
(JNS) Endlich! Nach jahrelangen Verzögerungen hat die Straßenbahn in Tel Aviv am Freitagmorgen ihren Betrieb aufgenommen und ermöglicht den Pendlern eine verkehrsfreie Fahrt in und um das überlastete Stadtgebiet.
Die 24 Kilometer lange “Rote Linie“, die durch Tel Aviv führt und Bat Yam im Süden der Stadt mit dem östlich gelegenen Petach Tikva verbindet, erhielt Anfang des Monats grünes Licht für den Betrieb, nachdem alle Sicherheitsgenehmigungen erteilt worden waren.
Ursprünglich sollte das fast 19 Mrd. NIS (4,5 Mrd. Euro) teure Verkehrsprojekt vor fast zwei Jahren in Betrieb genommen werden, wurde aber immer wieder durch Fehlfunktionen, vor allem bei der Signalgebung und den Notbremsen, verzögert.
Die Linie hat 34 Stationen, darunter 10 unterirdische Haltestellen, und führt von Bat Yam über Jaffa, Tel Aviv, Bnei Brak und Ramat Gan nach Petach Tikvah. Die Hälfte der Strecke führt durch einen unterirdischen Tunnel.
“Dies ist ein Festtag für den Staat Israel”, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstag bei der Einweihung der Bahnlinie in Petach Tikva. “Heute verwirklichen wir die Verkehrsvision Israels: Wir haben versprochen, Verbindungen zwischen Städten, innerhalb von Städten und zwischen Ländern zu schaffen, und wir tun alle drei.”
Am Ort der Eröffnung der Stadtbahn am Donnerstag wurde es zum zweiten Mal in Folge politisch: Hunderte von Demonstranten, die gegen die Regierung protestierten, schrien Buhrufe und riefen “Schande” über das Justizreformprogramm der Regierung.
“Diejenigen, die uns unterstützen, und diejenigen, die gegen uns sind, werden alle diesen Zug benutzen”, sagte Netanjahu.

Kein Betrieb am Schabbat
Die Tel Aviver Straßenbahn wird von Sonntag bis Donnerstag von 5.40 Uhr bis 1 Uhr in der Nacht und freitags bis eineinhalb Stunden vor dem Schabbat in Betrieb sein, wobei in der Hauptverkehrszeit alle 3,5 Minuten und außerhalb der Hauptverkehrszeit alle sechs Minuten ein Zug kommt.
An Samstagen und jüdischen Feiertagen fährt die Bahn nicht, was in der überwiegend säkularen Stadt Kritik und Proteste hervorrief und die Debatte über den öffentlichen Nahverkehr am Schabbat in Tel Aviv neu entfachte. Der Fahrplan entspricht jedoch dem seit langem bestehenden Status quo in Bezug auf den öffentlichen Nahverkehr am Schabbat in Israel, insbesondere da die Linie durch die ultraorthodoxe Stadt Bnei Brak östlich von Tel Aviv führt.
Ein Einzeltarif für kürzere Fahrten, der über eine App oder mit der RavKav-Karte für den öffentlichen Nahverkehr erworben werden kann, kostet 5,50 Schekel (1,35 Euro), während die Fahrt auf der gesamten Strecke 12 Schekel (2,90 Euro) kostet. Beide Tarife entsprechen dem Preis einer Fahrkarte für einen städtischen Bus. Am Eröffnungstag werden die Fahrten in der Straßenbahn kostenlos sein.
Das Verkehrsministerium schätzt, dass täglich 250.000 Fahrgäste die Linie nutzen werden, und 70 Millionen im Jahr.
Der Zug hat monatelang Testfahrten ohne Fahrgäste absolviert, wobei die nationalen und muslimischen Feiertage im Frühjahr zu den Verzögerungen beitrugen, sehr zum Verdruss der Stadtbewohner.
Die erste Ausschreibung für die Bahnlinie wurde vor fast zwei Jahrzehnten veröffentlicht, während die Idee einer U-Bahn-Linie für Tel Aviv erstmals von der damaligen Ministerpräsidentin Golda Meir vor einem halben Jahrhundert ins Gespräch gebracht wurde.
Die Jerusalemer Straßenbahn wurde nach ähnlichen Verzögerungen im Jahr 2011 in Betrieb genommen. Seitdem ist sie zu einem unverwechselbaren Merkmal der gemischten Stadt geworden, das täglich von jüdischen, muslimischen und christlichen Einwohnern sowie von Touristen, die die Hauptstadt durchqueren, genutzt wird. Für beide Städte sind weitere Linien in Planung.
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