Tacheles mit Aviel – Washington und Jerusalem kurz vor dem Knall?

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. „Washington wird sich die Beziehungen mit Jerusalem neu überlegen müssen“, schrieb die amerikanische Zeitung New York Times.

von Aviel Schneider | | Themen: USA, Tacheles mit Aviel
Washington
Demonstranten gegen die Justizreform protestieren vor der Außenstelle der US-Botschaft in Tel Aviv am 11. Juli 2023. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

US-Präsident Joe Biden sagte in einem Fernsehinterview mit CNN, dass „die Jerusalemer Regierung unter Benjamin Netanjahu zu extrem ist. Itamar Ben-Gvir und Betzalel Smotrich sind Teil des Problems im Westjordanland“. Aus amerikanischer Sicht ist nichts mit Israel unter dieser Regierung in Ordnung. Und in Jerusalem wird alles von der Regierung verharmlost. Aus diesem Grund warnen etliche Zeitungen und Experten vor einer Explosion zwischen Jerusalem und Washington. Inwiefern darf sich Jerusalem das Einmischen fremder Regierungen erlauben?

Der Kolumnist der NY Times, Thomas Friedman, warnte in seinem Kommentar, dass „die jetzige Regierung in Jerusalem bereit sei, einen Bürgerkrieg in Israel zu riskieren“. Zudem gefährdet die Regierung in Jerusalem laut Friedman die gemeinsamen Interessen der Länder. Thomas Friedman ist selbst Jude und ein hochrangiger politischer Kommentator in den amerikanischen Medien. Er kritisierte in seiner Kolumne in aller Härte die umstrittenen Rechtsreformen und erklärte, dass Washington seine Beziehung zu Israel bereits überdenkt. In Jerusalem wurde dies heruntergespielt und ein hochrangiger Beamte erklärte, dass dies normal sei und in der Vergangenheit mehrfach vorkam. „Die Ford Regierung überdachte ihre Beziehungen mit der Regierung von Itzchak Rabin. Die Reagan Regierung überdachte ihre Beziehungen mit der Regierung von Menachem Begin. Die Bush Regierung machte dasselbe mit der Regierung von Itzchak Schamir. Und die Bush Jr. Regierung tat dies gegenüber den Regierungen von Ehud Barak und Ariel Scharon.“

Wie in der biblischen Vergangenheit, so ist Israel auch heute auf Großmächte angewiesen. König Manasse im Südreich Juda blieb in seiner 55-jährigen Regierungszeit stets ein loyaler Vasall der assyrischen Großmacht und garantierte damit politische Stabilität. König Ahab aus dem Königreich Israel war ein talentierter und erfolgreicher König, der sich für die Stärkung und Errichtung seines Königreichs im Norden einsetzte. Die Bibel verurteilt König Ahab als jemanden, der in den Augen Gottes Böses tat, aber seine Reue verschob die göttliche Strafe. Funde aus archäologischen Ausgrabungen im antiken Nahen Osten werfen Licht auf König Ahab als großen Staatsmann. Im 9. Jahrhundert v. Chr. nahm in Mesopotamien ein Staat Gestalt an, der bald zu einer Supermacht mit fortschrittlichen technologischen Vorteilen wurde, darunter neue Entwicklung eines qualifizierten Kavalleriesystems. Auf Assyrien hatten die Länder der Region keine militärische Antwort. Das Spiel um Bündnisse mit den Mächten war schon immer ein Teil der israelischen Politik. (Mehr darüber im kommenden Israel Heute Magazin)

Kein großer Fan von Benjamin Netanjahu, der Kolumnist der New York Times, Thomas L. Friedman. Archivbild: Rebecca Zeffert/Flash90

