Guten Morgen Israel – Balkongebete

von Michael Selutin

Alleine beten macht keinen Spaß, aber die Synagoge ist geschlossen.

| Themen: Guten Morgen
Foto: Danny Meron/Flash90

Boker Tov liebe Leser!

Selutin_Michael

Eines der Dinge, die für uns orthodoxe Juden am schwersten ist, ist, dass wir nicht mehr mit einem Minjan (Quorum von mindestens 10 Männern) beten können. Seitdem man denken kann, verlässt man sein Haus dreimal pro Tag, um zu beten und plötzlich darf man es nicht mehr. Bei vielen haben wahrscheinlich die Füße automatisch das Haus verlassen, um zur Synagoge zu gehen, nur um zu bemerken, dass sie geschlossen ist. Für Väter von kleinen Kindern, und davon gibt es hier viele, ist es besonders schwer, nicht mehr zur Synagoge zu gehen, denn das war ein willkommener Grund, plötzlich alles stehen und liegenzulassen, hektisch auf seine Uhr zu tippen und zu schreien, „Ich komme zu spät zum Beten, bis später!“

Da wir das jetzt nicht mehr tun können, haben wir das Balkongebet entwickelt. Hierbei kommt uns zugute, dass Häuser in orthodoxen Gegenden so gebaut sind, dass die Balkone nicht untereinander liegen. Dadurch können wir unsere Nachbarn besser sehen und können einen Minjan haben, indem wir uns zur gleichen Zeit auf unseren Balkonen zusammenfinden. Das ist eine ziemlich bequeme Sache, denn anstatt auf engen Synagogenbänken zu sitzen, machen wir es uns auf unseren Gartenmöbeln bequem und da hier das Wetter mittlerweile auch viel besser geworden ist, kommt einem das Gebet fast wie Urlaub vor.

Unser Minjan in der Miriam die Prophetin Straße (schöner Name, oder?) funktioniert Dank der Chabadnikim sehr gut. Die Chabadnikim leben im Gebäude gegenüber von mir und haben 5 Jungs über 13 Jahre, die also im Minjan mitgezählt werden. Sie bringen also schon die Hälfte des Minjans mit und die anderen Teilnehmer erscheinen meist nur zehn Minuten (ziemlich gut für Israelis) nach der vereinbarten Zeit auf ihren Balkonen. So konnten wir die Pessach-Feiertage miteinander verbringen und am Mittwoch hatten wir sogar eine Thorarolle auftreiben können. Die Chabadnik-Familie hat einen Klapptisch aufgestellt, sich zwischen unsere beiden Gebäude gestellt und laut aus der Thora vorgelesen. Auch unsere Frauen und Kinder versammelten sich auf den Balkonen und wir hatten bei strahlendem Sonnenschein einen wunderbaren Blick auf die ausgerollte Thorarolle unter unserem Balkon.

Balkongebete in Jerusalem

Das Wetter für heute in Israel:

Teilweise bedeckt mit einem deutlichen Rückgang der Temperaturen. Vom Norden bis zum nördlichen Negev kann es zu vereinzelten Regenfällen kommen, die auch von Hewittern begleitet werden können. In der Judäischen Wüste und am Toten Meer besteht die Gefahr von Blitzfluten. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 17 Grad, Tel Aviv 20 Grad, Haifa 17 Grad, Tiberias am See Genezareth 23 Grad, am Toten Meer 25 Grad, Beersheva 23 Grad, Eilat am Roten Meer 27 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um einen weiteren halben Zentimeter angestiegen und liegt jetzt bei –208.955 m unter dem Meeresspiegel, es fehlen nur noch 15,5 Zentimeter bis zur oberen Grenze!  

Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen gesegneten Schabbat.

 

Shabbat Schalom aus Beit Schemesch!

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