
Guten Morgen liebe Leser!
Es gibt viele Dinge, die mir in Israel sehr zu schaffen machen, und gewiss geht es nicht nur mir so, sondern den meisten Menschen hier. Und man kann sich davon herunterziehen lassen oder man kann auf das Gute in seinem Leben schauen, man hat die Wahl. Wie heißt es so schön: Der Pessimist sagt, das Glas ist halbleer; der Optimist sagt, das Glas ist halbvoll. Und ich sage: Das Glas fließt über, was die Vielfalt an Natur und Geschichte angeht, die dieser kleine Flecken heiliges Land zu bieten hat! Was liegt da näher, als in Zeiten, in denen einem die Entdeckung der Welt verwehrt bleibt, wenigstens das eigene Land zu entdecken?
Ich lebe im Norden Israels und war daher schon etliche Male mit meiner Familie im Naturpark Tel Dan auf den Golanhöhen. Wunderschöne Wanderwege, Quellen und sogar ein Naturpool, sehr empfehlenswert! Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich kürzlich erfuhr, dass es in diesem Naturpark drei äußerst interessante archäologische Stätten gibt, von denen ich noch nie gehört hatte. Diese Stätten sind dort etwas weiter abgelegen, der Grund warum wir sie nie zu Gesicht bekommen hatten.
Die erste Stätte ist das antike Dan aus der Zeit König Jerobeams. Sie erinnern sich, König Salomo hatte mit dem Götzendienst seiner vielen ausländischen Frauen Schuld auf sich geladen, zumal er ihnen Opferstätten baute. Als Konsequenz ließ Gott sein Königreich in zwei Teile zerfallen. Salomos Sohn Rehabeam wurde König über das Südreich (die Stämme Benjamin und Juda) und Salomos ehemaligem Aufseher Jerobeam fielen die zehn anderen Stämme zu, was der Prophet Ahija noch zu Lebzeiten Salomos als Gottes Wille bestätigte. Jerobeam baute sich Sichem, die heutige Stadt Nablus, als Hauptstadt aus und stellte in Beit El sowie im äußersten Norden in Dan jeweils einen Altar mit einem goldenen Kalb zur Anbetung auf, damit die Leute nicht nach Jerusalem in den Tempel müssten, wie er vorgab. Eben diese Kultstätte hat man in Tel Dan ausgegraben.

Dort, wo Jerobeam und nach ihm viele weitere Könige und Israeliten Götzendienst betrieben, kann man heute eine Metallkonstruktion sehen, die andeuten soll, wo der Götzenaltar gestanden haben muss.

Von den tragischen Konsequenzen der Abkehr von Gott hin zu anderen Göttern zeugt auch der Fund einer 1993 von Avraham Biran in Tel Dan entdeckten schwarzen Basalt-Stele, deren althebräische Inschrift auf die assyrische Eroberung 733/732 v. Chr. datiert wird. Es sind genau diese Niederlagen der Kinder Israel, die Eroberung ihres Volkes durch fremde Völker, die sie sich durch ihren Götzendienst selbst eingebrockt hatten. Auf dieser Stele wird das Haus Davids erwähnt, damals eine Sensation für bibelkundige Archäologen. Die wertvolle Basalt-Stele wird heute im Jerusalemer Israel Museum ausgestellt.
Eine weitere Stätte in Tel Dan ist die Stadt Lajisch, von der im Buch der Richter die Rede ist. Wussten Sie, dass der Stamm Dan sich eigentlich zunächst in der Nähe von Jerusalem niedergelassen hatte? Man hatte es sich eigentlich schon in der Gegend um Eschtaol gemütlich gemacht, das ist der Ort, wo später Simson herkam, nahe Beit Schemesch. Von dort aus sandte man Späher Richtung Norden, um weitere Wohnmöglichkeiten zu erkunden. In Richter Kapitel 18 wird beschrieben, wie die Daniter bis nach Lajisch (andere Schreibweise: Lais) kamen und dort die Stadt friedlich und unbeschützt vorfanden. Mit 600 Kriegern wurde die Stadt kurzerhand erobert und das umliegende Gebiet zum Stamm Dan zugehörig erklärt. Das Tor selbst ist natürlich heute nicht mehr da, aber die Durchgangspassage gibt es nach wie vor. Wenn man durch die alten Mauerreste hindurchschreitet, ist das schon ein ergreifendes Gefühl, das dort, vor so vielen Jahren, einst die Eroberung Kanaans durch die Kinder Israels stattfand.

