Zuerst Vater und dann Chefredakteur

Diese Tage im Land sind nicht mit Tagen voriger Operationen zu vergleichen, nicht einmal mit Kriegen, auch dem Jom-Kippur-Krieg.

von Aviel Schneider | | Themen: Krieg in Israel
Israel
Vater und Sohn treffen sich auf der Basis.

Zwölf Tage sind hinter uns und noch immer können wir nicht fassen, wie und warum dies passieren musste. Keine leichte Zeit, aber wir müssen diese überwinden. Diesmal möchte ich euch nicht als Chefredakteur von Israel Heute ansprechen, sondern als Vater von erwachsenen Kindern, die plötzlich Soldaten wurden. Ein Einblick, was in allen Familienhäusern im Land abläuft.

Wie ihr schon wisst, unsere Söhne, alle drei sind seit dem Schabbatmorgen im Reservedienst, auch mein Schwiegersohn. Alle Söhne meiner Freunde und Nachbarn unter 40 sind alle in den Krieg einberufen worden. Unsere Soldaten beschäftigen mich mehr als meine Medienarbeit. Wir alle arbeiten in diesen Tagen rund um die Uhr, um euch die Wahrheit aus Israel mitzuteilen. Das seht ihr in den News im Internet, in der Zeitschrift Israel Heute, im Telegram-Kanal und in den Zoom-Treffen live aus Israel. Zudem arbeiten wir parallel schon an der nächsten Druckausgabe im November. Das alles mache ich in diesen Tagen nebenbei. Denn zuerst kümmere ich mich als Vater, gemeinsam mit meinen Kameraden und Freunden um unsere Soldaten an den Fronten.

Meine Jungs und der Schwiegersohn zu Besuch.
Meine Jungs und der Schwiegersohn zu Besuch.

Diese Tage im Land sind nicht mit Tagen voriger Operationen im Gazastreifen zu vergleichen, nicht einmal mit Kriegen, auch nicht dem Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren. Diesmal sind die Amalekiter ins Land eingefallen und haben Zivilisten im Süden des Landes ermordet und abgeschlachtet. In den Medien werden sie Hamas, ISIS oder Nazis genannt. Die Amalekiter sind gemäß biblischer Geschichte ein räuberisches Nomadenvolk, das im Süden des Landes im Negev lebte und als Israels Erz- und Erbfeind gelten. Das Volk ist im Trauma, das höre und fühle ich in Gesprächen und sehe ich immer wieder. Die Amalekiter sind in aller Munde. Wenn ich tagsüber in Jerusalem bin, sind die Straßen leer von jungen Menschen. Alle oder die meisten sind im Reservedienst.

Schwiegersohn Ariel kommt für wenige Stunden nach Hause und sieht seine Tochter.
Schwiegersohn Ariel kommt für wenige Stunden nach Hause und sieht seine Tochter.

Das Volk fühlt diesmal etwas anderes, eine wahre Existenzangst. Zudem sind etliche Gerüchte von einem möglichen Mehrfrontenkrieg zu hören, der den Nahen Osten in eine „Neue Ordnung“ formen wird. Ob das stimmt oder nicht, weiß ich nicht, aber darüber reden wir miteinander. Als Väter drehen sich unsere Gedanken zuerst um unsere Söhne im Einsatz, egal was man macht, Landwirtschaftler, Arzt, Taxifahrer, Archäologe, Hightechist, Lehrer oder Chefredakteur. Daher kümmern wir uns in solchen Zeiten, zuerst um unsere Kinder in der Armee, denn wir alle wissen als ehemalige Soldaten, wie die Armee funktioniert. Was den Soldaten fehlt besorgen wir, das machen wir so seit eh und je.

