Tacheles mit Aviel – Manchmal haben auch unsere Feinde recht

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. Mit Klartext und ohne Umschweife werde ich Themen auf den Kern der Sache bringen. Manchmal haben unsere Feinde mehr gesunden Menschenverstand als wir.

von Aviel Schneider | | Themen: Iran, Tacheles mit Aviel
Feinde. Blick auf den Grenzübergang Quneitra zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen. Foto von Doron Horowitz/Flash90
Blick auf den Grenzübergang Quneitra zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen

Um zu verstehen, warum unsere Feinde Manches besser verstehen als wir, muss man aufmerksam die arabische Presse verfolgen, besonders den Schlüsselfiguren im Umkreis der Feinde Israels. Zum iranischen Jerusalemtag hielte Hisbollahchef Hassan Nasrallah aus seinem Versteck im Bunker eine Rede an die Nation, aber auch an Israel. Israel hat möglicherweise die politischen und strategischen Entwicklungen in der Region verschlafen.

„Der Rückzug der US-Macht im Nahen Osten ist die Grundlage für alles, was in diesen Tage in der Region passiert. Die Flucht der Amerikaner aus Afghanistan nach 20 Jahren, nachdem sie enorme Ressourcen investierten, führte in der Region zu einer Wahrnehmungsänderung“, unterstrich Nasrallah. „Infolgedessen haben die Völker der Region und ihre Verbündeten erkannt, dass die USA nach ihren Interessen handelt und sich keiner auf Washington verlassen kann. Die Völker der Region haben erkannt, dass die Lösung in der Region selbst liegt. Aus diesem Grund haben sich die Beziehungen zwischen den Völkern aufgewärmt“. Er hat vollkommen recht und deswegen haben wir ein Problem!

Hisbollahchef Nasrallah verkauft sich als
Hisbollahchef Nasrallah verkauft sich als “Retter der Palästinenser”. Abed Rahim Khatib/Flash 90

Dies erinnert mich an die Entscheidung der Drusen auf den Golanhöhen. Diese leben seitdem Sechstage Krieg 1967 unter israelischer Herrschaft. Als Israel 1979 den Friedensvertrag mit Ägypten abschloss, haben die Drusen auf den Golanhöhen verstanden, dass auch sie eines Tages an Syrien für einen Friedensvertrag umgetauscht werden könnten. Dies prägte ihr Verständnis, dass Israel kein loyaler Verbündeter ist und so beschlossen sie der syrischen Regierung die Treue zu halten. Daher wechselten die auf den Golanhöhen lebenden Drusen, knapp 25.000 an der Zahl, zu einer anti-israelischen Stellung über. Sollten die Golanhöhen eines Tages an Syrien übergeben werden, so haben sie nicht zu befürchten Israelfreundlich gewesen zu sein. Auch Israels folgende Annektierung der Golanhöhen im Jahr 1981 änderte nichts bei den Drusen. Israels Abzug aus der ägyptischen Sinai Halbinsel hinterließ bei den Drusen einen tiefen Eindruck. Und auf diesen Punkt ist auch Nasrallah in seiner Rede gekommen, als er betonte, dass der Abzug der US-Macht aus der Region dramatische Auswirkungen auf Israel hat.

Dies erklärt auch die Abkühlung in den Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien. Stattdessen wärmen sich die Beziehungen zwischen der Hamas und den Saudis. So ist gestern eine hochrangige Delegation von Hamasführern im saudischen Königreich eingetroffen, um die Beziehungen zwischen beiden Parteien wiederherzustellen. Die letzte hochrangige Delegation der Hamas besuchte Riad im Jahr 2015, seitdem wurden die Beziehungen abgebrochen und Saudi-Arabien inhaftierte Dutzende von Hamasterroristen. Nun sollen alle Hamas Häftlinge freigelassen werden.