Interessanterweise sagte Mose noch zu seinen Lebzeiten bei seiner Segnung der Stämme Israels genau dieses Ereignis voraus: „Und zu Dan sprach er: Dan ein junger Löwe, der herausspringt von Baschan.“ (5. Mose 33,22)
Dan hatte sich ja zunächst im Zentrum Israels niedergelassen, konnte dort aber nicht bleiben. In Josua 19,47 (Luther 1984) heißt es: „Dem Stamm Dan aber ging sein Gebiet verloren, und er zog hinauf und kämpfte gegen Leschem (Lajisch) und eroberte und schlug es mit der Schärfe des Schwerts und nahm es ein und wohnte darin und nannte es Dan nach seines Vater Namen.“ Lajisch bedeutet Löwe. Und Baschan ist die Gegend um den Hermon, also die heutigen Golanhöhen. Dort lebte einer der letzten Riesen, König Og, der von den Israeliten bei der Eroberung Kanaans geschlagen wurde, wie in Josua 12 berichtet wird.

Diese beiden Stätten waren ja schon aufregend genug, doch was noch auf unserem Erkundungsplan stand, sollte dem Fass den Boden ausschlagen! Ein uraltes, kanaanitisches Tor aus der Zeit Abrahams! 4000 Jahre alt! Den Namen hat dieses uralte Tor von der Annahme der Archäologen, dass Abraham auf dem Weg zur Rettung Lots hier eingekehrt sein muss. In 1. Mose 14 wird beschrieben, wie etliche Könige aus dem Norden gegen die Könige in der Gegend des heutigen Toten Meeres Krieg führten und dabei Lot und dessen ganze Habe als Kriegsbeute mit nach Hause nahmen (Vers 12). Abraham hörte davon, war damit nicht einverstanden und zog mit 318 Mann los, und zwar bis nach Dan (Vers 14). Dort besiegte er die Feinde und jagte ihnen bis nach Damaskus nach.
In eben dieser Zeit hatte es das Tor in Tel Dan schon gegeben, weshalb man vermutet, dass Abraham und seine Leute hindurchgegangen sein müssen, um in die Stadt zu gelangen.
Wir waren also äußerst gespannt, ob solch erhabener antiker Zeitzeugnisse und konnten es kaum abwarten, selbst einmal ein Auge auf die alte, abrahamitische Stätte zu werfen. Als wir erwartungsvoll um die Ecke bogen, bot sich uns eine Überraschung, allerdings ganz anderer Art.

Im Vordergrund ein Modell des Tores zu damaliger Zeit
Das Tor war mit einer riesigen grauen Plastikplane bedeckt. Oh Nein! Wahrscheinlich hatten die starken Regenfälle der vergangenen Monate dem Tor stark zugesetzt. Die schützende Konstruktion oberhalb der Stätte war jedenfalls kaputt und zum großen Teil abgedeckt. Wir waren nicht die einzigen, die ihrem Unmut über den traurigen Anblick lautstark Ausdruck verliehen. Das Glas war gerade sehr halbleer.
Als sich die anderen Besucher entfernt hatten, fasste ich den Entschluss, mich wenigstens einmal auf die Steintreppe zu stellen, auf die ja Abraham schon seinen Fuß gesetzt haben musste. Normalerweise mache ich sowas nicht, verpfeifen Sie mich bitte nicht. Aber meine Enttäuschung war so groß, da wollte ich wenigstens ein schönes Bild von der Treppe mitnehmen. Also zwängte ich mich an der Absperrung vorbei und dabei rutschte mir mein Handy aus der Hand.
Die drei Kratzer auf dem Display werden mich jetzt immer an das Tor Abrahams und den nicht erlaubten Abstecher hinter die Absperrung erinnern.
Und hier ist das Wetter für heute in Israel:
Zunächst teilweise bedeckt, danach heiter und etwas wärmer als gestern. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 30 Grad, Tel Aviv 28 Grad, Haifa 25 Grad, Tiberias am See Genezareth 34 Grad, am Toten Meer 37 Grad, Beersheva 34 Grad, Eilat am Roten Meer 38 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209.14 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen 34 Zentimeter bis zur oberen Grenze!
Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen einen angenehmen Mittwoch und hoffe, dass sie bald selbst wieder das Heilige Land bereisen können. Machen Sie es gut.
Schalom aus dem wunderschönen Galiläa im Norden!
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