„Die Biden-Regierung sieht in der rechtsextremen Regierung in Israel unter der Führung von Benjamin Netanjahu eine unmögliche extreme Politik, unter dem Deckmantel einer Rechtsreform, das unsere gemeinsamen Interessen mit Israel und unsere gemeinsamen Werte untergräbt“, schrieb Friedman. Auch kritisierte Friedman den Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir, der vorgestern sagte, „Israel sei kein Stern auf der amerikanischen Flagge“. Das stimmt, Israel ist nicht der 51. Staat der Vereinigten Staaten, so wie es oft aufgefasst wird. „Aber laut einer Kongressumfrage aus dem Jahr 2020 erhielt Israel mit 146 Milliarden Dollar die größte amerikanische Unterstützung aller Länder seit dem Zweiten Weltkrieg“, unterstrich Friedman. „Das ist viel Taschengeld und daher sollte Ben-Gvir, der in seiner Jugend wegen Aufstachelung zum Rassismus gegen Araber verurteilt wurde, ein wenig mehr Respekt für den amerikanischen Präsidenten zeigen“.

Wie schon vor einem Jahr wird US-Präsident Joe Biden den israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog in der kommenden Woche erneut empfangen. Netanjahu wartet weiter auf eine Einladung. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

„Es ist kein Geheimnis, dass wir Meinungsverschiedenheiten mit der amerikanischen Regierung haben, was die Gründung eines palästinensischen Staates betrifft, genauso über die Rückkehr zum gefährlichen Atomabkommen mit dem Iran und in Hinsicht einer Keine-Überraschungen-Politik von Netanjahu, der von einem möglichen Angriff gegen den Iran warnt“, sagte dieselbe Regierungsstimme aus Israel. „Trotz dieser regelmäßigen Neubewertungen und Meinungsverschiedenheiten im Laufe der Jahre haben sich die Beziehungen zwischen Israel und den USA über Jahrzehnte hinweg intensiviert und unter der Führung von Premierminister Netanjahu einen Rekordwert der Sicherheitskooperation erreicht. Netanjahu wird dafür sorgen, dass dieser Trend anhält.“

Es muss dazu erwähnt werden, dass der amerikanische Jude Thomas Friedman niemals ein großer Fan von Benjamin Netanjahu war und die amerikanischen sehr stark mit den Demokraten verbunden sind und immer einen demokratischen Präsidenten wählten.

Darüber hinaus piekte gestern Donald Trump Benjamin Netanjahu und sagte, „Bibi war der Erste, der Joe Biden nach seinem Wahlsieg begrüßte und wurde bis heute nicht nach Washington eingeladen“. Trump hat Bibi bis heute nicht vergessen, dass er den neuen US-Präsidenten Joe Biden sofort begrüßte. Trump dachte, dass so etwas unter Freunden nicht gemacht wird.

US-Präsident Joe Biden, er mag die israelische Regierung nicht. Foto: Arie Leib Abrams/Flash90

Die jetzige Regierung in Washington unter US-Präsident Joe Biden mischt sich in Israels Politik ein, nicht weniger und nicht mehr als die früheren US-Regierungen. Alle amerikanischen Regierungen haben sich in die israelische Politik eingemischt. Ende der 70er Jahre drängte der amerikanische Präsident Jimmy Carter Israels Premierminister Menachem Begin zum Friedensabkommen mit Ägypten. In später erschienen Büchern und Studien wurde oft über die amerikanischen Drohungen Carters diskutiert. Wenn Israel jährlich eine US-Militärhilfe von 3 Mrd. US-Dollar erhält, dann zwingt das beide Seiten zu mehr Rücksicht.

Die Sache ist, dass Israel immer in einer politischen und geistlichen Spannung in seiner Politik lebt. Die jetzige Regierung ist eine rechtsnationale bis orthodoxe Koalition, die ihr Vertrauen zuerst auf Gott setzt. So stellen sie sich das jedenfalls oft vor. Natürlich ist Netanjahu ausgewogener und betont die Wichtigkeit des Bundes mit der amerikanischen Supermacht. Israels Existenz ist zuerst Gott zu verdanken, das verstehen aus meiner Sicht die meisten Israelis im Land. Andere sagen aber auch, dass Amerika hinter uns steht und Israels Sicherheit mitfinanziert. Herrscher kommen und gehen. Zwischen Barack Obama und Joe Biden herrschte in Washington Donald Trump, der ein genialer Partner für Israel und Premierminister Netanjahu war. Die jetzige Regierung in Jerusalem hofft, dass im nächsten Jahr Trump erneut die Wahlen gewinnen wird.

