden des Landes verwendet werden sollte. Nur wenige Stunden später nutzte die israelische Marine zwei mit je 5,5 kg C4-Sprengstoff bestückte iranische DIJ-Drohnen, um die Zustellung eines Planetenmischers aus dem Iran an die Hisbollah zu verhindern. Dieser industrielle Mixer wiegt ca. acht Tonnen und sollte zur Herstellung von festem Treibstoff dienen, der für eine verbesserte Leistung der Hisbollah-Raketen und deren Zielgenauigkeit gebraucht wird. Diese israelische Aktion wurde mitten im Zentrum Beiruts durchgeführt, wo die Hisbollah ihren Hauptsitz hat. Ein weiterer Schlag für das „Präzisions-Projekt“, das primitive Hisbollah-Raketen in GPS-gesteuerte Präzisionsraketen umwandeln soll.
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