Was für ein Spektakel ist wegen eines möglichen Gesetzes ausgebrochen, das die tägliche Lärmbelästigung moslemischer Gebetslautsprecher in Israel begrenzen soll. Was früher die laute Stimme des Muezzins war, sind heute gewaltige Lautsprecher, die fünfmal am Tag die Routine unterbrechen. Jüdische Nachbarn klagen wegen der lauten Gebetsrufe und Israels Moslems sind von dem Gesetz empört. Aber selbst Moslems geben zu, dass die Dezibelstärke der Lautsprecher oft übertrieben sei. Die arabischen Knesset-Abgeordneten befürchten durch den neuen Gesetzesvorschlag, ihre Religionsfreiheit im Land zu verlieren und die Palästinenserregierung in Ramallah drohte in den letzten Tagen damit, Israel vor dem UNO-Sicherheitsrat anzuklagen, sollte das israelische Parlament in Jerusalem dieses Gesetz verabschieden. Wiederholt wird Israel Rassismus vorgeworfen und beschuldigt, Moslems die Religionsfreiheit zu verbieten.
Als aber in moslemischen Ländern ebenso ein Streit wegen der Lärmbelästigung der täglichen Gebetsrufe ausgebrochen war, wurde daraus kein politisches Spektakel manipuliert und keiner hat den jeweiligen Regierungen Rassismus vorgeworfen. In Ägypten dürfen die Lautsprecher an den Minaretten gemäß Gesetz nur begrenzt eingesetzt werden. Moslemische Gelehrte und Professoren aus der Azhar Universität in Kairo debattierten darüber. Die Lautsprecher seien eine neue Erfindung, die nichts mit dem islamischen Gesetz zu tun hätte, da der Islam über Jahrhunderte hinweg ohne Lautsprecher weltweit verbreitet wurde.
Der Sprecher der israelischen Botschaft in London Yftah Koriel erinnerte via Twitter, dass die Vereinigten Arabische Emirate ein Problem mit der Lärmbelästigung der islamischen Gebetsrufe in Dubai habe. Die arabische Zeitung „The National“ berichtete im Jahr 2011, dass die arabische Regierung in den Vereinigten Arabischen Emirate die Dezibelwerte der Lautsprecher an den Minaretten wegen den Beschwerden von Moslems begrenzte. Die Nachrichtenagentur AFP erinnerte daran, dass der Vizepräsident von Indonesien im Juni 2015 ein Untersuchungskomitee wegen der täglichen Lärmbelästigung der moslemischen Lautsprecher in seinem Land eingesetzt hatte. Dies machte er gemäß AFP, um den Lärm aus den Lautsprechern der hunderttausenden Moscheen in seinem Land zu verringern. Selbst in Saudi-Arabien bestimmte das Königreich in Riad, die äußeren Lautsprecher an den Minaretten abzustellen und nur durch die inneren Lautsprecher in den Moscheen die Gebetsrufe auszurufen. Die arabische Webseite Arab News berichtete vor über einem Jahr, wie den Imams der Moscheen per Gesetz aufgetragen wurde, die Verstärker der Lautsprecher an den Minaretten abzubauen. Wiederholt aus demselben Grund, moslemische Nachbarn haben sich darüber beschwert. Auch die arabische Webseite El Arabiya meldete im Jahr 2012, wie in Riad beschlossen wurde, während des Fastenmonats Ramadan die Lautsprecher aus Rücksicht auf die Kranken und Älteren abzustellen. Vor neun Jahren hat die Schweiz aufgrund eines Volksreferendum beschlossen, den Neubau von Minaretten zu stoppen. In Köln wurde im Jahr 2007 der Bau einer umstrittenen Moschee erst dann genehmigt, als Moslems sich schriftlich verpflichtet haben, keine Gebetsrufe mit Lautsprechern auszurufen.
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