Mitglieder

Israel Heute Mitgliedschaft

Alle Mitglieder-Inhalte lesen Zugang zu exklusiven, ausführlichen Berichten aus Israel! Kostenlose Zoom-Veranstaltungen Verbinden Sie sich mit Israel, direkt von Zuhause aus! Jetzt eine Stimme der Wahrheit und Hoffnung erheben Unterstützen auch Sie den zionistischen Journalismus in Jerusalem! Mitgliedschaftsangebote
  • Online-Mitgliedschaft (Voller Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten von Israel Heute)
  • Druckausgabe (6 x im Jahr)
  • Jüdisch/christlicher Israel-Wandkalender am Jahresende

Jährlich
Mitgliedschaft

68,00
/ Jahr
6 Magazine + Online Mitgliedschaft AUßERHALB Deutschlands
Werden Sie Mitglied

Jährlich
Mitgliedschaft

58,00
/ Jahr
First month free of charge
Voller Zugang zu allen Mitglieder-Inhalten PLUS 6 Druck-Magazine INNERHALB Deutschlands
Werden Sie Mitglied

3 Antworten zu “Tacheles mit Aviel – Washington und Jerusalem kurz vor dem Knall?”

  1. Tilo Heller sagt:

    Es ist völlig Wurscht, wer in Amerika das Sagen hat, wenn doch unser Herr bei Seiner Wiederkehr in Jerusalem den wenigen Überlebenden bzw. Überrest als der Gekreuzigte Messias von den Juden erkannt werden wird. Israel wird ja von einer gigantischen militärischen Streitmacht vieler Länder überrollt und fast komplett aufgerieben werden. So wird es kommen. Die aktuellen Ereignisse geben ein mögliches Szenario ab, wie sich vorher das Land Israel wieder siehe AT in die 2 Reiche – Nord & Südreich, d.h. der liberale Norden dem Götzendienst ergeben und dem religiösen Süden um Jerusalem. LG

  2. Havershalom sagt:

    @Tilo Heller
    Shalom Herr Heller,
    haben Sie für Ihre Schreibe auch nur in etwa Anhaltspunkte?
    Z.B. Stellen aus dem Wort Adonais, Tenach(AT) oder Brit Chadasha(NT)??
    Sie schreiben …”Überrest als der Gekreuzigte Messias von den Juden erkannt werden wird.
    Sie scheinen vollkommen vergessen zu haben, dass der jüdische Messias Jeshua, am dritten Tag wieder Auferstanden ist und zur rechten Adonais auf dem Thron sitzt und regiert!
    Oder kommt bei ihnen nur der gestorbene Jeshua vor, hoffentlich nicht.
    Eine sehr gute Übersetzung der heiligen Schrift, ins deutsche, gibt es bei Christliche Literatur-Verbreitung, CLV.
    In unserer Gemeinschaft lesen wir die John MacArthur Studienbibel.
    Ich wünsche ihnen von Herzen, dass Sie zur Erkenntniss der Wahrheit, in dem Messias Jeshua, unserem HERRN und Heiland, kommen können.
    Mit einem herzlichen Shabbat Shalom, Havershalom

  3. Serubabel Zadok sagt:

    Biden ist nicht gut für Amerika und Israel. Man kann nur hoffen, dass Trump wieder an die Macht kommt. Das würde beiden Ländern gut tun. Israel darf sich von den amerikanischen Juden und Demokraten nicht schikanieren lassen.

Schreibe einen Kommentar

Israel Today Newsletter

Daily news

FREE to your inbox

Israel Heute Newsletter

Tägliche Nachrichten

KOSTENLOS in Ihrer Inbox

Abonnieren Sie unseren täglichen Newsletter