Tacheles mit Aviel – 30 Jahre Oslo und nichts erreicht

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. Alle schreiben und reden in diesen Tagen über „30 Jahre Oslo“ und so sage auch ich einige Worte über das Oslo-Abkommen vor 30 Jahren.

von Aviel Schneider | | Themen: Osloer Abkommen, d I am sorry
Ein historischer Moment und Hoffnung auf Frieden, Unterzeichnungszeremonie des ersten Osloer Abkommens in Washington am 13. September 1993. Foto: Avi Ohayon/GPO

Ich war damals 27 Jahre alt und war dabei, als die PLO und ihr Chef Jassir Arafat in den Gazastreifen und Jericho als „Held und palästinensischer Messias“ einmarschierte. Im Gazastreifen stand ich wenige Meter von der Bühne entfernt, wo Arafat mit der Frau von Abu Jihad und den anderen von Tausenden Palästinenser in Gaza City als Erlöser empfangen wurde. Den Gazastreifen habe ich vorher nur als Soldat gekannt und meine letzte Woche im Wehrdienst war die erste Woche als die erste Intifada im Dezember 1987 ausgebrochen ist. Bis dahin diente ich als Soldat im Libanon und wegen der Intifada wurden etliche Einheiten aus dem Libanon in den Gazastreifen versetzt. Sechs Jahre später, im September 1993, wurde der Oslo-Vertrag unterzeichnet, mit der Hoffnung in fünf Jahren einen endgültigen Frieden abgeschlossen zu haben. Nein. Arafat und die PLO waren ein falscher Messias.

Viele sind der Meinung, dass das Oslo-Abkommen ein historischer Fehler in Israels Staatsgeschichte war. Israel erkannte die PLO offiziell als legitimen Vertreter des palästinensischen Volkes an, während die PLO im Gegenzug das Recht Israels auf Existenz in Frieden und Sicherheit anerkannte. Kurze Zeit später wurde das ursprüngliche Dokument zu einer Reihe von Grundprinzipien weiterentwickelt, die in der Knesset mit einer knappen Mehrheit von 61 Stimmen angenommen und anschließend auf dem Rasen des Weißen Hauses unterzeichnet wurden. Bei dieser Gelegenheit kam es auch zu einem historischen Händedruck zwischen Premierminister Yitzhak Rabin und Jassir Arafat.

Ein historischer Händedruck, doch der erhoffte Frieden blieb aus. Foto: Weißes Haus, Public Domain

Seit der Unterzeichnung des Osloer Abkommens wurden etwa 1700 Israelis von palästinensischen Terroristen ermordet. Mehr als 200 Palästinenser und fast 30 Israelis wurden bisher in diesem Jahr bei Demonstrationen, Zusammenstößen, Militäroperationen, Anschlägen und anderen Vorfällen getötet, was bereits die Zahl der Todesopfer des letzten Jahres übersteigt, laut jüngsten UN-Angaben.

Nach der sechsjährigen Intifada haben Israelis und Palästinenser gehofft, eine lang ersehnte Ruhe zu erhalten, nachdem in diesen sechs Jahren 1.593 Palästinenser von israelischen Soldaten getötet wurden und 84 Israelis (Quelle B’Tselem) von palästinensischen Terroristen. Diese Todeszahlen drängten Israel zu den Verhandlungen mit der PLO in Oslo, um endlich Ruhe zu schaffen.  Nach der Unterzeichnung sind auf beiden Seiten jedoch weit mehr Menschen ums Leben gekommen als während der ersten Intifada. Alles ist grundsätzlich falsch gelaufen. Israels Hauptfehler war, dass es PLO-Chef Arafat das Tor ins Land geöffnet hat. 23 Jahre vorher versuchte Jassir Arafat und seine PLO im September 1970 die Macht in Jordanien zu erobern.

