
Im November erlag Rabbi Jonathan Sacks einem Krebsleiden. Als Oberrabbiner Großbritanniens hat er die Juden des Königreichs 22 Jahre lang betreut, aber es waren vor allem öffentliche Auftritte nach dieser Zeit, die ihn weltweit beliebt machten.
In seinen mehr als 20 Büchern und Kommentaren wird das Weltbild des Rabbis deutlich, das eine Verschmelzung des traditionellen Judentums mit der Moderne bietet. Seine Schriften verdeutlichen, wie relevant die biblischen Gebote sind. Moral und Ethik befinden sich heute weithin in Auflösung, doch nur unerschütterliche, auf Liebe basierende Gesetze können eine Gesellschaft zusammenhalten. Dafür stand Sacks in seinen Schriften und Reden ein.
Anders als andere Geistliche befand sich Rabbi Sacks niemals in der Defensive gegenüber der Moderne, welche Religiosität gern belächelt oder ihr gar feindlich gegenübersteht. Weder die Bibel noch das Judentum müssen sich beweisen oder erklären. Die Geschichte zeugt von ihrem göttlichen Ursprung.
Es war auch seine weltliche Bildung, die Rabbi Sacks zu einem Sprecher des orthodoxen Judentums machte. Als Doktor der Philosophie konnte er das Judentum modern beschreiben. Dabei wurde immer wieder deutlich, dass sein Wissen weit über das Judentum hinausging. Er war Professor mehrerer Universitäten in Großbritannien, an der Yeshiva University und an der New York University.
2005 wurde Rabbi Jonathan Sacks zum Ritter geschlagen und erhielt auf Lebenszeit einen Sitz im britischen Parlament. Auszeichnungen und Ehrungen überhäuften seine Bücher sowie sein Engagement für interkulturellen Dialog. Seinen Aufruf zur Brüderlichkeit aller Menschen wiederholte Rabbi Sacks unermüdlich im britischen Parlament und in verschiedenen Medien, die ihn alle gern einluden.
Politik und Religion hielt Rabbi Sacks stets auseinander. Es gab zwei Themen, bei denen er nicht still bleiben konnte: Israel und der Antisemitismus. Für einen Juden in der Diaspora ist es nicht selbstverständlich, für Israel einzutreten, aber Rabbi Sacks machte bei dieser Frage keine Kompromisse. Genauso war es beim Thema Antisemitismus. Obwohl es ihm schwerfiel, kritisierte er deswegen den Vorsitzenden der britischen Labor Partei, Jeremy Corbyn. Ein YouTube-Video von Sacks, 2017 veröffentlicht, beschreibt, wie sich der Antisemitismus allmählich zu einem Anti-Israelismus wandelte, obwohl er im Kern der gleiche ist.
Rabbi Jonathan Sacks wurde 72 Jahre alt
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