Guten Morgen Israel – Ich will, will, will

Nehmen und Geben

von Michael Selutin | | Themen: Guten Morgen
Foto: Anat Hermony/Flash90

Boker Tov liebe Leser!

Nach der Geburt sind Kinder absolut von ihren Eltern abhängig, im Laufe ihres Lebens werden sie dann immer selbstständiger, aber die Gewohnheit, von den Eltern zu fordern, geht schwer verloren.

„Papa, ich will mehr Milch!“ Schreit Sarah (6) beim Frühstück.

„Apfel!“ Schreit Racheli (4).

„Papa!“ Schreit Naomi (3). Sie hält es nicht für nötig mehr zu sagen, sie hält mir einfach nur ihre Hand hin und erwartet, dass ich weiß was sie will. Ich lege ihr ein Stück Apfel in die Hand und Plums, liegt es auf dem Boden, während Naomi mich verärgert anblickt. Falsch geraten.

„Was willst du denn?“

„ÄÄÄHHH!“

„Du musst mir schon sagen, was du willst, sonst weiß ich es nicht“, versuche ich zu argumentieren.

„Wie kann man nur so blöd sein und nicht wissen, was ich will“, sagt ihr Blick und konsequenterweise sagt sie mir immer noch nichts und schreit wieder.

Meine Frau kommt in die Küche, drückt Naomi ihre rosa Wasserflasche in die Hand und wirft mir einen Blick zu der sagt, „wie kannst du nur so blöd sein und nicht wissen, was sie will.“

Es ist schon ein Fortschritt, wenn einem die Kinder sagen, was sie wollen, aber wollen tun sie bis… ich weiß es auch nicht. Es ist schwer sich von der Vorstellung zu lösen, dass die Eltern dazu da sind, seine Bedürfnisse zu erfüllen, denn so lief es ja seit der Geburt.

Die Geburt des jüdischen Volkes begann mit dem Auszug aus Ägypten und auch hier waren die Kinder Israels der passive Faktor, während Gott die ganze Arbeit leistete. Er befreite sie aus den Händen Pharaos, spaltete das Schilfmeer und versenkte dort die ägyptische Armee. Gott ernährte Israel in der Wüste, kämpfte die Kriege für sein Volk und die Israeliten lehnten sich entspannt zurück.

In unserem Wochenabschnitt (Teruma) ändert sich die Beziehung jedoch und das Volk Israel soll beginnen erwachsen zu werden. Der neue Lebensabschnitt Israels beginnt mit den Worten, „Und der Herr redete zu Mose und sprach: Sage den Kindern Israels, dass sie mir freiwillige Gaben (Teruma) bringen; und von jedem, den sein Herz dazu treibt, sollt ihr die freiwillige Gabe für mich annehmen!“ (2. Mose 25:1-2).

Wozu braucht Gott unsere Gaben? Hat er noch nicht genug? In den nächsten Versen wird deutlich, dass die Gaben eigentlich auch gar nicht für Gott sind, sondern benutzt werden sollen, um die Stiftshütte zu bauen, die das Volk bei seiner Reise durch die Wüste begleitet. „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne!“ (2. Mose 25:8).

Im Grunde braucht Gott weder die Gaben, noch die Stiftshütte, aber er bittet das Volk trotzdem darum und hier offenbart sich ein geniales Prinzip der Kinderentwicklung: Das neugeborene Volk soll von einem Nehmer zu einem Geber werden. Man muss langsam lernen nicht nur seine eigenen Bedürfnisse zu sehen, sondern auch die der Anderen, das ist ein wichtiger Schritt im Erwachsenwerden.

Teruma kann nicht nur als Gabe übersetzt werden, sondern auch als Anhebung, ich glaube es gibt das Wort „Hebe“ auf Deutsch, das eine ähnliche Bedeutung hat, es ist eine Gabe, die den Gebenden erhebt. Wenn Kinder lernen zu geben, anstatt nur zu nehmen, werden sie aus ihrer egozentrischen Welt erhoben. Sie werden reifere und bessere Menschen und merken irgendwann sogar, dass Mama und Papa auch Menschen sind, die Gefühle, Bedürfnisse und manchmal einfach keine Lust haben.

Aber dies ist ein langsamer, sehr langsamer Prozess, die Kinder Israels brauchten 40 Jahre, bis sie bereit waren auf eigenen Beinen zu stehen und ins Gelobte Land einzuziehen. Ich hoffe bei meinen Kindern dauert es nicht ganz so lange, aber bis dahin muss ich noch oft Gedanken lesen und brav alle noch so kleinen Bedürfnisse erfüllen.

 

Und hier noch das Wetter für heute in Israel

Die Wettervorhersage wird kürzer, ein Zeichen dafür, dass wir uns dem Frühling nähern. Heute wird im ganzen Land die Sonne scheinen, die Temperaturen steige weiter an. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 18 Grad, Tel Aviv 21 Grad, Haifa 18 Grad, Tiberias am See Genezareth 23 Grad, am Toten Meer 23 Grad, Beersheva 23 Grad, Eilat am Roten Meer 26 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um weitere anderthalb Zentimeter gestiegen und liegt jetzt bei –209.72 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen nur noch 92 Zentimeter bis zur oberen Grenze!

Im Namen der gesamten Israel Heute – Redaktion wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen gesegneten Schabbat.

Schabbat Schalom!

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