Tomer ist da und erledigt einiges im digitalen Bereich für Israel Heute

Die Armee war für solch eine Mobilisierung nicht vorbereitet, weil sie nicht für den Überfall im Süden vorbereitet war. So sind wir mit hochrangigen Offizieren, Importeuren und Beamten aus dem Sicherheitsministerium in Kontakt, dringend taktische Ausrüstungen, aber vor allem taktische Helme aus dem Ausland zu besorgen, was wirklich nicht leicht ist. Ich fühle mich schon wie ein Waffenhändler, aber ich weiß das ich keiner bin, sondern wir machen das wirklich nur um unsere Soldaten, unsere Kinder auszurüsten, bevor sie in den Krieg ziehen. Darüber hinaus bekommen wir von etlichen Einheiten von Freunden und Kameraden Anfragen für dies und das. Jetzt ist Herbst und der Winter steht vor der Tür.

Die Nächte werden kälter und so haben wir gestern 800 Jacken und Kapuzenpullis für die Soldaten an der Nordgrenze geschickt. Vater Amnon verteilt einige auch im Süden und Vater Schlomi im Norden von Israel. Diese wurden dank Eurer Unterstützung beschafft und verteilt. Aber wir konzentrieren uns auf die taktische Ausrüstung, worüber ich nicht viel sagen kann. Aber wir halten euch auf dem Laufenden.

Und dazwischen arbeite für die Berichterstattung, denn die Welt muss die Wahrheit sehen und lesen. Überzeugen können wir keinen, aber die Wahrheit muss herausgeschrien werden. Die Arbeit beschäftigt mich in diesen Tagen pausenlos und nachts schlafe ich kaum vier Stunden. Gedanken halten uns wach und Gedanken rasen durch unsere Köpfe, besonders wenn wir aus der Ferne die Explosionen und rasenden Kampfjets über uns hören.

Im Schutzraum während des Raketenalarms

Zu Hause bin ich Wächter aller Frauen in der Familie. Wir lachen darüber und sagen ich sei Befehlshaber einer Frauenabteilung, dazu zählen Anat meine Frau, meine Tochter Eden und Enkeltochter Michaela. Eine zweite Eden gibt es auch, Morans Freundin, die ebenfalls einberufen wurde und ab und zu bei uns übernachtet. Auch Ester übernachtet bei uns, da ihr zukünftiger Mann Tomer, unser ältester Sohn im Dienst ist. Tomer und Ester sollten am 27. Oktober heiraten. Aber alles wurde abgeblasen und so planen wir eine Chuppa und kleine Hochzeit zu Hause im Garten. Aber auch ist nicht sicher, ob er für seine Hochzeit überhaupt freibekommt. May, die Freundin, unseres jüngsten Sohns Elad kommt auch, aber die meiste Zeit bleibt sie in Aschdod bei ihren Eltern, dort rennen die Bewohner andauernd in die Schutzräume. Darüber hinaus beherbergen wir auch noch fünf Hunde, die bei Explosionen noch mehr Angst haben als wir Menschen.

Eden und Michaela schreiben einen Dankesbrief an Soldaten.
Eden und Michaela schreiben einen Dankesbrief an Soldaten.

Aber seht, das ist heute unser normales Leben und in allen Familien so. Das gesamte Leben im Land hat sich für alle verändert. Zu Hause schließen meine Frauen nachts alle Türen hermetisch zu, alle Jalousien sind unten und selbst die Gartentür muss auf Befehl meiner Tochter abgeschlossen sein. Eden und Michaela schlafen im Schutzraum, bei Sirenenalarm sind wir alle da. Auch die Hunde.

Unser Haus im Moschaw ist zur Festung geworden. Seit zwölf Tagen schlafe ich mit der Waffe unter dem Kopfkissen. Das ist kein Witz, das machen alle im Moschaw, die eine Waffe haben. Vor zwölf Tagen wurde eine Notfalltruppe im Moschaw einberufen. Alle Männer, die nicht einberufen worden sind, halten Wache und patrouillieren rund um die Uhr. Ein Chamal wurde eingesetzt, übersetzt ein „Kriegszimmer“, das in den bevorstehenden Kriegstagen wie eine Zentrale die volle Kontrolle über alle Einwohner im Moschaw hat. Anat und ich und zwanzig andere Nachbarn halten im Chamal Schichten. Weil wir nur weniger als drei Kilometer von der Grünen Grenze (ohne Zaun) mit den Palästinensergebieten entfernt leben, wurden alle Siedlungen in den judäischen Bergen um Jerusalem gewarnt, dass auch wir von Terroristen überrascht werden können. Das Trauma drängt alle in Israel zur Alarmbereitschaft.

