
Es heißt, wenn ein Termin für die Hochzeit feststeht, muss man ihn auch in schwierigen Zeiten einhalten. So haben unser Sohn Tomer und seine Braut Esther beschlossen, die Hochzeit in unserem Garten abzuhalten. Trotzdem war alles unsicher, denn alle unsere Söhne sind seit drei Wochen im Reservedienst. Keiner konnte uns versprechen, dass sie von der Reserve freigestellt werden. Vielleicht würde sogar Tomer nicht kommen können. Wir haben mit allem gerechnet. Aber wir haben fest daran geglaubt, dass die Chuppa stattfinden wird.
Zwei Tage zuvor hatte Ester in ihrem Elternhaus eine Zeremonie nur für die Frauen der beiden Familien abgehalten. Eine spirituelle Zeremonie, in der die Kraft des Glaubens und der Freude zum Ausdruck kommt und in der man sich gegenseitig erzählt, welche biblischen Gebote der Frau zustehen. Und in diesem Zusammenhang möchte ich ein paar Worte über die Freude sagen, besonders in dieser Zeit. Was ist wahre Freude und wie kann man zur Freude motivieren?

Sobald die Freude in uns beginnt, strahlt sie nach außen und wirkt auf unsere Umgebung. Bei diesem Treffen der Frauen wussten wir noch nicht, welcher unserer Jungs kommen würde. Alles war in Nebel gehüllt, aber wir waren voller Glauben. Und wir begannen, die Freude zu preisen und zu ehren, indem wir beschlossen, die Braut an diesem Abend glücklich zu machen. Mit Lobpreis und Musik wurde die Versammlung um Esther zu einer großen Freude.
Noch am selben Abend bekamen wir Nachrichten von unseren einberufenen Jungs. Tomer erhält Urlaub, muss aber am nächsten Morgen wieder zurück. Wow, den Bräutigam haben wir schon. Elad hat uns mitgeteilt, dass er nach Mitternacht aus dem Norden zurückkommen wird. Und auch Moran teilte uns plötzlich mit, dass er nach Hause kommen wird. Auf dem Weg vom Norden nahm er auch Tomers besten Freund (er heißt auch Tomer) im Auto mit, auch er ist im Reservedienst. Ariel, unser Schwiegersohn, wurde im letzten Moment aus dem Süden freigestellt. Und auch unsere zweite Eden, die Freundin von Moran, schaffte es, dabei zu sein.

Erst am Donnerstag hatten wir angefangen, den Garten für die Hochzeit vorzubereiten. Viele helfende Hände waren dabei. Im Laufe des Tages wurden Tische, Stühle und Sonnenschirme gebracht. Der Moschaw, in dem wir wohnen, hat uns geholfen. Dann wurde uns eine einfache Chuppa gebracht. Die Chuppa ist ein Baldachin aus weißem Tuch, der von vier reich verzierten Stangen gehalten wird. Um den Baldachin herum findet die Hochzeitszeremonie statt. Vier Männer halten die Stäbe während der Trauung. Eine sehr einfache Chuppa, aber das machte alles noch eindrucksvoller. Die Hochzeit war für Freitagmittag angesetzt. Am frühen Morgen haben wir Frauen uns alle schön gemacht, geschminkt und frisiert. Dafür kam eine junge Visagistin zu uns. Um neun Uhr kam dann Tomer zu uns. Eine Stunde später kam Ester mit ihren Eltern aus Maale Adumim. Und um elf Uhr trudelten nach und nach unsere Gäste ein. Nur Familie und enge Freunde, etwa 80 Gäste. Mehr war auch wegen der Raketenalarme nicht möglich.

In unserer WhatsApp-Gruppe im Moschaw habe ich bekannt gegeben, dass wir bei uns eine Hochzeit feiern und mich von vornherein für den Lärm entschuldigt. „Lärm? Macht noch mehr Lärm! Wir brauchen den Lärm der Freude, um den Lärm der Raketen, Flugzeuge und Explosionen, an den wir uns gewöhnt haben, nicht zu hören“, sagten meine Nachbarn. Unser Fest hat dem ganzen Moschaw gutgetan. Ein anderer Nachbar sagte: “Es ist eine große Mizwa, ein Brautpaar gerade in dieser Zeit glücklich zu machen. Dafür hat er woanders eine Trauerfeier abgesagt.

Nachdem der Rabbiner die sieben Segenssprüche gesprochen hatte, gab er Tomer die Möglichkeit, etwas zu sagen, was sonst nicht üblich ist. Unser Sohn wollte etwas sagen. Er bedankte sich, dass wir gekommen waren. Dann schwieg er einige Augenblicke. Es herrschte Stille, alle warteten auf seine Worte. „Ich möchte jetzt an Dekel Swissa erinnern, der am 7. Oktober gefallen ist“, sagte Tomer. Stille. Tränen erstickten seine Kehle. „Dekel war Offizier in Golani. Er hat sein Leben für uns gegeben. Das ist wichtig und symbolisch. Unsere heutige Hochzeit ist im Willen Dekels.“ Unter den Gästen bleibt kein Auge trocken. „Dekel wohnte nur ein paar Häuser von uns entfernt. Lasst uns glücklich sein und weiterleben.“
Zum Schluss sagte Tomer: „Am Israel Chai” und erinnerte uns daran, dass wir die Pflicht haben, uns zu freuen, denn wenn wir es nicht tun, haben unsere Feinde gewonnen.“ Was für eine Ermutigung und was für ein Moment der Besonnenheit und des Friedens in dieser verrückten Zeit im Land.
Diese Freude ist rein und still. Und diese Freude ist der Trauer sehr nahe, sie gehört zu ihr. Und die Traurigkeit ist schmerzhaft und ermüdend. Traurigkeit hat kein Ende. Aber wenn man sich entscheidet, glücklich zu sein, dann ändert sich etwas. Diese Freude hilft uns, mit der Traurigkeit umzugehen, und verhindert, dass sie unsere Seele erobert. Freude öffnet die Gnade Gottes im Himmel. „Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand verdorren. Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich an dich nicht mehr denke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.“ Diesen Vers aus Psalm 137 sagt jeder Bräutigam unter dem Baldachin.
„So will ich in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems das Jubel- und Freudengeschrei zum Verstummen bringen, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut!“ Gott ist ein gnädiger Gott, er will uns fröhlich machen und das Haus Israel weiter aufbauen. Am nächsten Morgen waren die Jungs wieder alle unterwegs zu den Grenzen Israels.
Am Israel Chai!

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3 Antworten zu “Hochzeit im Schatten des Kriegs”
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Danke für alles, das ihr ein Fenster seit für das hier und für die größte Anwesenheit ein Shalom immer!!!
Liebe Anat,
vielen Dank, dass Sie uns teilhaben lassen an der Hochzeit Ihres Sohnes in diesen schweren Tagen.
Herzliche Glückwünsche an das Brautpaar!
GOTT gebe Ihnen allen Kraft und Zuversicht,
Am Israel Chai!
Herzliche Grüße aus Österreich, One ❤️
Lieber Aviel, liebe Anat, vielen lieben Dank für die Möglichkeit einen Einblick in diese Hochzeit haben zu dürfen, wir segnen und beten für euch als Familie und auch für die “neu” hinzugefügte Familie und sprechen Euch den Psalm 91 von ganzem Herzen zu!