Guten Morgen Israel – Ein Fastentag

Fasten soll gesund sein und wie so viele Sachen, die gesund sind, macht es keinen Spaß.

von Michael Selutin | | Themen: Guten Morgen
Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Boker Tov liebe Leser!

Michael und Kinder

Das Gute an einer Nachrichtenagentur aus Israel ist unter anderem, dass die Mitarbeiter von Israel Heute im täglichen Leben des Landes eingebunden sind und den Lesern über ihre eigenen Herausforderungen berichten können. In diesem Sinne erzähle ich heute über den Fastentag des 17. des Monats Tammus, also den gestrigen Donnerstag. An diesem Tag vor etwa 2000 Jahren wurden die Stadtmauern Jerusalems von den Römern überwunden. Dieses Datum gilt als Anfang des Endes des Königreiches Juda. Es beginnt ebenfalls die dreiwöchige Trauerphase, die am 9. des Monats Av mit einem weiteren Fastentag endet, dem Tag, an dem man der Zerstörung des Tempels von Jerusalem gedenkt.

Das Fasten hat vor allem den Effekt, einen Menschen aus seinem Rhythmus zu bringen. Es beginnt mit dem morgendlichen Kaffee, den man nicht trinkt und der einem sehr fehlt. Wie beginnt man einen Tag ohne Kaffee? Am besten gar nicht, würde ich sagen, aber das ist keine Option. Dann bemerkt man das fehlende Frühstück, wenn der Magen anfängt zu knurren. Ich vergesse den Hunger schnell, aber das Trinken fehlt mir doch sehr. Man hat immer ein trockenes Gefühl im Mund.

Zum Glück sind die Kinder im Kindergarten, die fasten natürlich nicht und fühlen sich so wohl, dass man sie unterhalten muss. Unser Großer hat schon seine Bar Mitzwa hinter sich und muss auch fasten. Er kommt früher von der Schule und dann muss man sich sein Gejammere anhören.

„Ich hunger!“ David spricht Deutsch mit hebräischer Grammatik, also „Ani raew – ich hunger“.

Da es kein hebräisches Wort für Durst gibt, sagt er ebenfalls mit hebräischer Grammatik, „Ich will trinken!“

Diese zwei Sätze wiederholt er wie ein Mantra. Wenn man ihm jedoch anbietet, das Fasten abzubrechen, lehnt er es ab. Er will es schaffen, aber es ist schwer und das müssen sich alle in Dauerschleife mit anhören. Ja, Durchhalten ist das Motto des Tages. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wie im Laufe des Tages das Bedürfnis, etwas zu konsumieren, immer stärker wird. Ich habe Hunger und Durst am Nachmittag größtenteils überwunden, aber ich will aus reiner Gewohnheit etwas zu mir nehmen. Es zieht mich magisch in die Küche, und ich glaube es ist weniger das Essen und Trinken, das ich will, als das schöne Gefühl, mir etwas Leckeres zu gönnen.

Am späten Nachmittag setzen bei mir meist Kopfschmerzen ein, wahrscheinlich der Kaffee-Entzug und die Dehydrierung. Ich versuche dann zu schlafen, und wenn die Kinder nicht zu laut sind, kann ich etwas Zeit mit Schlaf hinter mich bringen. Die Fastenzeit endet schließlich um 20:19 Uhr und der Segen für das erste Glas Wasser wird mit extra Konzentration und Dankbarkeit gesagt. Danach folgt etwas Leichtes zu Essen und noch mehr Wasser. Die Stimmung ändert sich auch sofort, von Müdigkeit und Trübsinn zu Freude und Energie (Energie ist keine Stimmung, ich weiß). Am Tag nach dem Fasten geht es mir meistens sehr gut, so als hätte der Körper eine Säuberung durchlaufen. Ich fühle mich erfrischt, erstarkt und könnte Bäume ausreißen. 

Jerusalem, gestern

Und hier ist das Wetter für heute in Jerusalem:

Leicht bewölkt bis heiter mit einem leichten Anstieg der Temperaturen, besonders im Landesinneren und in den Bergen. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 29 Grad, Tel Aviv 28 Grad, Haifa 27 Grad, Tiberias am See Genezareth 35 Grad, am Toten Meer 37 Grad, Beersheva 33 Grad, Eilat am Roten Meer 39 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209.20 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen 40 Zentimeter bis zur oberen Grenze!

Es ist Freitag und anstatt Bäume auszureißen, muss ich heute kleine Mädchen für den Schabbat fertig machen. Auch das ist eine Herausforderung. Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen gesegneten Schabbat.

Schabbat Schalom aus Bet Schemesch!

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