Nach Oslo wurde alles schlimmer. Am 3. März 1996 wurden in Jerusalem 19 Israelis getötet und 6 verwundet, als sich ein Selbstmordattentäter in einem Bus in der Jaffa-Straße in die Luft sprengte. Foto von Nati Shohat Flash90

König Hussein II. vereitelte den PLO- Putsch in seinem Land, tötete zehntausend Palästinenser und hat die gesamte PLO aus seinem Land vertrieben. Deswegen wird dieser Monat der „Schwarze September“ genannt. Von Jordanien siedelte die PLO in den Libanon über und zog das Land in einen Bürgerkrieg. Daraufhin hat die PLO Israel aus dem Norden angegriffen, mit den Katjuscha-Raketen. Israel beschloss im Juni 1982 in den Libanonkrieg zu ziehen. Was der jordanische König an Israels Ostgrenze selbst machte, musste Israels Armee im Libanon für die libanesische Regierung machen: Jassir Arafat und die PLO aus Beirut zu vertreiben. Der nächste Umzug des gesamten Terrorregimes der PLO war Tunesien. Dort blieb die PLO, bis Israel den gesamten Terrorverein ins Heilige Land eingeladen hatte, das war am 1. Juli 1994.

Schon damals wurde Israel von palästinensischen Volksvertretern im Land gewarnt, dass die PLO nicht die Lösung ist. Aber der internationale Druck und geheime Verhandlungen mit der PLO in Oslo haben Israel schließlich keine andere Wahl gelassen.

Ich war selbst an der Allenby-Brücke, dem Grenzübergang zwischen Jordanien und Israel, als die ersten palästinensischen Autonomiepolizisten mit Maschinengewehren die Brücke überquerten und nach Jericho einmarschierten. Palästinenser in Uniformen fuhren in einem Konvoi nach Jericho. Wie Sieger und Helden nach einem Krieg wurden sie empfangen. Auf der jordanischen Seite erhielten sie die Waffen von Israel mit Magazinen in ihren Gewehren, aber ohne Munition. Jetzt war die PLO im Land und nichts ist besser geworden.

 

Israel ist aus etwa 55 Prozent vom biblischen Kernland Judäa und Samaria abgezogen und übergab dies der neuen palästinensischen Autonomiebehörde. Ruhiger ist es nicht geworden, sondern schlimmer.

Palästinenser haben im Laufe der Zeit eine neue Bombe erfunden, palästinensische Selbstmordattentäter. Palästinenser sprengten sich in die Luft, um Juden zu töten und PLO-Chef Arafat unternimmt nichts dagegen. Im November 1995 wird Israels Ministerpräsident Itzchak Rabin von einem religiösen Fanatiker in Tel Aviv erschossen, Igal Amir. Monate später wählt das Volk und rutscht nach rechts. Likudchef Benjamin Netanjahu gewinnt die Wahlen. Trotz seiner heftigen Kritik in der Opposition gegen die linke Regierung unter Rabin und Peres, ist auch er aus Hebron abgezogen und verhandelte mit PLO-Chef Arafat. Im Sommer 2000 ist die zweite Intifada ausgebrochen, in der knapp 5000 Palästinenser getötet wurden, die meisten waren Terroristen. Auf israelische Seite wurden 1011 Todesopfer (Quelle B’Tselem) gezählt. Ich erinnere mich noch an diese Zeit, als ein Großteil der Reservesoldaten einberufen wurden. Alle Männer in der Redaktion waren damals dabei und die Räume standen leer. Es war gerade Redaktionsschluss und wer uns damals geholfen hat und die Zeitung für den Druck vorbereitete war Ariel Marzel, ein Grafiker, der mit uns früher kooperierte.

Fünf Jahre später, im Sommer 2005, ist Israel einseitig aus dem Gazastreifen abgezogen und räumte alle jüdischen Siedlungen. Seitdem wird Israel immer wieder mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen.

Räumung der jüdischen Siedlung Kfar Darom im Gazastreifen am 1. August 2005. Foto: Yossi Zamir/Flash90

Kurz gesagt, das Oslo-Abkommen ist gescheitert. Die Palästinenser haben Land von Israel erhalten, aber Israel hat keinen Frieden bekommen. In den ausländischen Medien wurde Israels Siedlungspolitik oder die jüdischen Siedlungen in Judäa und Samaria als ein Hindernis zum Frieden vermarktet und solange diese existieren, wird kein wahrer Frieden eintreten. Aber davon steht nichts im Oslo-Vertrag. Der Vertrag von Oslo war ein Abkommen in Etappen. Schritt für Schritt wollte man aufeinander zugehen, Vertrauen aufbauen und am Ende die heikelsten Punkte des israelisch-palästinensischen Konflikts lösen. Die Jerusalem-Frage, das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge und die Grenzfrage. Nichts ist seither gelöst worden, und wie es aussieht, werden sich die beiden Seiten in allen drei Fragen nie einigen können.