Anat und Michaela

Warum erzähle ich euch das? Damit ihr seht, dass unser Leben weitergeht, aber anders, nicht wie vor zwölf Tagen. Das Leben zu leben, drängt Ängste an die Seite und dafür sind wir zu sehr beschäftigt. Ein Glas Rotwein oder Cognac am Abend vor dem Schlafen tut mir sehr gut. Aber ich verstehe in diesen Tagen eins, dass sich die Welt in zwei Welten teilt, die auf der Seite von Israel stehen und diejenigen, die gegen Israel sind. Die Amalekiter waren schon immer ein warnendes Beispiel für die Gegner Gottes. Die Amalekiter sind die Feinde Gottes und die Feinde des auserwählten Volkes Israel. Und die Nationen müssen entscheiden, auf welcher Seite sie stehen – Amalekiter oder Israel.

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4 Antworten zu “Zuerst Vater und dann Chefredakteur”

  1. Andrew Manner sagt:


    Und Saul kam zu der Stadt der Amalekiter und legte einen Hinterhalt im Tal. Und Saul … fing Agag, den König der Amalekiter, lebendig;

    Aber Saul und das Volk verschonten Agag …
    und wollten den Bann an ihnen nicht vollstrecken;

    Samuel aber sprach:

    Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer
    und Aufmerken besser als das Fett von Widdern!

    Weil du nun des Herrn Wort verworfen hast,
    so hat auch er dich verworfen,
    daß du nicht König sein sollst!

    Nun wird Israel den Bann an den Nachkommen Amalek’s vollstrecken…
    Ich wünsche dem ganzen Volk Israel allen Gottes Schutz und Segen!

    Du aber Israel…..
    fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Siehe, zu Spott und zuschanden sollen werden alle, die dich hassen; sie sollen werden wie nichts und die Leute, die mit dir streiten, sollen umkommen

  2. Havershalom sagt:

    Shalom Ihr Lieben,
    danke für eure persönlichen Einblicke.
    G-TTES Wort wird sich auch diesesmal erfüllen, es gibt keine Alternative.
    Nur das Warten auf Seine Zeit ist manchmal (nervig)spannend.
    Es gibt für meine Frau und mich auch kein Israel oder Amalekiter.
    Es gib Israel und das Andere, welches gegen sein Volk anrennt, mehr oder weniger.
    Wenn die wüssten wohin das hingehet und enden wird.
    Wir werden weiter zu unserem G-TT beten, rufen, Ihn preisen und anbeten.
    ER IST DER HERR ZEBAOTH
    Baruch ha Shem – gepriesen sei der HERR
    Shabbat Shalom Havershalom

  3. j-glaesser sagt:

    (Zuerst Vater und dann Chefredakteur)
    Das ist immer richtig!
    Noch ein Wort der Hoffnung aus Jesaja 11 (heutige Bibellese);
    … Und der Herr wird zu der Zeit zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken, dass er den Rest seines Volks loskaufe, der übrig geblieben ist in Assur, Ägypten, Patros, Kusch, Elam, Schinar, Hamat und auf den Inseln des Meeres. Und er wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde. Und der Neid Ephraims wird aufhören und die Feinde Judas werden ausgerottet. Ephraim wird nicht mehr neidisch sein auf Juda und Juda Ephraim nicht mehr feind. Sie werden sich nach Westen auf die Hänge der Philister stürzen und miteinander berauben alle, die im Osten wohnen. Nach Edom und Moab werden sie ihre Hände ausstrecken, die Ammoniter werden ihnen gehorsam sein. ….

  4. hanngre-lhz sagt:

    Entscheiden auf welcher Seite sie stehen …
    An Aviel und Co.: auf der Seite Israels – und das schon Gestern, Heute und Morgen – das ist für mich und für viele Menschen, die ich kenne, ganz sicher so.
    Und ich/ wir versuchen, so gut es nur geht, dies aus so weiterzugeben.
    Am Israel Chai !

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