
Es gibt nichts Schlimmeres innerhalb des Volkes als Bruderhass. Und dieser kommt immer wieder neu zum Ausdruck. „Wer mit der jetzigen Regierungskoalition kooperiert, den sollte man nicht zu den Gebeten in die Synagogen hineinlassen“, forderte der rechtsorientierte Knessetabgeordnete und jüdische Siedler Bezalel Smotrich wenige Tage vor dem biblischen Pessachfest. Landesweit haben sich viele Menschen von dieser Aussage distanziert.
„Genau deswegen wurde unsere Heimat vor etwa 2000 Jahren zerstört“, erwiderte Israels Regierungschef Naftali Bennett vor der Kamera. „Wie ist so etwas möglich, dass ein Jude einen anderen Juden in der Synagoge boykottiert?“, fügte Bennett hinzu. „Es ist immer schön zu sagen, dass wir uns alle lieben, aber nicht zusammensitzen. Wir alle lieben uns, aber dieser Jude darf nicht in die Synagoge. Was passiert mit unserem Volk?“
Zahlreiche Rabbiner warnen vor Bruderhass im Volk, der wahrscheinlich größte Feind der jüdischen Gesellschaft. In den sozialen Netzwerken haben Rabbiner versichert, dass in ihren Synagogen jeder Jude willkommen sei, egal was seine politische Einstellung ist. „Gebete stehen über Politik“, hat ein Rabbi im Post geschrieben.
Zwischendurch erinnerte der orthodoxe Parteichef Mosche Gafni daran, dass Smotrich selbst für das Zustandekommen der „bösen Regierungskoalition“ mitverantwortlich sei: Als Benjamin Netanjahu versucht hatte, eine Koalition zu bilden, war es Smotrich, der dies verhinderte und auf eine volle rechts-religiöse Koalition bestand, ohne die arabische Raam Partei von Mansour Abbas. Da sich solch eine Koalition als unmöglich erwies, nutzten Bennett und Lapid die politische Gelegenheit aus und bildeten ihrerseits eine Koalition mit Abbas. In Folge eskalierte der Hass gegen Bennett und seine Kollegen.
Es stimmt, Israels rechtsorientierte und religiöse Bevölkerung sieht im jetzigen Regierungschef Bennett einen politischen Gauner, der die Regierung gestohlen hat und mit den Linken und der arabischen Partei eine Koalition eingegangen ist. In ihren Augen ist es eine böse, eine gefährliche Regierung. Und aus diesem Grund forderte Smotrich, dass alle Kollegen aus Bennetts Partei zu den Feiertagen keinen Platz in den Synagogen haben sollten. Mit heftigem Gegenwind konfrontiert, versuchte sich Smotrich am nächsten Tag in einem Post herauszureden und erklärte, dass er es nicht so gemeint habe.
Wie oft wird Reformjuden oder messianischen Juden deutlich gemacht, dass sie in Synagogen unerwünscht sind! Warum? Nur, weil sie eine andere Vorstellung von Gott und Glauben haben. Dafür gibt es immer genügend Gründe und Ausreden. Für die religiösen Synagogen sind die Reformjuden zu liberal und im Fall Jesusgläubiger Juden ist Jesus das Hindernis. Mehr als Jesus ist das jüdische Volk in seiner eigenen Mentalität ein Hindernis für sich selbst. Also nicht nur wegen Jesus sind bestimmte Juden in Synagogen unerwünscht, sondern wegen ihrer liberalen Einstellung, politischer Uneinigkeit und dutzenden von anderen Gründen.
Wer also behauptet, dass einzig und allein messianische Juden wegen Jesus innerhalb der religiösen Gesellschaft Probleme haben, liegt falsch. In den letzten Jahren habe ich einige messianische Familien kennengelernt, die von der messianischen Gemeinde in Synagogen übergewechselt sind und dem Rabbiner von ihrem Glauben an Jesus erzählten und deswegen nicht rausgeworfen wurden.
Genau darüber predigte Jesus seinem Volk. Für mehr Liebe gegenüber dem Nächsten, denn was wir heute innerhalb der jüdischen Bevölkerung spüren, ist die geistliche Spannung im Volk, die eine Gesellschaft zerreißen kann. Hass ist wie Gift, das Menschen von innen zerstört. Hass produziert Bitterkeit, die sich in unsere Herzen und in den Verstand frisst. Im Neuen Testament wird davor gewarnt, dass wir „keine bittere Wurzel in unserem Herzen wachsen lassen sollen“. Das fühlen Menschen in unseren Tagen immer mehr. Es geht um den Hass gegenüber dem Nächsten, der anderer Meinung ist. Dieser Bruderhass wird von den meisten als eine größere Gefahr für das Volk Israel betrachtet als Jesus.
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