Siehe auch: Das Osloer Zerwürfnis

Die israelischen Regierungen haben in den letzten Jahren verstanden, dass eine wahre Friedenslösung mit den Palästinensern in dieser Epoche nicht möglich ist. Der Neue Nahe Osten von dem Israels Friedensarchitekt Schimon Peres schwärmte ist schon in den ersten Jahren baden gegangen. Stattdessen hat Israels Regierungschef Netanjahu verstanden, dass ein Konflikt Management eine bessere Lösung ist und vielleicht mehr Ruhe schafft. Heute ist der israelische-palästinensische Konflikt relativ in den Schatten geraten und dies verärgert die Palästinenserführung in Ramallah und im Gazastreifen. Aus diesem Grund manipulieren sie Eskalationen, um mehr Schlagzeilen in den ausländischen Medien zu gewinnen. Parallel haben arabische Regierungen eingesehen, dass es sich lohnt mit Israel einen Frieden zu schließen, auch ohne einen Frieden mit den Palästinensern. Die Friedensformel „Land für Frieden“ ist irrelevant geworden. Wenn man heute mit Palästinensern spricht, gibt ein Großteil tatsächlich zu, dass ihr legendärer PLO-Chef Jassir Arafat ein Reinfall war, also ein falscher Messias. Viele sehnen sich an die guten Zeiten unter israelischer Herrschaft, bevor die erste Intifada ausbrach. Damals sagten wir immer, dass Israel auf dem Kriegsfeld mächtig ist, aber in Verhandlungen eine Niete. Und wenn ihr mich zum Schluss fragt, ob es eine Lösung für diesen Konflikt gibt, dann sage ich klar und deutlich: Nein. Ich wünsche mir eine Lösung, ich bete für eine Lösung, aber ich betrüge mich nicht selbst.

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6 Antworten zu “Tacheles mit Aviel – 30 Jahre Oslo und nichts erreicht”

  1. Bernd Lindner sagt:

    Danke für den Überblick, Aviel!
    Es gibt nur eine Möglichkeit: Israel annektiert Judäa und Samaria (Jehuda veSchomron), das Bergland Israels, von dem Hesekiel 36 spricht (es grünt für die bevorstehende Rückkehr Israels).
    Israel soll selbstbewusster und selbstständiger werden.

  2. Mary-Anne Bufton sagt:

    So war es immer! Kann es tatsächlich einen Frieden in Israel geben? Nun wenn ich die Hesekielprophetie verstehe, heisst es, zuerst Knochen, die Alija, dann das Fleisch, die Staatsgründung Israels, und jetzt? Wo bleibt der Geist? Von Osten, Westen, Norden und Süden…? Das ist die Bekehrung Israels. Israel ist säkularer als je zuvor! Pride Parade in TelAviv! Hallo, und jetzt im Herbst sollen die roten Kühe geschlachtet werden, Hallo? Der Tempel wird nicht mit Steinen gebaut! Es gibt nur einen Ölbaum. Dessen Zweige wurden 70 n.Ch. durch Titus ausgerissen – weil Israel den Propheten aus 5. Mose 20 abgelehnt hat. Aber es wurde so voraus gesagt. Erst wenn die Ölzweige wieder eingepfropft werden, gibt es Frieden. Und das geschieht, wenn der Messias zurückkehrt gemäss Sacharja, wenn alle Geschlechter Israels wehklagen, um den, den sie durchbohrt haben. So stehts zumindest in meiner Bibel.

  3. marie.luise.notar sagt:

    Es ist gut, auf den HERRN/Jahwe/Jeshua vertrauen
    und nicht sich verlassen auf Menschen. PS 118.8

  4. Serubabel Zadok sagt:

    Gott hat es zugelassen, dass Rabin sterben müsste, weil er mit den Feinden Gottes einen Vertrag geschlossen hat. Rabin hat Gottes Land an Gottes Feinde verschenkt. Die Landabgabe von Gaza, Hebron, Jericho, Schechem Nazareth, Ostjerusalem, Judäa usw. war der größte Fehler in der Politik Israels.

  5. Serubabel Zadok sagt:

    Das Osloer Abkommen hätte niemals unterzeichnet werden dürfen.

  6. Serubabel Zadok sagt:

    Die einzigste Lösung für Frieden in Israel besteht darin, dass die ganze PLO wieder aus Israel verschwindet und dorthin zurückzukehrt, wo sie hergekommen ist.

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