In dieser Lücke wärmten sich in den letzten sieben Jahren die Beziehungen zwischen Jerusalem und Riad, mit der Hoffnung infolge der Abraham Abkommen auch eine Normalisierung zwischen Jerusalem und Riad zu schaffen. In der Zwischenzeit erlaubte der saudische Kronprinz der israelischen Luftlinie El Al über Saudi-Arabien zu fliegen. Zudem traf Mohammed bin Salman im Jahr 2020 mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Mossad-Chef Yossi Cohen in der Hafenstadt Neom am Roten Meer zusammen. Das Treffen hat in Anwesenheit des ehemaligen US-Außenminister Mike Pompeo stattgefunden. Alles peilte auf eine neue Zeit in unserer Region.

Der Nahe Osten schien nach der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen auf eine neue zukunft zuzugehen. Avi Ohayon/GPO
Der Nahe Osten schien nach der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen auf eine neue zukunft zuzugehen. Avi Ohayon/GPO

Aber dann Boom. Donald Trump verlor die US-Wahlen gegen Joe Biden. In Israel verlor Benjamin Netanjahu die Wahlen. In Europa ist der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausgebrochen und dieser drängte die Weltwirtschaft in Panik und Ungewissheit. Der Iran nutzt Russlands Verluste im Krieg aus und liefert den Russen Raketen und Kamikazedrohnen gegen die Ukraine. Neue Beziehungen zwischen Moskau und Teheran wachsen unter der Schirmherrschaft der Chinesen. In der Zwischenzeit wurde Benjamin Netanjahu im November 2022 wiedergewählt und bildet ein rechtsnationale Regierungskoalition, die allen ein Stachel im Auge ist. Zuerst Teilen der israelischen Bevölkerung, die mit seinen Rechtsreformen nicht einverstanden sind und wöchentlich protestieren.

Dies wächst zu einer tiefen Kluft innerhalb der israelischen Gesellschaft und macht die arabischen Nationen um Israel wachsam, besonders das Ayatollah-Regime in Teheran. Der Iran nutzt das Momentum aus und vereint Schiiten und Sunniten im Nahen Osten und bilden einen neuen Block gegen Israel. Der islamische Fastenmonat Ramadan und die Unruhen in der Al-Aksa-Moschee sind immer ein perfekter Moment islamische Nationen gegen „Zionisten zu vereinen“. Gemäß ausländischen Quellen, wie Wall Street Journal rekrutiert der Iran Verbündete im Nahen Osten, um einen Angriff auf Israel zu starten.

Ist die israelische Armee auf eine Konfrontation vorbereitet? Michael Giladi/Flash90
Ist die israelische Armee auf eine Konfrontation vorbereitet? Michael Giladi/Flash90

„Die Weltordnung ändert sich zugunsten der Achse des Widerstands und gegen die Zionisten“, betonte der iranische Präsident Ebrahim Raisi in verschiedenen Gesprächen mit moslemischen Staatsführern. „Wir müssen eine Front gegen Israel für die Befreiung Palästinas aufbauen.“ Im Schatten der palästinensischen Unruhen auf dem jüdischen Tempelplatz hatte Raisi mit den Führern Syriens, Algeriens und Turkmenistans über die Notwendigkeit gesprochen, eine islamische Einheit gegenüber Israel zu bilden. Nun knüpft sich auch das saudische Königreich an die iranische Initiative an und damit steigt die Gefahr für Israel dramatisch. Aus ausländischen Quellen ist zu verstehen, dass auch der saudische Kronprinz einsieht, dass Riad sich auf Jerusalem nicht wirklich verlassen kann. Erst recht nicht unter solch einer Regierung wie jetzt. Zudem hat Israels Regierungschef Netanjahu nicht das iranische Atomprogramm beseitigt, so wie es sich sunnitische Regierungen über Jahre hinweg gewünscht haben.

Seitdem Regierungswechsel vor etwa fünf Monaten ist es nur am Krachen. Alles dreht sich im Land nur um Proteste: Rechtsreformen ja oder nein. Inwiefern darf eine nationalrechte Koalition im Land regieren und wie sehr ist Israels linksliberales Rechtssystem eine Gefahr für den jüdischen Staat Israel. Die Angst vor uns selbst, hat uns die Angst vor unseren Feinden genommen. Während wir uns im Land zwischen linken und rechten Israelis streiten, zwischen religiösen und säkularen Juden, vereinen sich Sunniten und Schiiten gegen Israel.

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